Der vietnamesische Elektroautohersteller Vinfast stampft nach Medieninformationen seinen Aktivitäten auf dem europäischen Markt ein. Das berichtet unter anderem das Tech-Portal "golem.de". Bis zum 9. Mai 2025 sollen sämtliche Showrooms und Service-Standorte in Deutschland sowie anderen europäischen Ländern geschlossen werden. Die Entscheidung betrifft rund 90 Prozent der Belegschaft in Europa, von denen nur ein kleiner Teil weiterbeschäftigt werden soll.
Neue Vertriebsstrategie
Im Zuge des Rückzugs beendet Vinfast sein bisheriges Direktvertriebsmodell. Stattdessen ist geplant, Fahrzeuge künftig über ein klassisches Händlernetzwerk anzubieten. Ein erster Schritt zur künftigen Vertriebsstruktur ist die Zusammenarbeit mit dem Autohaus Hübsch in Sachsen (wir berichteten). Diese Umstellung soll dabei helfen, die Präsenz der Marke in ausgewählten Märkten mit gezielteren Strukturen weiterzuführen.
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Gründe für den Rückzug
Als Hauptgründe für den Rückzug nennt das Unternehmen makroökonomische Unsicherheiten, steigende Zölle sowie politische und wirtschaftliche Spannungen im internationalen Handel. Während Europa aufgegeben wird, setzt Vinfast den Ausbau seiner Aktivitäten in Asien fort – unter anderem mit neuen Werken in Indien und Indonesien.
Trotz eines deutlichen Anstiegs bei den Auslieferungen – 2024 wurden weltweit fast 97.400 Fahrzeuge ausgeliefert, nahezu dreimal so viele wie im Vorjahr – verzeichnete Vinfast einen Nettoverlust von rund 3,18 Milliarden US-Dollar. Die weltweite Expansion, insbesondere in den USA und Asien, verursacht hohe Kosten, die die Einnahmen übersteigen.
Zukunft der Bestandskunden ungeklärt
Für bestehende Kunden in Europa bleiben zentrale Fragen vorerst unbeantwortet. Mit der Schließung der Service-Center entfällt der bisherige Kundendienst. Das Unternehmen hat bislang keine konkreten Pläne zur Betreuung der Bestandsfahrzeuge kommuniziert, sondern lediglich vage Hinweise auf eine mögliche Kooperation mit freien Werkstätten gegeben.
Vinfast ist erst seit Ende 2022 in Europa aktiv. Das Modellportfolio besteht aus batterieelektrischen SUV, erst Ende vergangenen Jahres ging das Kompaktmodell VF 6 zu Preisen ab 34.990 Euro an den Start. Das deutsche Vertriebsnetz umfasste bislang sechs eigene Showrooms in Köln, Hamburg, Berlin, Frankfurt, München und Oberhausen (plus Servicezentrum). Zu Jahresbeginn wurde auch eine Service-Kooperation mit der Werkstattkette ATU geschlossen.
Im vergangenen Jahr registrierte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) lediglich 175 Vinfast-Neuzulassungen.