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Navistar-Übernahme: Traton gelingt Sprung auf US-Lastwagen-Markt

19.10.2020 01:31 Uhr
Navistar-Übernahme: Traton gelingt Sprung auf US-Lastwagen-Markt
© Foto: Navistar

Es wurde gefeilscht und gerungen. Nun hat sich Volkswagen mit dem US-Truck- und Bushersteller Navistar auf den zuletzt so strittigen Preis geeinigt. Am Ende musste man noch etwas drauflegen.

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Die VW-Lkw-Holding Traton kommt bei ihrem geplanten Eintritt auf den US-Markt mit einem milliardenschweren Zukauf nun doch zum Zug. Nach zähem Ringen einigte sich Volkswagen mit dem US-Truck- und Bushersteller Navistar auf den zuletzt so strittigen Preis – damit steht die Tür zum wichtigen nordamerikanischen Nutzfahrzeugmarkt nun weit offen. Preis für den Expansionsdrang: Rund 3,7 Milliarden US-Dollar (3,2 Milliarden Euro) muss Traton für die Anteile an dem US-Konzern hinblättern, die die Münchener noch nicht besitzen.

"Wir sind erfreut darüber, nach intensiven Verhandlungen mit Navistar eine grundsätzliche Einigung über eine Transaktion erzielt zu haben", sagte Traton-Chef Matthias Gründler. VW ist schon seit einigen Jahren an Navistar mit aktuell rund 16,8 Prozent beteiligt, bislang beschränkte sich die Zusammenarbeit auf Kooperationen in einigen Feldern. Nach Jahren der Spekulation über eine Komplettübernahme hatte VW dann im Januar die Karten offengelegt.

Mit der Übernahme will VW auf dem wichtigen US-amerikanischen Markt einen Fuß in die Tür bekommen und sein Geschäft mit schweren Nutzfahrzeugen stärken, um das Feld nicht allein dem dort starken Rivalen Daimler zu überlassen. VW ist mit seinen Marken MAN, Scania und Volkswagen Caminhoes e Onibus stark vor allem in Europa und Südamerika. Doch mit dem Vorsprung auf dem amerikanischen Markt sind die Stuttgarter von Daimler bei schweren Lkws Weltmarktführer. Vor allem Daimlers Lkw-Marke Freightliner und die Busse von Thomas Built sind in den USA bekannt.

Investoren wollen mehr Geld für ihre Anteile

Unter anderem die Corona-Krise war für die Gespräche von Volkswagens Nutzfahrzeugsparte mit den zaudernden Navistar-Großaktionären nicht förderlich. Zudem wollten der US-Starinvestor Carl Icahn und Mark Rachesky mit seinem Hedgefonds MHR mehr Geld für ihre Anteile. Auch die im September von zunächst 35 auf 43 Dollar je Aktie erhöhte Offerte war ihnen dem Vernehmen nach nicht genug. Nachdem VW Mitte der Woche nun ein Ultimatum bis diesen Freitag gesetzt hatte, ging es dann schnell. Nun sollen es 44,50 Dollar je Papier sein.

Die grundsätzliche Einigung stehe unter dem Vorbehalt einer für Traton zufriedenstellenden Buchprüfung und dem Abschluss des Verschmelzungsvertrages, hieß es von Volkswagen. 44,50 Dollar seien eine akzeptable Basis für den Abschluss bindender Vereinbarungen, schrieb das Traton-Management in einem Brief an Navistar-Chef Troy Clarke. Dieser hatte wiederum zuvor am Freitagnachmittag per Brief in Aussicht gestellt, dass ein solches Angebot die Zustimmung von Icahn und Rachesky finden würde.

Der Aktienkurs von Navistar war nach dem Ultimatum von VW deutlich abgestürzt, weil Anleger die Chancen auf einen Deal schwinden sahen. Am Freitag kletterten die Papiere nun wieder um 23 Prozent auf 43,56 Dollar.

Das Nutzfahrzeuggeschäft von VW und auch anderen Anbietern leidet ganz besonders unter der Corona-Krise. Kaum ein Spediteur bestellte in den ersten sechs Monaten des Jahres teure große Lastwagen, ohne zu wissen, wie die Wirtschaft wieder anläuft. Aber auch ohne Corona-Pandemie stand der Branche eine schwache Phase bevor, weil das Geschäft stark mit Wirtschaftszyklen schwankt. Traton will zudem im großen Stil die Kosten senken. Bei MAN stehen 9.500 von insgesamt rund 39.000 Jobs auf dem Spiel, auch bei Scania sollen 5.000 Stellen wegfallen. (dpa)

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KOMMENTARE


Rudi S.

19.10.2020 - 14:31 Uhr

Es ist unheimlich wichtig, auf dem US-Markt für 3,2 Milliarden einzukaufen. Da spielt es doch keinerlei Rolle, wenn in München 9.500 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Bitte, wer entlässt diesen Vorstand sofort?


Peter Storch

19.10.2020 - 20:04 Uhr

Volkswagen sollte sich wieder auf seine Kernkompetenz besinnen. Sie müssen PKWs bauen für die breite Masse und ein paar Komfort oder Luxusgüter mit Audi und Porsche. Abgerundet mit einem soliden Transportergeschäft. Der LKW Markt ist völlig anders getaktet. Es war schon ein riesiger Kraftakt sich MAN u. Scania einzuverleiben und nun wird auch noch mit Gewalt in USA ein Hersteller unter Kontrolle gebracht. Bis das gesamte LKW Geschäft mal homogen funktioniert und ordentliche Gewinne abwirft, müssen sie mit dem PKW Geschäft quer subventionieren. Die Wolfsburger müssen zusehen, das sie ihre ganzen selbstverursachten Baustellen in den Griff bekommen. Am Ende entsteht hier ein riesiges, aber leider unfahrbares Schiff.


Henry

19.10.2020 - 22:28 Uhr

Auf dem US Markt hat noch kein europäischer PKW - oder LKW- Hersteller wirklich dauerhaft Geld verdient. Die französischen Hersteller flogen recht schnell vom Markt, schon ob ihrer schlechten und nicht marktfähigen Produkte, wobei die Régie Renault sich durch die AMC Übernahme finanziell so übernahm, dass es sie heute nicht mehr gäbe, wären sie kein Staatskonzern gewesen. Über die besonderen rechtlichen Fallstricke und Währungsrisiken stolperte nicht nur Audi in den Achtzigern und heuer VW, die Ertragslage ist dort immer schlecht und die Leasinggeschäfte, um überhaupt auf Stückzahlen zu kommen, oft auch wegen der schlechten Leasingrestwerte in Auktionen, ruinös. So werden immer mal wieder bei Allmachtsphantasien sich endlos abwechselnder Vorstände (wie schön wären doch dauerhaft inhabergeführte Unternehmen) Unternehmsübernahmen in den USA unter frenetischer Akklamation getätigt und früher oder später unter Milliardenverlusten wieder händeringend gelöst.


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