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Renault Master ZE: Aufladen und Einladen

19.01.2017 07:01 Uhr
Renault Master ZE
Der Renault Master ZE feiert auf der European Motor Show in Brüssel seine Weltpremiere.
© Foto: Renault

Renault baut seine Flotte an Elektromodellen weiter aus. Nach dem zweisitzigen E-Mini Twicy, der Kompakt-Limousine Zoe und dem Kleintransporter reiht sich jetzt ein lupenreines Arbeitstier in die lokal abgasfreie Palette ein.

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Die "European Motor Show" in Brüssel ist nicht gerade berühmt für ihre Premieren. Nach Detroit und vor Genf zeigt sie nur Bekanntes statt Neues und wird dennoch von 400.000 Fans gestürmt. In diesem Jahr allerdings versteckt sich eine überraschende Weltpremiere in Europas Hauptstadt. Nun ja, wirklich verstecken kann sich so ein Renault Master nicht – schließlich ist er mit seiner Länge von über sechs Metern kaum zu übersehen. Der Großtransporter mit reinem Elektroantrieb stiehlt den chromfunkelnden Sportwagen und hochbeinigen SUV trotz seines nüchternen Äußeren die Schau auf der Autoshow.

Der kleine Kangoo ZE, von dem schon 25.000 Stück verkauft wurden, war seinerzeit der erste elektrisch angetriebene Kleintransporter, zusammen mit seinem Konzern-Schwestermodell Nissan NV 200. Von ihm hat der ungleich größere Master, dessen herkömmliche Versionen mit dem Mercedes Sprinter oder dem VW Crafter um Kunden buhlen, wesentliche Teile der Technik übernommen. Die elektrische Reichweite des Kangoo ZE, die gerade auf 270 Kilometer erweitert wurde, schafft der Riese natürlich nicht. Schließlich ist er schwerer, kann bis zu 1,1 Tonnen an Ladung mitnehmen und bietet wegen seiner Höhe dem Wind massiv die Stirn.

Wie der Kangoo ZE und die kleine E-Limousine Zoe, immerhin Europas meistverkaufter Stromer, ersetzt im Master eine 33 kWh-Stunden starke Batterie den sonst üblichen Tank. Das kompakte Elektrotriebwerk, das im normalen Motorraum fast verschwindet, leistet 57 kW / 76 PS. "Klingt wenig", räumt Eric Feunteun, Chef aller E-Modelle mit Renault-Raute, ein. "Die Leistung ist aber ideal für den Stadtverkehr", sagt der Pariser Manager. "Um die Batterie zu schonen, haben wir die Höchstgeschwindigkeit auf 115 km/h begrenzt." Die Ladezeit an einer 7 kW-Wallbox dauert sechs Stunden, an der normalen Haushaltssteckdose fast doppelt so lang. Aber die werden die Unternehmen, die einen Master betrieben, ohnehin nicht nutzen.

Feunteun und seine Entwicklungskollegen haben mit dem Master ZE einen sensiblen Lebensraum im Visier – die europäischen Innenstädte. Hier werden wohl immer mehr Bürgermeister die Schokoladenseite ihrer Cities vom Abgas der Verbrennungsmotoren verschonen wollen und Verbotsschilder aufstellen. Aber: Wie werden dann die Einzelhändler, Restaurants, Kaufhäuser und ähnliches mit Waren versorgt? Diese Vielfalt macht die Innenstädte für Einheimische und Touristen so attraktiv. Umfragen unter potentiellen Kunden wie Paketdiensten oder anderen Dienstleistern haben laut Renault ergeben, dass deren Fahrzeuge im Schnitt pro Tag 60 Kilometer weit unterwegs sind. Weil sie eben von Geschäft zu Geschäft, von Wohnhaus zu pendeln und mehr stehen als fahren, da die Ladung ja schließlich zeitraubend per Mensch zum Empfänger gebracht wird.

"100 Kilometer sind realistisch"

Als Reichweite nach der neuen Europa-Norm nennt Eric Feunteun einen Wert von 200 Kilometern. In der Praxis aber, bei voller Beladung, bei Frost oder extremer Hitze oder bei einem schweren Gasfuß des Master-Fahrers schrumpft die Reichweite deutlich. "100 Kilometer sind realistisch", gibt er Experte zu. "Damit ist unser Auto immer noch auf der sicheren Seite." Aber: Was ist mit den Mega-Cities wie London, Paris oder auch Berlin? Die Auslieferungslager liegen vor den Stadtgrenzen, die Wege in die Zentren sind weiter als bei im Vergleich kleineren Städten wie Frankfurt, Manchester oder Nizza.

Renault hat für die Kunden diverse Apps entwickelt, mit denen ein Fuhrparkmanager seine in der Stadt verstreuten Fahrzeuge je nach Standort und Ladezustand dirigieren kann. Wird der Weg für einen "stromernden" Master zu weit, muss vorher der gute alte Diesel-Kollege die ersten Kilometer übernehmen, bis dann in das Elektroauto umgeladen wird. "Auch die Dienstleister und Transporteure müssen und werden umlernen", sagt Renault. Der Manager in der Zentrale kann übrigens die Höchstgeschwindigkeit eines Fahrzeuges begrenzen, wenn deutlich wird, dass es sonst bei der momentanen Fahrweise nicht bis zum Ziel oder wieder in die Garage schaffen würde. Weil der Master ZE wie alle E-Mobile extrem leise ist, hat er ein spezielles Fußgänger-Warnsystem an Bord, mit dem er auf sich aufmerksam macht. Die Passanten in den Ladezonen der Städte werden’s dankbar zur Kenntnis nehmen.

Ab Ende des Jahres rollt der Master ZE zu den Kunden. Die können unter vier Versionen, drei Längen und zwei Höhen ihres Umwelt-Transporters wählen. Der Stauraum hinter dem Fahrerhaus liegt zwischen acht und 22 Kubikmetern. Über Preise ist noch nichts bekannt. (Peter Maahn/SP-X)

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KOMMENTARE


hwb

19.01.2017 - 20:59 Uhr

Ich bin ja mal gespannt, wann unsere hochqualifizierten, selbsternannten Umweltschützer die CO2 und NOX Emissionen der Kohlekraftwerke auf die Leistung und den Ladebedarf beim tatsächlichen Verbrauch der E-Mobile umrechnen und damit erstmals auch echte Emissionswerte der E-Mobile ins Gespräch bringen. Man spricht ungeniert von einem „lupenreines Arbeitstier in die lokal abgasfreie Palette. Weil der Master ZE wie alle E-Mobile extrem leise ist, hat er ein spezielles Fußgänger-Warnsystem an Bord, mit dem er auf sich aufmerksam macht“ und damit Geräuschemissionen produziert. Ich nehme an, das damit noch gewartet wird, bis genügend E-Mobile im Markt sind und dann mit einer Besteuerung dieser Fahrzeuge vor dem Argument der Gleichbehandlung argumentiert werden kann. Der Vorteil der Nichtbeachtung dieser Emissionsanteile und der künstlichen Schallemissionen beim E-Mobil ist für mich nur eine Frage der Zeit bis zu hinreichenden Marktanteilen. Aber, bis dahin ist ja noch Zeit.


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