Der Start ins Jahr 2025 ist für die Automobilindustrie bekanntlich turbulent. Während global Chaos um die Zollpolitik herrscht, meldete Volkswagen zuletzt Sonderschichten an. Doch der Gebrauchtwagenmarkt zeigt sich laut Marktreport von Autoscout24 abermals robust. Mit ein Grund: Eine gestiegene Gebrauchtwagennachfrage trifft auf ein gesundes Bestandsniveau auf den Händlerhöfen. Dies stützt die Gebrauchtwagenpreise, macht den Markt berechenbarer und erhöht die Planungssicherheit. Gleichzeitig setzt sich ein positiver Trend im Markt für gebrauchte Elektrofahrzeuge (EV) fort. Die EV-Nachfrage wächst an, die Angebot-Nachfrage-Lücke wird kleiner und für den Handel ist EV-Zukauf kein pauschales „No-Go“ mehr.
Dynamik: Gebrauchtwagen hängen Neuwagen ab
Der Gebrauchtwagenmarkt ist aktuell dynamischer als das Neuwagengeschäft. Im ersten Quartal wechselten 1,6 Millionen Gebrauchtwagen den Besitzer – das ist rund 1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Gegenüber dem vierten Quartal 2024 steigen die Umschreibungen im typischen saisonalen Verlauf sogar um rund 5 Prozent, wie das Kraftfahrtbundesamt (KBA) mitteilt. Vor allem im März dieses Jahres verzeichnen die Gebrauchtwagenhändler ein lebhafteres Geschäft: Mit rund 555.000 Pkw werden rund 7 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft als noch im Februar. Damit entwickelt sich der Gebrauchtwagenmarkt zu Jahresbeginn deutlich besser als das Neuwagengeschäft, wo das erste Quartal mit knapp 665.000 zugelassenen Neuwagen laut KBA rund 4 Prozent unter den Vorjahreswerten lag.
Die Ergebnisse im Schnellcheck
- Die Neuwagenzulassungen liegen in Q1/2025 4 Prozent unter 2024, die Gebrauchtwagen-Besitzumschreibungen 1 Prozent über 2024 – angetrieben durch 7 Prozent mehr GW-Nachfrage.
- Der GW-Preisanstieg setzt sich in Q1 fort: GWs kosten im Schnitt knapp 800 Euro mehr als vor einem halben Jahr. Die einzelnen gebrauchten EV-Modelle geben weiter im
Preis nach – wenn auch weniger stark als in der Vergangenheit. Der Durchschnittspreis für gebrauchte EVs stabilisiert sich aufgrund Mix-Verschiebung hin zu teureren
Modellen. - Das Käuferinteresse an Leasingangeboten befindet sich auf einem Allzeithoch. OEMs mit attraktiven Angeboten erzielen Absatzspitzen. Doch wo es an "Top-Deals"
mangelt, wird Interesse nicht in Aufträge umgewandelt. - Causa Tesla: Während die Tesla-Neuwagenzulassungen einbrechen, erfreuen sich Tesla-Gebrauchtwagen weiterhin rund 5- bis 7-Mal höherer Nachfrage als
durchschnittliche, gebrauchte EVs. Dies liegt aber auch am deutlich zurückgegangenen Angebot.
Nachfrage wächst schneller als das Angebot
Getragen wird die Entwicklung von einer zunehmenden Nachfrage im ersten Quartal. Obwohl die Nachfrage auf dem Gebrauchtwagenmarkt bereits 2024 stark gestiegen ist, liegt sie in den ersten drei Monaten dieses Jahres bereits 7 Prozent über dem Vorjahresquartal und sogar um 12 Prozent über Q4 2024. Trotz des regen Konsumenteninteresses bleibt das digital verfügbare Angebot an Gebrauchten stabil im Vergleich mit dem zurückliegenden Quartal (- 1 Prozent).
In Folge setzt sich auf dem Markt das Muster des Nachfrageüberhangs aus dem Vorjahr fort, sprich: Die Nachfrage nach Gebrauchten wächst schneller als das Angebot. Unter dem Strich liegen die Gebrauchtwagenbestände weiterhin um rund ein Viertel unter Vor-Corona-Niveau. Von der Inseratsschaltung auf AutoScout24 bis zum Verkauf dauert es im Schnitt 57 Tage, bis ein Fahrzeug wieder vom Hof des Händlers fährt. Immerhin sind das zehn Tage weniger als im Vorquartal und ein Tag weniger im Vergleich zum ersten Quartal 2024.
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Preisentwicklung: Aufwärtstrend seit September
"Die hohe Nachfrage ist nur ein Grund für die seit September 2024 zu beobachtende Preisstabilisierung", sagt Stefan Schneck von AutoScout24. So ist der Durchschnittspreis für einen Gebrauchten innerhalb der vergangenen sechs Monate bis zum März dieses Jahres um durchschnittlich 800 Euro gestiegen. Im ersten Quartal 2025 liegen die durchschnittlichen Gebrauchtwagenpreise damit um 1,7 Prozent höher als in den drei Monaten zuvor. Hinzu kommt, dass "zuletzt vermehrt junge Gebrauchte aus dem Leasing auf den Markt gekommen sind - diese vergleichsweise teuren Fahrzeuge heben das Preisniveau insgesamt", so Schneck.
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