Volkswagen hat nach langer Verzögerung den Vertrag über sein erstes Werk in Russland unterzeichnet. Die Fertigungsanlage in der Stadt Kaluga südwestlich von Moskau soll bis zu 115.000 Autos im Jahr produzieren, was etwa fünf Prozent des für 2010 erwarteten Neuwagenabsatzes (2,2 Mio. Stück) auf dem boomenden russischen Markt bedeutet. Die Investitionen in das Werk sollen sich insgesamt auf 370 Mio. Euro belaufen, teilte das russische Wirtschaftsministerium am Montag mit. Der VW-Vorstandsvorsitzende Bernd Pischetsrieder und Skoda-Chef Detlef Wittig unterschrieben in Moskau die Verträge mit Wirtschaftsminister German Gref und der Führung des Gebiets Kaluga. Als erstes Fahrzeug soll von der zweiten Jahreshälfte 2007 an der Skoda Octavia aus Teilen montiert werden. Auch der US-Autobauer General Motors schloss am Montag in Moskau den Vertrag über ein eigenes russisches Werk, dessen Standort indes nicht genannt wurde. "Wegen der langen Entscheidungsfindung bei VW haben Konkurrenten Marktanteile errungen, die wir zurückgewinnen wollen", sagte Pischetsrieder zu dem späten Start von Volkswagen auf dem russischen Markt. Er kündigte einen weiterentwickelten Kleinwagen speziell für die russischen Kunden ab 2009 an. Andere Massenhersteller wie Ford, Renault, Kia oder Daewoo sind schon seit Jahren mit Fertigungswerken in Russland oder anderen Ex-Sowjetrepubliken vertreten. Russland solle für Volkswagen eine "zweite Heimat" werden, sagte Gref. Jobabbau im Westen, Investitionen im Osten Gemäß neuen russischen Regeln vom März brauche VW nur drei statt 12,5 Prozent Zoll auf importierte Autoteile zu zahlen, sagte der Skoda-Chef Wittig. Dafür müsse der Autobauer den Anteil russischer Bauteile in den kommenden Jahren auf 30 Prozent erhöhen. In den Aufbau einer Vollfertigung mit Karosseriebau, Lackiererei und Montage, die ihren Betrieb in der ersten Jahreshälfte 2009 aufnehmen soll, sollen nach Angaben des russischen Wirtschaftsministeriums weitere 100 Mio. Euro investiert werden. Die Entscheidung, nach Russland zu gehen, sei dem VW-Aufsichtsrat angesichts der Überkapazitäten in Westeuropa nicht leicht gefallen, sagte Pischetsrieder. Die Volkswagen-Vertreter sollten am Montagabend noch von Präsident Wladimir Putin im Kreml empfangen werden. Insgesamt hatte Volkswagen etwa 70 Standorte im europäischen Teil Russlands für eine Ansiedlung untersucht. Die Stadt Kaluga mit alteingesessener Industrie und Forschung liegt rund 160 Kilometer südwestlich von Moskau und hat 330.000 Einwohner. (dpa)
VW in Russland: Spätzünder ist gelandet
Vertrag über erstes Werk unterzeichnet / Jahresproduktion bis 115.000 Einheiten / Kleinwagen für russischen Markt ab 2009