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Fahrbericht Nissan Z: Zu sportlich für uns

22.08.2022 06:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Mit einem Sprintwert deutlich unter fünf Sekunden ist er beim Ampelspurt jedenfalls ganz vorne dabei.
© Foto: Nissan

Vom ebenso brachialen wie antiquierten GT-R einmal abgesehen, ist in der europäischen Nissan-Palette für die konventionellen Modelle bei vier Zylindern, 1,3 Litern Hubraum und 155 PS Schluss. Wie gut haben es da doch die Amerikaner. Dort gibt es jetzt einen neuen Z, mit reichlich Leistung und noch mehr Leidenschaft.

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Seit über 50 Jahren und sieben Generationen baut Nissan unter dem Logo „Z“ einen leidenschaftlichen Sportwagen, der für den Fernen Osten so etwas ist wie der Ford Mustang für den Wilden Westen oder der Golf GTI in unseren Breiten: Eine Ikone der Vollgas-Fraktion – bezahlbar und trotzdem begeisternd.

Und während diese Geschichte bei uns vor wenigen Jahren im Brüsseler Paragraphendschungel und den strengen CO2-Vorgaben ihr Ende gefunden hat, geht sie in Amerika seit dem letzten Herbst mit der 8. Generation munter weiter. Für Preise ab 40.000 Dollar verkaufen die Japaner dort seitdem wieder ein Coupé, das mehr Aufmerksamkeit erzeugt als jeder Porsche Cayman und mehr Spaß macht als ein Audi TT. Damit hält sich ausgerechnet die in Europa allenfalls noch als nüchtern, wenn nicht gar als langweilig wahrgenommene Marke in einem Segment, das bei uns zunehmend verwaist, weil Hersteller und Importeure auf ihren CO2-Ausstoß schauen müssen und sich wegen der hohen Kosten für die Entwicklung ihrer elektrischen Flotten keine Nischenmodelle für die alte Welt mehr leisten wollen.

Wie schade das ist, merkt man bei einer kurzen Testfahrt mit dem US-Modell, selbst wenn sich das im Mutterland des Tempolimits kaum ausfahren lässt. Erst recht nicht im dauerverstauten Großraum Los Angeles. Und trotzdem ist das Coupé dort bestens aufgehoben. Denn schon sein Design ist so gelungen, dass es alle Blicke fängt – die lange Haube, das knackige Heck, ein paar Zitate aus der Vergangenheit und ein paar geschickt inszenierte Lichtspiele auf dem Weg in die Zukunft reichen völlig aus, um selbst sehr viel teureren Sportwagen die Show zu stehlen.


Nissan Z (Fahrbericht)

Nissan Z (Fahrbericht) Bildergalerie

Und die Technik unter dem Blech bietet alles, was es für ein paar spaßige Stunden auf der Straße braucht. Nicht umsonst steckt unter der Haube ein V6-Motor, der mit seinen drei Litern mehr als doppelt so viel Hubraum hat wie bei uns die Vierzylinder in Qashqai & Co. Und vor allem leistet das von Infiniti bekannte Triebwerk mit seinen beiden Turbos 400 PS und reißt mit bis zu 475 Nm an den Hinterrädern. Und einen besseren Sound als die europäischen Schrumpfmotoren hat der V6 natürlich auch.

Ja, mit ihren neun Stufen kommt die Automatik gefährlich nahe an ein CVT-Getriebe, wie es die Japaner ja so lieben, und nervt deshalb bisweilen mal mit einer quälenden Gedenksekunde. Doch erstens gibt’s für Handarbeiter ja auch noch eine knackige Sechsgangschaltung. Und zweitens geht es auch beim Automaten mächtig voran, wenn die Übersetzung dann mal passt: Mit einem Sprintwert deutlich unter fünf Sekunden ist er beim Ampelspurt jedenfalls ganz vorne dabei und lässt die potenten Mittelklasselimousinen aus Deutschland locker stehen. Und wer sich durch die Stadt in die Canyons dahinter kämpft, der merkt, wie die Mundwinkel mit jeder Kurve deutlich nach oben zeigen. Denn neben dem kräftigen Antrieb und dem leidenschaftlichen Sound, der von den engen Felswänden hallt, kommen dort dann auch noch das knackig-stramme Fahrwerk und die direkte Lenkung zum Tragen: So schneidet der Z über den Mullholland-Drive oder durch den Decker Canyon, als gäbe es kein Morgen mehr. Selbst auf der Autobahn dürfte er sich gut schlagen. Denn 250 Sachen sollten dort schon drin sein.

Da stört es dann auch nicht mehr, dass der Z bei den praktischen Tugenden ein wenig patzt. Das Ambiente ist noch ganz schmuck, und mit dem digitalen Cockpit samt dem nebenstehenden Bildschirm auch auf der Höhe der Zeit. Doch die Alltagstauglichkeit lässt ein wenig zu wünschen übrig, weil man das Gepäck über eine hohe Brüstung wuchten muss, bevor es dann offen in der Wanne zwischen Radkästen und Rücksitzen herum schubbert. Und der Beifahrer fühlt sich bisweilen ein bisschen verloren, soweit sitzt er hinter dem mächtigen Mitteltunnel im Abseits.

Fahrer im Mittelpunkt

Aber in diesem Auto geht es um den Fahrer und nur um ihn. Denn der Z ist eher zum Rasen gemacht als zum Reisen und wer cruisen will, der soll gefälligst einen anderen Nissan kaufen. Praktische Autos gibt es bei den Japanern ja mehr als genug und das bisschen Lust und Leidenschaft, das sie sich erhalten haben, sollte man ihnen nicht auch noch ausreden.

Wobei wir Europäer ja ohnehin das Nachsehen haben. Denn zumindest offizielle Pläne für eine Europa-Version hat Nissan nicht, und selbst Gerüchte werden keine gestreut. Doch die die Hoffnung stirbt zuletzt. Es muss nur mal ein hochrangiger Nissan-Manager aus Japan oder Europa Urlaub in Amerika machen und sich dort in einen Z setzen, dann sieht die Sache vielleicht ganz schnell ganz anders aus.


Nissan Z (2023)

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