Ausgabe 11/2010: Das neue Lancia

AutoindustrieDas neue LanciaChrysler und lANCIA E Amerika trifft Italien – und was das für die Händler bedeutet. Von Doris PlateWehmut war schon dabei, als die Chrysler-Händler am 11. Mai von den Verantwortlichen von Fiat Deutschland erfuhren, dass es ihre Marke zukünftig hierzulande nicht mehr geben wird: Chrysler und Lancia-Fahrzeuge werden ab Juni 2011 nur noch unter dem Namen Lancia angeboten. Damit diese Änderung umgesetzt werden kann, erhielten alle 115 Chrysler- und 70 Lancia-Händler eine Strukturkündigung mit zwölfmonatiger Frist. Allen Partnern der italienischen Marke wurde gleichzeitig ein Letter of Intent (LOI) zugestellt, bei den Ami-Händlern gingen einige leer aus. Aber ganz davon abgesehen müssen sich vor allem die Chrysler-Händler jetzt erst einmal Gedanken machen, wie sie in den nächsten Monaten über die Runden kommen. Der Marke geht es nämlich schon seit Jahren nicht mehr gut: „Die Wahrheit ist leider, dass wir ohne Fiat bereits 2007 gestorben wären“, räumte Händlerverbands-Präsident Peter Jakob anlässlich der Händlertagung in Hanau ein. Nachdem bekannt geworden war, dass Chrysler unter Lancia vermarktet werden soll, waren Jakob und viele andere Händler zunächst empört. Mit Freude vernahmen sie aber, dass Jeep erhalten bleibt. „Das gibt den eingefleischten Chrysler- und Jeep-Händlern eine Motivation, weiter für die Marken aktiv zu sein“, so Jakob. Neue Modelle erst 2011Dennoch brennt es vielen Chrysler-Händlern auf den Nägeln: Wie sollen sie die nächsten Monate überstehen? Die Bestandsfinanzierung der Mercedes-Bank lief definitiv am 31. Mai aus, die Anschlussfinanzierung über die FGA-Bank von Fiat wird voraussichtlich teurer werden. Und die Nachfolgemodelle für den 300 C und den Voyager, die sie dann unter dem Namen Lancia vermarkten sollen, kommen erst in 2011. Der fünftürige Kleinwagen Ypsilon soll dann aber die Hälfte der Zulassungen ausmachen. Das wirft aber schon die nächsten Fragen auf: Wird es gelingen, die kommenden Modelle aus USA unter dem Label Lancia zu verkaufen, und wie kommt der Ypsilon im ehemaligen Chrysler-Showroom an? Beide Marken haben zwar gemeinsam, dass sie größtenteils über Emotionen verkauft werden, aber diese sind so unterschiedlich wie nur möglich: Auf der einen Seite das maskuline Chrysler mit Größe und protziger Ami-Optik und auf der anderen Seite Lancia mit italienischem Luxus-Handtäschchen-Design. Protz trifft LuxusDie Sortimentserweiterung nach unten wird zwar von den meisten Händlern der amerikanischen Marke begrüßt und die nach oben von den Fiat-Partnern. Aber es ist noch lange nicht klar, ob aus dem Zusammenschluss zweier Kranker ein Gesunder wird. Auch die Lancia-Händler konnten sich mit bisher 523 Zulassungen in 2010 kein Polster zulegen. Ohne Fiat würde auch hier nichts gehen. Schwarze FliesenDerweil hat Fiat schon seine Ansprüche angemeldet: 140 Quadratmeter Ausstellungsfläche sollen für Lancia zukünftig Standard sein. Wer auch Jeep führen will, braucht noch 105 Quadratmeter mehr. Der Ausstellungsraum soll schwarz gefliest sein. Rund 4.000 Euro sind für die Erstausstattung an Spezialwerkzeug fällig. Immerhin hat der neue Vertriebsverantwortliche bereits erklärt, die Kosten für die neue Signalisation zu übernehmen. Aber rechnet sich das alles angesichts der homöopathischen Zulassungszahlen, fragen sich die Händler. Wie viel wird Fiat in den Erfolg seines neuen Händlernetzes investieren? Davon war in Hanau noch nicht die Rede. Und auch die Vertragsdetails werden erst später bekannt gegeben. Schau mer mal. z :Hier brennt‘s

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