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20 Jahre Audi RS6: Vorsprung durch Power

02.08.2022 09:28 Uhr | Lesezeit: 5 min
Vor 20 Jahren haben die Ingolstädter ihre erste Generation der High-Performance-Modelle auf den Weg gebracht, mittlerweile gibt es vier
© Foto: Audi

Vor 20 Jahren brachte Audi den ersten RS6. Mittlerweile röhrt die vierte Generation. Wir haben sie alle gefahren. Eine Zeitreise mit 2.188 PS.

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Für eine Reise durch die Zeit eignen sich viele Maschinen. Ein Audi RS6 ist da nicht die schlechteste Wahl. Vor 20 Jahren haben die Ingolstädter ihre erste Generation der High-Performance-Modelle auf den Weg gebracht, mittlerweile gibt es vier. Zum Endspurt der Verbrenner-Ära gönnen wir uns eine Zeitreise durch die bewegte Historie des RS6, ein rasanter Roadtrip mit allen vier Avant-Generationen.

Das Geschäftsmodell RS hat sich in all den Jahren nie wesentlich geändert. Sebastian Grams, Geschäftsführer von Audi Sport (ehemals quattro GmbH), verpackt es mit Augenzwinkern in einen Satz: „Wir haben immer viel zu große Motoren in zu kleine Autos gebaut.” Begonnen hat alles im Sommer 2002 mit dem Audi RS6 der Baureihe C5. Vorgestellt am Nürburgring beim 24 Stunden-Rennen. Der C5 war das dritte Modell, das die Audi-Tochter quattro GmbH damals produzierte, das erste mit Turbo aufgeladenen V8. Zunächst finalisierten die Monteure die ersten beiden RS6-Generationen noch per Hand in den Hallen der quattro GmbH. Das dauerte 15 Stunden extra. Pro Auto. Ursprünglich war der C5 RS6 auf 999 Exemplare limitiert, am Ende wurden es über 8.000.


Audi RS6 20 Jahre

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Es ist die souveräne Urgewalt, die dieses Kraftpaket mit V8-Biturbo und 331 kW / 450 PS so faszinierend macht und vom Fußvolk der gängigen Dienstwagen abhebt. Die Väter des RS6 verpacken die knapp zwei Tonnen in schlichtes Understatement. Silberne Außenspiegel wie glänzende Manschettenknöpfe, ovale Endrohre, etwas breitere Backen. Innen gehobener Luxus, nicht zu dick aufgetragen. Noch heute strahlt der C5 zeitlose Eleganz aus. Ein Twen mit Genen aus dem Jungbrunnen. Wir steigen in einen daytonagrauen Kombi aus dem letzten Baujahr 2004. Sportgestühl mit schwarzem Leder, RS6-Prägung - und komplett überholter Ergonomie. Viel zu hoch und aufrecht hockt man da hinterm Steuer. Irre, das fanden wir damals völlig okay. Das Cockpit ist klar gezeichnet und nur ein bisschen altersmüde. In der Mitte sitzt ein Mini-Monitor, kaum größer als das Display heutiger Handys. Aller Multimedia Anfang.

Schlüssel gedreht, den Startknopf hat Audi noch nicht erfunden. Der Vorsprung durch Power ist heute noch greifbar. In unter fünf Sekunden bollert der Kraftwagen auf Tempo 100, nur die gemütliche Fünfgangautomatik nimmt sich hier Zeit. Abgeregelt wird bei 250.


Audi RS6 (2020)

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Genau wie beim Nachfolger C6 RS6, gebaut ab 2008 und wieder fast so unscheinbar wie ein braver Vertreter-Kombi. Wir wechseln in den inuitweißen Avant und nehmen Stefan Reil gleich mit auf den Beifahrersitz. Audis Godfather of RS war bis 2017 als Entwicklungsleiter an der Entstehung aller RS6 maßgeblich beteiligt und kommt gleich mal ins Schwärmen. "Ein Wunderwerk. Ich kenne keinen Motorraum, der besser gefüllt ist." Gemeint ist natürlich der Fünfliter-V10 des C6, der ganz ähnlich auch in den Lamborghini Gallardo einzieht und unter der Audi-Haube jeden Zentimeter ausfüllt. Reil scherzt: "Zum Kerzenwechsel haben wir Pianisten eingestellt."

