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Kommentar: Verbrenner-Verbot - ein guter Einschnitt?

03.03.2023 11:49 Uhr | Lesezeit: 4 min
Aus für den Verbrennungsmotor
© Foto: picture alliance/Sulupress.de|Torsten Sukrow/Sulupress.de

Weshalb wird politisch so ausschließlich auf das Elektroauto gesetzt, statt sich auf den Weg nach der langfristig besten Lösung zu machen?, fragt AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat.

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Rund 28 Prozent der CO2-Emissionen in der EU sind dem Verkehr zuzurechnen. Das macht am weltweiten CO2-Ausstoß 0,9 Prozent aus. Im Klartext, wenn der gesamte Verkehr in der EU ruhen würde, gäbe es immer noch keinen blauen Himmel! Das Verbrenner-Verbot des EU-Parlaments vom 14. Februar 2023 ist mehr grüne Ideologie und gegen den "Klimakiller Auto" gerichtet als praktische Vernunft. Abgeordnete von CDU und CSU aus der christdemokratischen EVP-Fraktion haben gegen das Verbrenner-Aus gestimmt. Der CDU-Politiker Jens Gieseke spricht von Irrsinn und einem technologiefeindlichen Holzweg, den die EU-Mehrheit beschreite.

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Weshalb wird politisch so ausschließlich auf das Elektroauto gesetzt, statt sich auf den Weg nach der langfristig besten Lösung zu machen? Wirkungsvoller Klimawandel gelingt primär über technische Innovationen. Und da wird es bis 2035 noch großartige neue klimafreundliche Entwicklungen geben. Weiter: Weshalb lässt man E-Fuels nicht langfristig zumindest für Bestandsfahrzeuge als Alternative zu den Stromern zu? Es fahren gegenwärtig rund 1.000.000 E-Fahrzeuge auf deutschen Straßen. 70.000 Ladesäulen sind installiert. 2030 sollen 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen fahren. Dazu bedarf es eine Million Ladesäulen. Zur Stunde kann niemand absehen, ob dieses Ziel überhaupt erreichbar ist. Weiter: es gibt in den kommenden Jahren nicht genügend "grünen Strom" für die Elektromobilität. Und dennoch nimmt man die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz! Man sollte als politisches Ziel besser die Emissionsreduktion festlegen, aber den Weg dorthin offen zulassen. Lasst es werden!

Bestehende E-Auto-Vorbehalte

Da muss auf dem Automarkt noch einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden, bis der Elektroantrieb die Mehrheit der Autofahrer überzeugt. Neue Modelle werden dazu künftig sicherlich positive Wirkung haben. Aber zu welchen Preisen? Ohne Subventionen und Steuervergünstigungen braucht es noch maßgeblicher Technikfortschritte, bis die Stromer preislich attraktiver werden, vor allem die Kleinwagen. Das E-Auto muss auch für den Normalverdiener erschwinglich sein.

Rohstoffabhängigkeit

Es sei erwähnt, dass Europa bei den Rohstoffen für die Elektromobilität quasi abhängig von China ist. Gut so? Außerdem ist die Fahrzeugproduktion in China um den Faktor vier emissionsintensiver als in der EU. Und diese sauberen chinesischen E-Fahrzeuge werden möglicherweise dann noch mit deutschen Klima-Fördergeldern prämiert. Wenn die EU-Kommission 2026 die reale Emissionsreduzierung überprüft, sollte man dabei sehr wohl den gesamten Nutzungszyklus eines E-Autos berücksichtigen.

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Es sind auch die Hersteller (VW, Mercedes-Benz u.a.) selbst einschließlich maßgeblicher Zulieferer, die voll auf das E-Auto setzen, aktuell ihre Produktionswerke dafür umbauen, weitere Verbrenneraktivitäten nach Osteuropa oder China verlagern und damit Personal abbauen. Die Dieselofferten werden sichtbar zurückgefahren, und die Japaner sind wie Volvo gar aus dem Diesel-Pkw ausgestiegen. Die Ausnahme Mazda. Mazda setzt mit dem nagelneuen Reihensechser CX-60 e-Skyactiv D 200, 200 PS, 5,0 l D/100 km Verbrauch (WLTP) ab 46.150 Euro neue Maßstäbe. Die Autohersteller sollen beim Verbrenner bis 2025 den CO2-Ausstoss um 15 Prozent, bis 2030 um 55 Prozent und dann ist für 2035 das 100-Prozent-Ziel an Reduktion zu erreichen. Das führt nach und nach zu einem weiteren Rückgang des Diesels. Gebrauchte Diesel gibt es aber auch noch nach 2035.

Vorausschau: Bis 2035 wird noch viel Wasser im Rhein das Europaparlament in Straßburg fließend grüßen und die Kinzig bei ihrer Mündung dort in den Rhein mit frischem Schwarzwaldwasser versorgen. Zum Wohle besserer Erkenntnis!


Zur Person: Prof. Hannes Brachat

Hannes Brachat, Jahrgang 1948, ist seit vielen Jahren Kenner und Beobachter der deutschen Kfz-Branche. Von 1984 bis 1993 wirkte er als Chefredakteur von AUTOHAUS, seitdem ist er Herausgeber des Fachmagazins. Von 2002 bis 2014 war er Professor für Automobilwirtschaft, Schwerpunkt Autohaus-Management, an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen-Geislingen. Ab 2014 nahm er diese Aufgabe in Form eines Lehrauftrages wahr.

Seit dem Start von Autohaus.de im Jahr 1998 ist Brachat engagierter Kolumnist und Kommentator des aktuellen Branchengeschehens. Seinen Blog "HB ohne Filter" finden Sie hier!



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KOMMENTARE


Sunny

06.03.2023 - 00:00 Uhr

Herr Brachart, wenn Sie nochmal in sich gehen sollten werden Sie feststellen, dass Ihre Argumentation voller Polemik ist. Sie zweifeln die Machbarkeit des Aufbau der Infrastruktur bis 2025 an und unterschätzen die Marktdynamik und den Marktwillen der kommenden Generation komplett. Aber ok: Dann zweifle ich hiermit die Machbarkeit von sogenannten e-Fuels für den gesamten Verkehrssektor an. Es ist ein Irrglaube den Menschen zu erzählen, es gäbe für Gertrud und Heinz-Dieter zukünftig e-fuels an der Tanke zu kaufen. Diese teure und ökoligisch zweifelhafte sogenannte "Alternative" wird dem gewerblichen Bereich vorbehalten sein, bei denen ein Umstieg auf e-Mobilität nicht vorgenommen werden kann. Und mit dem "nur" Verkehrsanteil von 0,9% blablabla sollten sie als Professor erst gar nicht hausen gehen, (...)


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