Ausgabe 11/2008: Verdrängungsopfer Peter Janssen

KommentarVerdrängungsopfer Peter JanssenEin aufmerksamer, einfühlsamer Automobilhändler vom Niederrhein ließ mir die Todesanzeige über Peter Janssen zugehen. Unglaublich! Unfassbar! Eine Botschaft, die einen in Verlegenheit setzt. Wir wissen, dass es die richtigen Worte in einer solchen Situation gar nicht gibt, weil kein tröstliches Wort und kein gut gemeinter Ratschlag einen so tiefen Schmerz lindern können. Ein derartiger Aufschrei, die Verzweiflung über den Verlust des eigenen Lebenswerkes ist mehr als ernst zu nehmen. Peter Janssen wurde mit der Händlervertragsauflösung ein großes Stück an Lebenssinn genommen. Wie oft ertappen wir uns in der Floskel an die Leidtragenden, dass alles wieder gut wird und das Leben weitergeht!? Das ist für die Betroffenen Geschwätz von Leuten, die sich niemals in ihre sehr dunkle Lage versetzen können. Peter Janssen hat sich nicht mehr über die kapitalistischen Schicksalsschläge stellen können. Bei derartigen Fällen wird in der Branchenszene gerne die Begrifflichkeit der Marktverdrängung verwendet, von den unsichtbaren "Selbstreinigungskräften" des Marktes gesprochen. Welch ein Unsinn! Das Gute wie das Böse wird nicht vom Markt bestimmt, sondern von Menschen gemacht. Nach der Freiheit ist die Gerechtigkeit für uns Menschen die wichtigste Lebenstugend. Wenn ein Händler "abserviert" wird, was immer wieder vorkommt, dann kann das strategische Hersteller-Notwendigkeit sein. Aber das "Wie" können die handelnden Personen im kapitalistischen Markt sehr wohl gestalten. Also, es geht um die Verantwortung, die die handelnden Manager haben! Wer die Fäden in der Hand hat, darf nicht spinnen. Das gilt gleichermaßen für die Handelsverbände. Der "Fall Janssen" beweist außerdem, dass die Ausbeutung der Mitte der Gesellschaft die Ursache des allgemeinen Unbehagens ist. Ich darf aus meiner 25-jährigen journalistischen Tätigkeit die Aussage treffen, dass die unmenschlichsten Trennungsinszenierungen der Branche aus dem Hause BMW zu vermelden sind. Der Anspruch einer Premiummarke ist dort in Sachen Netzpolitik wohl in einer Tiefkühltruhe abgestellt. Warum? Wer setzt im Hause BMW derartige Premium-Vorgaben? Wer inszeniert diese Machenschaften? Von Händlerwertschätzungspolitik keine Spur. Ich darf die BMW-Skandalfälle Kesenheimer, Altmann, Scheller, Eger, ich darf die Trennungsarien BMW-Rover 2000 ff. in Erinnerung rufen. Schlimm! Ich habe ein Exemplar dieser Ausgabe an Ralph Weyler, den Ex-BMW-Deutschland-Geschäftsführer und Ex-Audi-Vertriebsvorstand an dessen Vorruhestandsadresse geschickt. Ebenso an den BMW-Vorstandsvorsitzenden Norbert Reithofer und den BMW-Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Dr. Joachim Milberg. Zur Kenntnisnahme! Vielleicht hat einer den Mut und haut die Todesnachricht von Peter Janssen beim BMW-Vertrieb Inland mit einem 320er Nagel ans "Schwarze Brett".Hannelore Janssen, der Ehefrau des Verstorbenen, und ihrer Familie gilt mein ganz hoher Respekt für diese sehr mutige wie herzliche, ja von großer Liebe getragene Abschiedsanzeige. Dieses Schicksalsphänomen muss der Familie Janssen das Herz zerreißen. Wenn es in der Todesnachricht heißt: "...er hat einen guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt", so zeigt das uns, dass Peter Janssen diesen Schlag nicht einfach einem blinden Zufall zuschreibt, sondern uns wissen lässt, an wen wir uns wenden können, wenn das Unglück alles Sagbare übersteigt. Das sind allerdings weder die Götter des ewigen Erfolges noch die Götter des grenzenlosen Wachstums. Möge der Tod das Tor des Lebens für ihn sein. Prof. Hannes BrachatHerausgeber AUTOHAUS

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Verdrängungsopfer Peter Janssen

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