Wie sicher ist ein Wohnmobil bei vorschriftsmäßiger Beladung, wenn es zu einem Frontalzusammenstoß mit einem Auto kommt? Das zeigte ein ADAC Crashtest zwischen einem zum Wohnmobil ausgebauten Kastenwagen und einem entgegenkommenden Pkw. "Die Front des Wohnmobils ist nicht optimal gestaltet, um die Energie des Aufpralls abzubauen und die Knautschzone des Kombi ist dem voll beladenen, gut doppelt so schweren Wohnmobil (3,5 Tonnen) alleine nicht gewachsen", lautet die Eingangsfeststellung. Aufgrund der hier wie da überforderten Knautschzonen wurden die Fahrgastzellen beider Fahrzeuge beschädigt und die Pedale weit in den Fußraum geschoben, "so dass für die Fahrer beider Fahrzeuge ein sehr hohes Verletzungsrisiko besteht".
"Fahrgastzelle muss intakt bleiben"
Der ADAC folgert daraus, dass Hersteller von Wohnmobilen, egal ob auf Basis eines Pkw oder eines Nutzfahrzeugs, die Fahrzeugfront so konzipieren müssen, dass die Energie des Aufpralls in der Knautschzone abgebaut wird: "Die Fahrgastzelle muss als Überlebensraum stabil bleiben, damit die Insassen bestmöglich geschützt sind", lautet das klare Postulat.
"Hintere Insassen besser schützen!"
Beim Crashtest waren allerdings nicht nur die Fahrer, sondern auch die hinteren Insassen im Wohnmobil einem hohen Verletzungsrisiko ausgesetzt. Das sei vor allem der Konzeption der Rückbank geschuldet, die in den meisten Wohnmobilen nur aus dünnem Holz besteht: Beim Aufprall bricht der Rücksitz zusammen, die Köpfe der hinten Sitzenden (im Fall des Crashs: ein Kinder-Dummy im Kindersitz und ein Dummy eines Erwachsenen) können gegen den Fahrersitz prallen und die Gefahr von Verletzungen im Bauchraum steigt an. "Hier muss bei der Unterkonstruktion der Sitzbank in der zweiten Sitzreihe nachgebessert werden. Diese muss in jedem Fall so stabil sein, dass sie beim Unfall nicht unter den Insassen zusammenbricht. Nur so kann verhindert werden, dass der Gurt vom stabilen Becken in den empfindlichen Bauchraum rutscht und innere Verletzungen verursacht", bilanzierte der ADAC. Zu dicke und zu weiche Auflagen gelte es zu vermeiden, da auch damit die Gefahr steige, dass der Beckengurt verrutscht und schwere Verletzungen verursacht.
Bonus- und Maluspunkte
Bei den Einbauten im Wohnmobil gab es ebenfalls Licht und Schatten: Die beiden Doppelbetten, das Bad, die Schränke im Heck und die Zurrösen im Kofferraum hielten den Belastungen beim Aufprall stand – von ihnen und dem dort untergebrachten Gepäck ging keine Gefahr für die Mitfahrer aus. Auch die Sicherheitseinrichtung der Gasanlage funktionierte und unterbrach die Versorgung beim Unfall, so dass das Brandrisiko minimiert werde. Die Schränke der Küchenzeile und deren Inhalt flogen beim Aufprall jedoch durch den Innenraum des Wohnmobils und gefährdeten die Insassen. Beim getesteten Wohnmobil waren sie nur mit wenigen Schrauben miteinander und nicht mit dem Fahrgestell verbunden. Wie der Crash-Versuch zeigte, reichte das aber nicht aus. Dringende Empfehlung des Autofahrer-Clubs: "Hier sollte auf mehr Stabilität und eine Verbindung mit dem Fahrzeug geachtet werden."
Rat und Tat für Kauf, Miete und Nutzung
Der ADAC gab indes auch Tipps, inwiefern Urlauber im Wohnmobil einiges tun können, um die Sicherheit zu erhöhen: schwere Ladung am besten im abgetrennten Kofferraum unterbringen, dabei besonders schwere Gepäckstücke ganz nach unten und mit Spanngurten sichern. Für die Küche am besten leichtes Kunststoff-Geschirr verwenden und während der Fahrt nichts offen liegen lassen. Um Verletzungen zu vermeiden, müsse der Tisch vor der hinteren Sitzreihe demontiert oder weggeklappt werden. "Wie auch beim Pkw sollten alle Insassen angeschnallt bleiben. Wer ein Wohnmobil kauft oder mietet, sollte auf Notbrems- und Spurhalteassistenten achten. Diese können zwar nicht jeden Unfall verhindern, sie verringern aber das Unfallrisiko deutlich." (bs)