Im Mittelpunkt einer gemeinsamen Positions-Erklärung aller drei Verbände stehen der Erhalt des automobilen Kulturguts, klare Qualitätsstandards für Gutachten und Bewertungen, der umweltgerechte Betrieb klassischer Fahrzeuge sowie ein sachlicher Umgang mit Themen wie Ersatzteilversorgung und Zulassung.
"Rollendes Kulturgut auch als solches behandeln!"
Die Verbände betonen, dass historische Fahrzeuge einen wichtigen Beitrag zur technischen und kulturellen Erinnerung leisten. Ihre Nutzung verursache nur einen geringen Anteil an Verkehrs- und Umweltbelastung. Auch beim sich abzeichnenden Zuwachs an Fahrzeugen mit H-Kennzeichen sehen die Verbände keinen Handlungsbedarf: Die Gesamtbelastung werde auch in den kommenden Jahren aller Voraussicht nach auf niedrigem Niveau bleiben.
Verschärfungen der H-Kriterien lehnen die Verbände ab, da sie vor allem Fahrzeuge im unteren Preissegment treffen und damit den Blick auf die Mobilität vergangener Jahrzehnte verzerren würden. Zudem stellt sich ohnehin die Frage, wie die moderne Fahrzeugelektronik auf längere Standzeiten reagiert und wie lange diese Fahrzeuge daher dem Oldtimer-Bestand erhalten bleiben. Maßnahmen, die den Betrieb historischer Fahrzeuge durch regenerative Kraftstoffe, geregelte Ersatzteilmärkte oder Ausnahmeregelungen bei Materialverboten erleichtern, werden ausdrücklich begrüßt.
"Oldtimer sind rollendes Kulturgut – ihr Erhalt und ihre sachgerechte Nutzung liegen im gesellschaftlichen Interesse", sagte DEUVET-Präsident Dr. Ekkehard Pott nach dem gemeinsamen Treffen.
Sachverständigenarbeit gewinnt an Bedeutung
Das aktuelle BGH-Urteil zur Verwendung von Zustandsnoten in Verkaufsanzeigen wird nach Einschätzung der drei Verbände die Anforderungen an Gutachten deutlich erhöhen. Künftig werde es häufiger erforderlich sein, ausführliche und differenzierte Gutachten zu erstellen. Damit wachse auch der Bedarf an weiterer Qualifizierung im Sachverständigenwesen.
Gutachten nur mit nachgewiesenem Sachverstand
Ein zentrales Ergebnis der Abstimmung betrifft daher auch die Qualifikation von Sachverständigen. Gutachten und Bewertungen klassischer Fahrzeuge sollten ausschließlich durch nachweislich qualifizierte Fachleute erstellt werden. Grundlage hierfür ist die VDI-MT 5900 Blatt 2, die die Mindestanforderungen an die Qualifikation von Kfz-Sachverständigen beschreibt.
Zusatz-Spezialisierung auf historische Fahrzeuge empfohlen
Darüber hinaus empfehlen die Verbände eine zusätzliche Spezialisierung auf historische Fahrzeuge, um den besonderen Anforderungen an Originalität, Dokumentation und Erhaltungszustand gerecht zu werden. Der VDI arbeitet hierzu – u. a. unter Mitwirkung des BVSK – an einer Ergänzung der Richtlinie (VDI-MT 5900 Blatt 2.1), die künftig verbindliche Maßstäbe für Oldtimer-Gutachten festlegen soll.
Auch BVSK und VKS wollen sich in den kommenden Monaten stärker auf gemeinsame Qualitätsstandards für "Oldtimer-Sachverständige" verständigen, um ein einheitliches, nachvollziehbares und verlässliches Bewertungsniveau zu schaffen.
Transparenz und Verantwortung bei der Originalität
Bei der Beurteilung der Originalität historischer Fahrzeuge verweisen die Verbände auf die Verantwortung der Eigentümer, Änderungen und Modifikationen transparent zu dokumentieren. Technische Verbesserungen – etwa im Bereich Sicherheit oder Umwelt – seien möglich, sofern sie nachvollziehbar und fachgerecht umgesetzt werden. Gezielte Verfälschungen von Identitäten oder Manipulationen zur Gewinnerzielung lehnen die Verbände ausdrücklich ab und unterstützen rechtliche Schritte dagegen.
Konstruktiver Dialog für die historische Mobilität
Die Verbände setzen sich für einen sachlichen und lösungsorientierten Dialog über die Zukunft der historischen Mobilität ein. Dabei geht es nicht nur um den kulturellen Wert klassischer Fahrzeuge, sondern auch um die praktischen Rahmenbedingungen für ihren langfristigen Betrieb.
Im Mittelpunkt stehen insbesondere Fragen der Verfügbarkeit geeigneter Kraftstoffe, der Versorgung mit Ersatzteilen sowie eine praxisgerechte Umsetzung der geplanten EU-Altautoverordnung. Die Verbände wollen dazu den Austausch mit Behörden, Industrie und Politik intensivieren, um tragfähige und unbürokratische Lösungen zu entwickeln.
Ziel ist es, historische Fahrzeuge als Teil des technischen Kulturerbes zu bewahren und zugleich nachhaltige Perspektiven für ihre Nutzung zu schaffen – im Einklang mit modernen Umwelt-, Sicherheits- und Verbraucherschutzstandards.
Über die Verbände
Der BVSK e.V. ist mit über 1.000 Mitgliedern der größte Verband freiberuflicher und unabhängiger Kfz-Sachverständiger in Deutschland.
Der DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer e.V. ist der Dachverband der deutschen Oldtimer- und Youngtimer-Clubs und vertritt die Interessen der Halter klassischer Fahrzeuge auf nationaler und europäischer Ebene.
Der VKS Verband der unabhängigen Kraftfahrzeug-Sachverständigen e.V. repräsentiert bundesweit freie und unabhängige Gutachter mit Schwerpunkt auf Fahrzeugbewertung und Schadengutachten.