Im Rahmen des Forum Automotive der HfWU Nürtingen-Geislingen gab Geschäftsführerin Stefanie Senger einen offenen Einblick in die Transformation der Senger Gruppe. Unter dem Titel „Wandel gestalten – Umsetzung sticht Strategie“ machte sie vor den Studierenden deutlich: Die Branche leidet weniger an fehlenden Erkenntnissen als an mangelnder Umsetzung. In Zeiten wachsender Anforderungen brauche es Unternehmen, die Strukturen, Prozesse und Kultur aktiv weiterentwickeln – und Mitarbeitende, die diesen Weg mitgehen.
Strategie allein reicht nicht – Umsetzung entscheidet
Senger machte klar, dass sich Transformation nicht am Schreibtisch entscheidet. Strategien müssten mit klaren Leistungsanforderungen, transparenten Prozessen und eindeutigen Verantwortlichkeiten hinterlegt werden. Ein zentraler Hebel war für die Senger Gruppe der Umbau der Organisationsstruktur: Regionale Einheiten werden heute durch Kompetenzzentren für HR, IT, Marketing, Finance sowie für Vertrieb und After Sales und Mobilitätslösungen unterstützt. Gleichzeitig zeigte die Praxis, dass zu viel Zentralisierung an Grenzen stößt – etwa dort, wo enge Abstimmung und regionale Nähe unverzichtbar sind.
Trotz des tiefgreifenden Wandels bleibt für Senger ein Punkt unstrittig: Ohne ein stabiles Kerngeschäft funktioniert kein Wandel. Retail und Aftersales bilden weiterhin die wirtschaftliche Basis. Parallel dazu baut das Unternehmen gezielt Fähigkeiten auf, um Omnichannel-Prozesse, digitale Kundenreisen und markenübergreifende Services effizient abzubilden.
Struktureller Umbau: Regionen und Kompetenzzentren
Die Senger Gruppe hat ihre Aufbauorganisation in den vergangenen Jahren grundlegend neugestaltet. Neben klar zugeschnittenen Regionen wurden zentrale Kompetenzzentren etabliert. Die Idee dahinter: Standards, Know-how und Effizienz bündeln, ohne die Nähe zu Kunden und Teams vor Ort zu verlieren. Ein wichtiges Learning aus der Praxis: Wo der Abstimmungsbedarf sehr hoch ist, stößt Zentralisierung schnell an Grenzen – hier bleibt regionale Verantwortung schwer zu ersetzen.
Kultur als zentraler Hebel
Besonders viel Raum nahm im Vortrag das Thema Kultur ein. In Workshops über alle Hierarchieebenen hinweg hat die Senger Gruppe fünf Leitwerte definiert: Respekt, Vertrauen, Verantwortung, Leidenschaft und Teamgeist. Diese Werte werden im Alltag sichtbar gemacht – etwa durch Wertemonate, interne Leitfäden, Gespräche in der Kantine oder regelmäßige Quartals-Updates. Ziel ist eine Kultur, in der Menschen aktiv mitgestalten und Veränderung nicht als Bedrohung, sondern als Chance erleben. Oder wie es Stefanie Senger zusammenfasst: Nur wenn Struktur, Fähigkeiten, Entscheidungswege und Kultur konsequent auf die Strategie einzahlen, kommen die PS wirklich auf die Straße.
Mitarbeiterentwicklung: Akademie, Talente, "Senger Headlights"
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Mitarbeitenden. Die Senger Akademie bietet digitale Trainings, Programme für Nachwuchsführungskräfte und Formate für das Management wie "Senger Headlights". Senger berichtete, dass ältere Mitarbeitende Veränderungen oft schneller annehmen als erwartet – vorausgesetzt, Kommunikation ist transparent und Beteiligung möglich. So wird aus abstrakter "Transformation" ein gemeinsamer Lernprozess.
Neue China-Marken, neue Anforderungen
Senger erläuterte auf Nachfrage eines Studierenden, dass der Wandel auch durch neue chinesische Marken geprägt wird. BYD, Nio und Xpeng holen in Deutschland spürbar auf, nachdem sie anfangs Schwierigkeiten hatten, sich an die hiesigen Marktmechanismen anzupassen. Mittlerweile verbessere sich die Lage jedoch deutlich: "Seit einem halben Jahr sehen wir nicht nur eine hohe Nachfrage, sondern auch tägliche Abverkäufe."