Der König von Bayern, der stärkste Audi seiner Zeit, erhält zusätzliche Luft von zwei japanischen Turboladern, den Hub verkürzt Audi von 92 auf 89 Millimeter. Die Leistung springt auf 426 kW / 579 PS und verwirrt die Sinne jedes redlichen Autofahrers, die seidige Laufkultur des Zehnzylinders wickelt dich auch heute noch um den Finger. 650 Newtonmeter Drehmoment schieben den stärksten C6 - quasi aus dem Stand - wie eine eiserne Faust in 4,6 Sekunden auf Tempo 100. Und du denkst: Ja, genau so muss ein Verbrenner sein. Mehr braucht man ja eigentlich gar nicht….

Die Presse schwärmt: "Der ultimative Autobahnhai". Geradeaus ein Gedicht. Doch jede Sporteinstellung ist Makulatur, wenn der Proband adipös veranlagt ist. "Wir haben damals die Grenze des technisch Möglichen ausgelotet, sogar eine Trockensumpfschmierung aus dem Rennsport integriert", sagt Reil heute fast entschuldigend. "Leider saßen 1.260 Kilo der über zwei Tonnen weit vorne auf der Vorderachse." Dadurch wird seine Hoheit extrem kopflastig und entsprechend unbeweglich. Vor allem in schnellen Kurven. Um die Fuhre zu stoppen, wurden Keramikbremsen angeboten, groß wie eine Familienpizza.


Audi RS6 Avant Performance

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Nur zwei Jahre darf der mollige Superstar seinen V10-Zauber verbreiten. Dann dauert es fast drei Jahre bis mit dem C7 der erste Sechser auf dem neuen modularen Längsbaukasten (MLB) kommt. Dadurch rückt der Motor etwa 15 Zentimeter weiter nach hinten, zudem kehrt Audi beim RS6 zurück zum V8. "Wir wollten den C7 agiler machen und mussten dafür dringend Gewicht verlieren", so Reil. Trotz 20 PS weniger Leistung (412 kW /  560 PS) und deutlicher Skepsis unter den verwöhnten Kunden fährt der Neue Kreise um seinen Vorgänger. Um rund 120 Kilo zum C6 erleichtert, fühlt er sich an, wie von einer Last befreit. Dynamischer, sportlicher und dank Zylinderabschaltung auch noch deutlich sparsamer. Das Drehmoment wächst nochmal auf 700 Newtonmeter, die Achtgang-Tiptronic ist ein Traum, mit Launch-Control fliegt der neue Star am Audi-Himmel in 3,7 Sekunden erst auf Tempo 100 und dann immer Richtung Horizont. Wer das Dynamik Paket plus ankreuzt, durchbricht die 300 km/h-Mauer.

Wie in Frischhaltefolie verpackt, fühlt sich der C7 noch heute an. Das Design nahezu ohne Falten, die Technik fit wie ein Turnschuh. So scheint 2019 der Sprung zum aktuellen C8 eher klein. Und doch ist er riesig. Lediglich Dach, vordere Türen und Heckklappe stammen noch vom Normal-A6. Sonst ist fast alles anders. Audi gibt erstmals seine optische Zurückhaltung auf. Der neue ist ein Muskel-Macho. Die Karosserie wird um acht Zentimeter breiter, erstmals erhält der RS6 eine eigenständige Motorhaube, zudem die Matrix-LED-Licht des RS7. Die Leistung steigt auf 600 PS, das Drehmoment auf 800 Newtonmeter. Eine Fahrmaschine der Moderne in der Vollfettstufe. Mit allem was geht. Den talentiertesten Assistenten und einem Multimedia-Aufgebot für die Generation Tablet, Instagram &Co.

Ein kleines Stück Transformation zieht auch schon mit ein. Das neue 48 Volt Mild-Hybrid-System schiebt den Vierliter-V8-Biturbo zusätzlich mit an und gibt einen ersten Ausblick, wo die Reise hingehen soll. Denn in Zeiten, in denen es Verbrennern zunehmend an den Kragen geht, bauen Hersteller ihre Zukunft eher nicht auf Typen wie den RS6. Audi Sport-Chef Sebastian Grams nimmt den Steilpass auf und kontert: "2021 hatten wir das mit Abstand beste Verkaufsjahr. Aber richtig ist, dass wir die Sport-Kultur neu definieren werden. Der RS-Kunde muss bei maximal optischer Differenzierung das Sportliche auch im E-Fahrzeug wiederfinden. So wie bereits beim RS e-tron GT. Meine Vision ist eine perfekte Symbiose aus Hard- und Software." Der Fahrplan für Morgen steht. Der nächste RS6 wird ein High-Performance Plug-in-Hybrid. Bis 2026 sollen 60 Prozent aller Modelle aus Neckarsulm vollelektrisch fahren, ab 2030 wird die Marke dann zu einhundert Prozent unter Strom stehen. Die Energie dazu hat sie. 


Audi A6 / S6 / RS6 (2015)

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