Nach neuen Beleuchtungsvorschriften für Autos am Tage will die Bundesregierung die Verkehrssicherheit nun auch bei elektronischen Antischleudersystemen wie ESP vorantreiben. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) forderte am Dienstag die Automobilindustrie ultimativ auf, unfallmindernde Stabilitätssysteme in alle Neuwagen, also auch kleine Autos, serienmäßig einzubauen. Für eine Selbstverpflichtung der Branche setzte er eine Sechs-Monats-Frist, sonst sei mit gesetzlichen und EU-weiten Schritten zu rechnen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) äußerte daraufhin die Erwartung, dass die deutschen Hersteller "in kürzester Zeit" alle Neuwagen mit elektronischen Stabilitätssystemen ausrüsten werden. Bereits heute seien in Deutschland knapp 70 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge mit ESP zur Verringerung der Schleudergefahr ausgerüstet, das sei Weltspitze, hieß es beim VDA. "Wir erwarten, dass die Ausrüstungsrate innerhalb kürzester Zeit auf die 100-Prozent-Marke kommen wird." Laut Stolpe sind nur 64 Prozent aller Pkw mit solchen Systemen ausgestattet. "Das reicht mir aber nicht." Gerade bei Kleinwagen sind Fahrstabilitätssysteme leider noch nicht die Regel. In diesem Bereich müssen die Hersteller mehr tun." Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) ergänzte, Kleinfahrzeuge müssten im Vergleich zu größeren Autos Sicherheitsnachteile ausgleichen. "Zudem werden Kleinfahrzeuge vor allem von jungen Fahrern genutzt, denen noch Fahrerfahrung fehlt." Der DVR begrüßte Stolpes Initiative. Die Systeme sollten in alle Pkw, Busse und Lkw eingebaut werden. "Mindestens 20 Prozent aller Schleuderunfälle könnten durch diese Technik vermieden werden", so DVR-Hauptgeschäftsführer Christian Kellner. In anderen Studien sei sogar von 40 bis 45 Prozent die Rede. Bei einer 100-prozentigen Ausrüstung mit ESP würde laut DVR der Rückgang getöteter Pkw-Insassen bei 15 bis 20 Prozent liegen – "das hieße jedes Jahr 800 Pkw-Tote weniger". Unfallforscher und Versicherer hätten errechnet, "dass die Ausrüstung aller Lkw mit ESP 100 Verkehrstote und 500 Schwerverletzte pro Jahr verhindern würde". Der Automobilclub AvD hielt dem Minister "Populismus" vor. Zweifellos ließen sich mit Stabilitätssystemen schwere Unfälle vermeiden, doch dann müsse sich Stolpe auch für andere und wichtigere Verpflichtungen wie die Fahrkontrolle in Lkw, für Winterreifen, Abstandshaltesysteme, EU-Unfalldatenspeicher "und andere fertige Entwicklungen" aussprechen. (dpa)
Stolpe setzt Ultimatum für Auto-Stabilitätssysteme
Minister gibt Industrie sechs Monate Zeit, auch Kleinwagen mit ESP auszustatten / Automobilclub AvD: "Populismus"