Händlerverband: Renault trotzt dem Trend

Der "Kuchen" sei "einmal mehr kleiner geworden", konstatierte Alexander Sehner, der auf dem VDRP-Jahreskongress den gesundheitlich angeschlagenen Hans-Werner Hauth vertrat. Trotz dieses kleiner werdenden Gesamtmarktes konnten sich Renault und Dacia in diesem Umfeld "sehr gut behaupten", viele Altlasten der Vorjahre gelten inzwischen als abgetragen, die Grundlage für weiteres Wachstum ist damit geschaffen. R5 als Turbo Zufrieden zeigte sich auch Renault-Deutschland-Chef Florian Kraft. Getragen von der starken Nachfrage nach dem Renault 5 habe der Hersteller im Elektrosegment regelrecht einen Satz nach vorn gemacht. Die Stückzahlen hätten sich mehr als verdoppelt, der kleine Stromer mit Retro-Anmutung rauschte bereits im Juli über sein Jahresziel - obwohl er erst im Frühjahr auf die Straßen kam. Doch nicht nur elektrisch läuft es. Auch im klassischen Verbrennergeschäft meldet Renault kräftigen Schwung. Der Austral legte um 30 Prozent zu und schob sich mit rund 9.000 Einheiten nur knapp hinter den Clio. Selbst die Nutzfahrzeug-Sparte, die mit einem Fehlstart ins Jahr ging, fand zur Mitte des Jahres wieder Tritt und schloss mit einem Plus von zehn Prozent ab. Renault gehört damit zu den wenigen Importeuren, die in einem Markt wachsen, in dem die deutschen Hersteller zuletzt ihren Vorsprung spürbar ausgebaut haben. Dass man wieder stärker aufeinander zugeht, zeigt auch die Rückkehr der Renault Convention - ein Format, das sieben Jahre pausiert hatte. Auf dieser Basis und mit frischen Modellen im Rücken will Renault den Schwung ins kommende Jahr mitnehmen. Entscheidend werde sein, den neuen Clio und den Twingo sauber in den Markt zu bringen, sagte Kraft. Im Nutzfahrzeuggeschäft rechnet der Hersteller mit 17.500 Einheiten, rund vier mehr pro Gebiet. Als Orientierungsmarke nannte Kraft zudem 69.000 Pkw-Zulassungen fürs kommende Jahr, betonte jedoch, dass sich solche Ziele in der derzeit politisch aufgeladenen Lage nur eingeschränkt verbindlich formulieren lassen. Während Renault also mit vorsichtigem Optimismus Richtung 2026 schaut, präsentierte sich die Schwestermarke in Köln mit sichtbar breiter Brust. Dacia-Rekordserie soll weitergehen Und dafür gibt es durchaus Gründe. Mit dem Bigster hat Dacia nicht nur im C-Segment Fuß gefasst, sondern dort mit starken Zulassungszahlen sofort eine spürbare Marke gesetzt. Für Dacia Managing Director Thilo Schmidt ist das eines von mehreren Signalen, dass die Marke inzwischen selbstbewusst auftreten kann. Im Privatmarkt ist Dacia mittlerweile eine der führenden Marken in Deutschland. Die Rollen hätten sich damit verschoben, sagte Schmidt, und Dacia müsse sich darauf einstellen, künftig von der Konkurrenz "gejagt" zu werden. Für die anwesenden Dacia-Händler hatte Schmidt in Köln gleich mehrere Aussichtspunkte im Gepäck, mit denen die Marke ihr fünftes Rekordjahr in Folge anvisiert. Das Modellprogramm wird weiter geschärft: stärkere Motorisierungen für bestehende Baureihen, ein Angriff auf das Elektro-Kleinwagensegment mit dem Spring-Nachfolger sowie ein neues C-Segment-Modell, das "nicht komplementärer zu Bigster und Jogger sein könnte", wie Schmidt betonte. All das soll Dacias Aufwärtstrend fortsetzen. Auch im Vertrieb sieht Schmidt noch Stellschrauben. Besonders die Leadgeschwindigkeit falle je nach Handelspartner sehr unterschiedlich aus. "Der erste, der kommt, hat die besten Chancen", sagte er und machte deutlich, wie entscheidend schnelle Reaktionszeiten für die weitere Performance seien. Bonus neu strukturiert In Köln präsentierte Florian Kraft mehrere Maßnahmen, mit denen der