Sicherungsmodell gegen Naturgefahren: GDV arbeitet am bezahlbaren Elementarschutz für alle

15.12.2025 06:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
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Auch Schäden mit solchen Ausmaßen bleiben künftig versicherbar, wenn vorab "effektive Präventionsmaßnahmen auch konsequent umgesetzt werden".
© Foto: Peter Joester, DEVK

Aufbauend auf ihren bereits bekannten Vorschlägen haben die in Deutschland tätigen Versicherer jetzt das Modell "Elementar Re" vorgelegt. Es zeigt, wie Elementarschutz überall verfügbar, auf Dauer versicherbar und für die Menschen bezahlbar bleiben kann.

Die Klimaschäden haben sich in Deutschland seit 1980 verfünffacht, konstatiert Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Verbandsziel sei deshalb ein Sicherungssystem, das "dauerhaft funktioniert", das aber "fair für Hauseigentümer, stabil für den Markt und tragfähig für die öffentliche Hand" sei. Mit dem dafür neu geschaffenen Modell Elementar Re stelle der GDV einen zentralen Baustein für dieses Systems vor. Allzu viel Euphorie dämpft Asmussen jedoch im gleichen Atemzug, indem er klar macht, dass "Versicherung allein nicht reicht". Unmissverständlich sagt er: "Ohne konsequente Prävention werden die Risiken weiter steigen – und das gefährdet das ganze System.“

Grundsätzliche Fragestellungen

Ausgangspunkt des neuen Modells sind für ihn zwei Kernfragen: Wie bleibt der Schutz gegen Naturgefahren langfristig versicherbar und bezahlbar? Und wie kann eine Risikoteilung mit dem Staat im Fall extremer Naturkatastrophen funktionieren? Der Koalitionsvertrag setze hierfür wichtige Leitplanken.

Mit dem Modell Elementar Re legen die Versicherer nun erstmals einen Vorschlag vor, wie ein Sicherungssystem für Deutschland ausgestaltet sein könnte. Der Vorschlag versteht sich laut Asmussen "als fachlicher Impuls zur politischen und gesellschaftlichen Diskussion".

Elementar Re bündelt Hochrisikogebäude

Mehr als 400.000 Wohngebäude in Deutschland liegen heute in Gebieten, in denen risikogerechte Prämien "schwer zu stemmen" wären. Elementar Re bündele diese Hochrisikogebäude und ermögliche so auch in anspruchsvolleren Risikolagen weiterhin Versicherungsschutz.

Die Versicherungsverträge für diese Häuser können die Erstversicherer an Elementar Re weitergeben. Die Prämien werden auf eine Obergrenze gedeckelt, die nach der Größe der versicherten Gebäude gestaffelt werden sollen. Die Differenz kann über einen kleinen, breit verteilten Ausgleich finanziert werden.

"Mit Elementar Re halten wir auch die am stärksten gefährdeten Häuser versicherbar und bezahlbar – solidarisch finanziert, ohne den Markt zu verzerren", sagt ergänzend auch Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV.

Staatlicher Stop-Loss als ultima Ratio

Für den Schadenfall verfügt Elementar Re über zwei privatwirtschaftliche Sicherungsstufen: eine eigene Rückversicherung und einen schrittweise aufgebauten Sicherungsfonds. Ergänzt werden diese durch einen staatlichen Stop-Loss-Mechanismus, der ausschließlich bei seltenen Extremereignissen greift – also nur dann, wenn die privatwirtschaftlichen Reserven weitestgehend ausgeschöpft sind.

Schutzanker für Schäden von mehr als 30 Mrd. Euro

Der Staat übernimmt damit weder die Rolle eines Erstversicherers noch die eines dauerhaften Rückversicherers. Vielmehr folgt der Ansatz der im Koalitionsvertrag verankerten Idee einer staatlich unterstützten Rückversicherungslösung, die den Markt sinnvoll ergänzt, ohne ihn zu ersetzen. Dieser klar definierte Mechanismus bildet einen gezielten Schutzanker für außergewöhnlich schwere Katastrophen mit einem Schadenvolumen von mehr als 30 Milliarden Euro.

Prävention und Elementarschutz mit Opt-Out als Grundlage

Der Koalitionsvertrag zielt zudem auf eine möglichst flächendeckende Elementarschadenversicherung ab. Die Versicherungswirtschaft greift diesen politischen Impuls auf: Elementarschutz wird zur Regel – aber niemand wird zum Abschluss gezwungen. Im Neugeschäft soll der Schutz automatisch enthalten sein, im Bestand erfolgt bis zu einem Stichtag eine einmalige, gesetzlich geregelte Umstellung. In beiden Fällen besteht eine Opt-out-Möglichkeit. Wer diese nutzt, erklärt zugleich, im Schadenfall keine staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine solche Umsetzung erhöht aus Sicht der Versicherer die Versicherungsdichte deutlich, wahrt aber weiterhin die Vertragsfreiheit und vermeidet die Nachteile einer verpflichtenden Versicherungslösung.

Klare Bedingungen für Risikobauten

Eine flächendeckende und tragfähige Elementarschadenversicherung ist nur unter der Bedingung möglich, dass effektive Präventionsmaßnahmen auch konsequent umgesetzt werden. Sie bilden die unverzichtbare Grundlage für das Gesamtkonzept. Dazu gehören verbindliche Vorschriften für das Bauen in Gefahrengebieten, verpflichtende Gefährdungsbeurteilungen bei Neubauten sowie maximale Transparenz über lokale Risiken, etwa durch ein bundesweites Naturgefahrenportal und einen gesetzlichen Naturgefahrenausweis für Gebäude. Nur wenn Risiken frühzeitig erkannt und baulich berücksichtigt werden, kann Versicherungsschutz überhaupt tragfähig angeboten und Schäden wirksam begrenzt werden.

Zusammengefasst gilt: Elementar Re kann seine Wirkung nur im Rahmen eines Naturgefahren-Gesamtkonzeptes entfalten – mit breitem Versicherungsschutz gegen Naturgefahren sowie konsequenter Prävention und Klimafolgenanpassung.

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So sieht das neue Nqaturgefahgren-Gesamtkonzept des GDV aus.
© Foto: Grafik GDV

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