In der Klimadebatte kommt die deutsche Autoindustrie kurz vor Beginn der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA in Frankfurt nicht zur Ruhe. Nach der Androhung von Sanktionen durch die EU-Kommission (Lesen Sie hier) warfen Umweltverbände den Autobauern am Montag vor, die Öffentlichkeit auf der am Donnerstag beginnenden Automesse IAA in Frankfurt mit einer "Klimashow" täuschen zu wollen. Statt Spritspartechniken in Großserie einzusetzen, gebe sich die Branche mit teuren Werbekampagnen ein ökologisches Image, kritisierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin. Greenpeace demonstrierte vor dem Bundesverkehrsministerium in Berlin für ein Tempolimit von 120 Stundenkilometern auf Autobahnen. Moderne Techniken zur Reduzierung des Verbrauchs hätten schon lange "ungenutzt in der Schublade der Hersteller gelegen und wären ohne die Klimaschutzdiskussion wohl auch in absehbarer Zeit nicht hervorgeholt worden", schrieb der Umweltverband NABU. Ein Tempolimit ist nach Ansicht von Greenpeace "die schnellste und kostengünstigste Maßnahme, um Treibhausgase zu verhindern". Nach einer Forsa-Umfrage hätten sich mehr als 60 Prozent der Befragten für ein Tempolimit ausgesprochen. Die deutschen Autobauer wollen auf der diesjährigen Automesse IAA ihre Fortschritte beim Umweltschutz beweisen. In "nie gekanntem Umfang" werde die weltgrößte Branchenmesse Lösungen zur Senkung des CO2-Ausstoßes zeigen, kündigte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, in Frankfurt an, ohne einzelne Neuheiten zu nennen. "Diese IAA wird den Beweis dafür liefern, dass die Industrie die Herausforderungen des Klimaschutzes offensiv annimmt." Insgesamt sind auf der IAA 128 neue Modelle zu sehen, darunter 88 Weltpremieren. 1.081 Autobauer und Zulieferer aus 40 Ländern zeigen ihre Neuheiten. Die Mehrzahl der sparsamen Autos auf dem deutschen Markt wird nach Angaben des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) von ausländischen Firmen angeboten. Nach dem Leitfaden der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) lieferten die Ausländer fast 72 Prozent aller Pkw-Modelle mit einem Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) bis zu 130 Gramm je Kilometer. Die Autobauer stehen unter Druck, da sich im Frühjahr die EU-Regierungschefs und die Kommission für den Umweltschutz auf einen durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 120 Gramm je Kilometer geeinigt hatten. EU-Umweltkommissar Stavros Dimas droht inzwischen mit Sanktionen für den Fall, dass die Zielwerte verfehlt werden. Lesen Sie auf Seite 2: "Knoten soll platzen"
Ökoverbände nehmen Autoindustrie unter Beschuss
BUND und NABU werfen Herstellern Verbrauchertäuschung vor: "IAA als Klimashow" / Wissmann hofft auf Schub für lahmen Pkw-Markt