Importeur ab 2026 mehr Planungssicherheit und weniger taktische Ausschläge im Vertrieb erreichen will. Das Bonussystem wird moderat angepasst, um die Stabilität zu erhöhen und das jährliche "Damoklesschwert der Rückbelastung" zu entschärfen. Künftig soll die kontinuierliche Zielerreichung pro Monat stärker honoriert werden, während kurzfristige taktische Aktionen deutlich reduziert werden. Beim Vorführwagenprogramm werden die Regeln ebenfalls straffer gefasst. Die zinsfreie Zeit sinkt auf 60 Tage, die Haltedauer wird auf 180 Tage vereinheitlicht. Kraft begründete die Verschärfung damit, dass hier "Schlupflöcher" gesucht worden seien. Im Bereich Elektromobilität erfolgt ein klarer Kurswechsel. Der bisherige CAFE-Bonus entfällt. An seine Stelle tritt ein verbindlicher CAFE-Qualifier, der als Voraussetzung für das gesamte Bonussystem gilt. Elektromobilität wird damit zur festen Grundanforderung. "Elektro ist das neue Normal", sagte Kraft. Der neue Qualifier richtet sich nach dem Elektroanteil im jeweiligen Händlergebiet - eine Größe, die regional teils deutlich schwankt. Renault setzt deshalb auf eine relative Bewertung und definiert eine Penetrationsrate von 80 Prozent als Maßstab. So solle sichergestellt werden, "dass ein Fokus auf dem Thema liegt", betonte Kraft. Zudem wird das Prämiengefüge um einen Jahreserfolgsbonus. Die Zahlung erfolgt on top zu den bestehenden Boni und soll mehr Kontinuität in die Jahresperformance bringen. "New R" startet in Heuchelheim Auch beim Markenauftritt zieht Renault nach. Mit "New R" startet eine modernisierte CI, deren erste Umsetzung in Heuchelheim in Kürze zu sehen sein wird. Für die Umsetzung arbeitet Renault nun mit Turner & Townsend zusammen - ein Schritt, der auf der Veranstaltung in Köln wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde und den viele Händler positiv bewertet haben. Im Aftersales zeigt sich das Bild einer stabilen Ertragssäule. Der Umsatz pro Neuwagen liegt nach Herstellerangaben sieben Prozent über Vorjahr. Gleichzeitig arbeitet Renault an einem Auslastungsindex, um die mitunter enormen Unterschiede in den Vorlaufzeiten der Werkstätten zu reduzieren und so nicht unnötig Kunden an freie Anbieter zu verlieren. Deutlich wurde auch, dass bei den Ferndiagnosen noch viel Luft nach oben ist. Rund 40 Prozent der Händler haben die Ferndiagnose bislang nicht eingesetzt. Diejenigen, die es tun, erzielen heute bereits klar messbare Vorteile im Kundenerlebnis. Aufzinsung steht vor dem Aus Auch die Finanzierungsseite kam in Köln zu Wort. Hans von Mangoldt machte gemeinsam mit Nadine Belting klar, wohin die Reise im kommenden Jahr gehen soll: Die mehrfach diskutierte Weiterentwicklung von Flexi-Lease werde künftig nicht mehr weiterverfolgt. Stattdessen konzentriert man sich auf ein gemeinsames Alternativprodukt mit Meinauto. "Es macht keinen Sinn, in zwei Produkte gleichzeitig zu investieren", so Belting. Parallel dazu verschärfen regulatorische Entwicklungen den Handlungsdruck und werfen neue Fragen für das kommende Jahr auf. So rollen in Großbritannien der UK Supreme Court und die FCA im Bankensektor ein Verfahren zu Motor-Finance-Provisionen neu auf, das potenziell mehrere Milliarden Pfund kosten könnte. Das Thema sorgt europaweit für Aufmerksamkeit: Die EZB schaut genauer hin, die BaFin hat deutsche Anbieter abgefragt. Der Zentralvorstand von Mobilize Financial Services hat darauf reagiert und entschieden, dass die bisherige Aufzinsungspraxis in Deutschland nicht weiter fortgeführt werden soll. Die Handelspartner wolle man hierzu noch genauer informieren.

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