Geduld ist gefragt, um relevante Marktanteile zu erschließen. Da waren sich die Vertreter der chinesischen Marken in der vergangenen Woche beim IfA Branchengipfel 2024 einig. Prof. Stefan Reindl hatte das "New Brands Forum" mit einer kritischen Betrachtung der Marktanteile chinesischer Marken in Deutschland eröffnet. Aktuell liegt dieser bei lediglich 1,2 Prozent, wobei etwa 80 Prozent davon auf den Anbieter MG entfallen.
Die derzeit erfolgreichste chinesische Marke in Deutschland war in der Podiumsdiskussion durch Philipp Hempel, Vice President Sales bei MG Motor, vertreten. Das Unternehmen setzte von Anfang an auf ein dichtes Händler- und Servicenetz und startete mit 105 Partnern. Das nächste große Ziel des Importeurs sind 30.000 Neuzulassungen im Jahr. Hempel betonte, dass neben einem breiten Produktportfolio als Vollsortimenter vor allem gute Produkte und ein funktionierendes Team die Schlüssel zum Erfolg seien. Produktvielfalt solle weiter Basis für Wachstum sein. Hempel erklärte zudem, dass man genau hinhören müsse, um Kundenwünsche frühzeitig zu erkennen und umzusetzen.
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Ähnlich ist die Herangehensweise bei Maxus. Utz Rachner, Country Manager Germany von SAIC Maxus Europe, erklärte, wie man über ein großes serviceorientiertes Vertriebsnetz zum Erfolg kommen will. Aktuell hat die Nutzfahrzeugmarke 136 Händlerpartner. Rachner sieht – wie auch seine Kollegen – das Jahr 2030 als realistisches Zieldatum für nennenswerte Marktanteile. Entscheidend dafür sei es, mit Qualität und Service zukünftige Kundengruppen zu begeistern.
IfA Branchengipfel 2024
BildergalerieLücken auffüllen
Changan gehört mit sechs Millionen produzierten Fahrzeugen im Jahr 2023 zu den größten Automobilherstellern in China. Nic Thomas, Head of Marketing, Sales and Service, hat nun die Aufgabe, in Deutschland ein Händlernetz aufzubauen. Es sei wichtig, Hebel zu finden, um die Loyalität gegenüber etablierten Marken aufzubrechen und so Marktanteile zu gewinnen, betonte Thomas. Die Lücken, die so entstünden, müsse man schnell auffüllen können. Thomas verglich den Markteintritt mit einem Marathonlauf: Es gelte ein hohes Tempo über eine lange Strecke aufrechtzuerhalten – so könne man dann langfristig auch ein Ziel von einem Prozent Marktanteil erreichen.
Einen anderen Ansatz fährt Nio. Laut Florian Otto, Director Communications Europe, will man den Markt ohne traditionelles Händlernetz erobern – auch in Zukunft. Stattdessen gebe es sechs eigene Anlaufstellen für die Community. Nio sei eine Premiummarke mit klarem Fokus auf digitale Usability, sagte Otto. Geplant sei, den zukünftigen Erfolg durch konkretes Kundenfeedback über die installierten digitalen Services zu gestalten. Ziel sei es, ein funktionierendes digitales Ökosystem für den Nutzer aufzubauen, so dass das Kundenerlebnis hinführe zum Kauf des Fahrzeugs. Das dauere seine Zeit und setze einen langen Atem voraus.
Preisniveau
Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage nach dem Preisniveau chinesischer Fahrzeuge. Die allgemeine Meinung war klar: Der Preis allein ist nicht ausschlaggebend. Das Gesamtkonzept muss stimmen. Laut Hempel steht der gesamte Markt vor der Aufgabe, bezahlbare Mobilität bereitzustellen. Die neuen Technologien seien der Grund, warum Autos heute deutlich teurer seien als noch vor einigen Jahren. Thomas verglich die Situation der chinesischen Hersteller mit der der Koreaner vor über 20 Jahren: Diese schafften es ebenfalls, durch eine gute Balance zwischen Preis, Sicherheit und Qualität nennenswerte Marktanteile zu erarbeiten.