In der Debatte um die später gescheiterte VW-Übernahme durch Porsche hat Bundespräsident Christian Wulff Rückendeckung erhalten. Niedersachsens früherer Ministerpräsident habe keine Vorab-Informationen über die Pläne von Porsche gehabt, sagte der damalige Chef der Wirtschaftsabteilung der Staatskanzlei, Mathias Middelberg, am Montag dem Rundfunksender NDR 1 Niedersachsen.
Middelberg, der heute für die CDU im Bundestag sitzt, betonte außerdem, dass Wulff auch kein Interesse daran gehabt habe, Informationen zurückzuhalten. Das Land Niedersachsen habe mit allen Kräften versucht, zu verhindern, dass Porsche VW übernimmt. "Wenn wir irgendwelche geheimen Informationen gehabt hätten, hätten wir die mit Sicherheit zur Verfügung gestellt", sagte Middelberg.
Zuvor hatte das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet, dass die niedersächsische Staatskanzlei vielleicht schon früher als bisher angenommen von den Plänen Porsches zur Übernahme von VW gewusst habe (wir berichteten). Middelberg habe Wulff im Februar 2008 mitgeteilt, dass Porsche die Übernahme von bis zu 80 Prozent der VW-Anteile anstrebe.
"Meine subjektive Einschätzung"
Ein entsprechender Vermerk damals hat laut Middelberg vor allem auf Zeitungsberichten oder Analysten-Einschätzungen basiert. "Das war meine subjektive Einschätzung und wahrscheinlich auch die Einschätzung vieler anderer, dass eine Übernahme die Absicht von Porsche ist, aber ich hätte das nicht belegen können und ich hatte auch keine definitive Information dazu von der Porsche-Seite."
Porsche hatte bis Ende Oktober 2008 stets abgestritten, einen Aktienanteil von 75 Prozent bei VW anzustreben. Viele Anleger hatten auf sinkende VW-Kurse gesetzt und Milliarden verloren, als Porsche dann erklärte, der Stuttgarter Sportwagenbauer strebe doch 75 Prozent bei VW an, und der Kurs kurzfristig bis auf über 1.000 Euro stieg. Laut "Spiegel" hätte Wulff nach Ansicht von Kapitalmarktexperten nach dem Vermerk seines Mitarbeiters den VW-Aufsichtsrat über diese Information unterrichten müssen. (dpa)
Harald Paprocki