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GDV-Asmussen: "Jedes Haus gegen Star­kre­gen ver­si­chern"

01.11.2021 05:04 Uhr | Lesezeit: 6 min
GDV-Asmussen: "Jedes Haus gegen Star­kre­gen ver­si­chern"
Nur knapp jeder zweite Hausbesitzer in Deutschland ist gegen sämtliche Naturgefahren abgesichert. In Niedersachsen ist es gar nur jeder vierte und die hohe Zahl in BW entstammt einer früheren Pflichtversicherung, in der Elementar mit enthalten war. Die Versicherer haben jetzt einen Vorschlag vorgelegt, um die Quote bundesweit deutlich nach oben zu bringen. Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherer, hofft auf eine schnelle Umsetzung des unterbreiteten Vorschlags.
© Foto: GDV / Elmar Gubisch / Getty Images/iStock­photo

Am Freitag äußerte sich auf der GDV-Homepage Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen nochmals separat zum neuen Positionspapier der Deutschen Versicherer. Er macht dabei auch klar, warum es durch den Gesetzgeber schnell umgesetzt werden kann – und soll.

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Der mit entscheidendste Punkt für eine rasche Realisierung des gesamten Konzepts zur "Versicherung gegen künftige Naturgefahrenereignisse" dürfte zweifellos die Entscheidungsfreiheit der Hausbesitzer sein, im Zuge der vorgesehenen Umstellung aller Wohngebäudeversicherungen mit Einschluss eines Elementarschaden-Bausteins letzteren aktiv abwählen zu können. Damit vermeidet der Verband, wie er auch selbst festhält, langwierige verfassungsrechtliche Auseinandersetzungen darüber, ob eine Versicherungspflicht zulässig sei oder nicht.

9,18 Mio. Hausbesitzer ohne Elementarschadendeckung

Unbenommen davon solle der Kunde aber über die Risiken seiner Entscheidung aufgeklärt werden. Das wären dann grundsätzlich die gleichen Folgen, die aktuell rund 9,18 von 17 Millionen Hausbesitzer – also die bis dato nicht versicherten 54 Prozent – hinnehmen müssten. Nämlich, dass sie im Schadensfall keinerlei Entschädigung erhalten. Das der neuen Bundesregierung in Kürze vorliegende Papier sieht allerdings zusätzlich mit vor, dass auch der Staat nurmehr dann aushelfen soll, wenn Katastrophen "jenseits eines 200-Jahres-Schadens" eintreten. Die Versicherungswirtschaft biete schließlich einen risikoadäquaten Schutz wo immer es möglich ist, an. Und Hausbesitzer, die sich die Prämie für den Elementarschadenschutz sparen wollen, könnten deshalb künftig auch nicht mehr davon ausgehen, automatisch durch ad hoc-Fluthilfen oder andere Maßnahmen vom Staat wirtschaftlich aufgefangen zu werden.

Zum Positionspapier, das in unserer heutigen Erstmeldung wörtlich mit enthalten ist, nahm am Freitag auch GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen nochmals auf der GDV-Website Stellung. Die von ihm sehr verständlich gehaltenen Ausführungen können Sie hier ebenfalls im Wortlaut nachlesen:

Statement des GDV-Hauptgeschäftführers

Wir Versicherer beschäftigen uns schon seit Jahrzehnten intensiv mit Starkregen und Überflutungen. Trotzdem sind die Regenmassen, die im Juli das Ahrtal zerstört haben, für uns in ihrer Wucht überraschend.

Noch nie hat ein einzelnes Naturgefahrenereignis in Deutschland so schlimme Schäden angerichtet wie die Überflutungen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Für uns zeigt das vor allem zwei Dinge:

Erstens ist die Klimakrise keine abstrakte Aufgabe internationaler Konferenzen mehr, sondern eine konkrete Gefahr für das eigene Haus. Starkregen kann in Deutschland mittlerweile jeden heftig treffen. Ohne eine konsequente Klimafolgenanpassung wird unsere Gesellschaft gezwungen sein, die schlimmen Auswirkungen verheerender Unwetterereignisse immer wieder zu durchleben. Das kann nicht unser Ziel sein.

Wir klären seit Jahren auf

Zweitens ist nicht weiter hinnehmbar, dass in den Flutgebieten – wie im Bundesschnitt auch – weniger als jedes zweite Haus gegen die Schäden durch Starkregen versichert war. Wir als Verband, die Versicherer und auch die Bundesländer klären seit Jahren mit Kampagnen darüber auf, wie wichtig eine Absicherung gegen Flusshochwasser und Überschwemmungen durch Starkregen sind.

Zwar steigt der Anteil der Wohngebäudeversicherungsverträge mit erweitertem Naturgefahrenschutz seit Jahren Prozentpunkt um Prozentpunkt an. Wir müssen aber konstatieren, dass wir mit diesen Bemühungen bislang nur 46 Prozent der Hausbesitzer dafür gewinnen konnten, sich gegen Elementarschäden zu versichern.

Für uns als Sektor ist klar, dass dieser Zustand nicht zukunftsfähig ist. Wir haben schon kurz nach der Hochwasserkatastrophe angekündigt, dass die Versicherungswirtschaft im Herbst Vorschläge für ein tragfähiges Gesamtkonzept präsentieren wird. Nun also ist es soweit:

Das Ziel unseres Konzepts ist das gleiche, das auch Politik und Verbraucherschützer verfolgen: Wir wollen dafür sorgen, dass jedes Haus Versicherungsschutz bekommt.

Ein anderer Weg als die oft diskutierte Pflichtversicherung

Wir schlagen aber einen anderen Weg vor als die seit Jahren immer wieder kontrovers diskutierte Versicherungspflicht. Nicht nur vermeidet unsere Lösung die verfassungsrechtlichen Risiken. Sie wäre auch schneller umzusetzen, mit weniger Änderungen und Eingriffen in einen auf der Angebotsseite funktionierenden Markt für Naturgefahrenversicherungen für Hausbesitzer.

Wir schlagen vor, dass der Gesetzgeber den Versicherern die Möglichkeit geben soll, alle bestehenden privaten Wohngebäudeversicherungsverträge zu einem Stichtag umzustellen. Damit erhielten diese dann auch den Versicherungsschutz gegen Naturgefahren. Einher geht damit auch, dass Hausbesitzer künftig für diesen Schutz eine risikobasierte Prämie zahlen – genau wie diejenigen, die sich jetzt schon versichert haben.

Wir stupsen die Verbraucher in Richtung zusätzliche Absicherung

Für Hausbesitzer, die bereits gegen Starkregen versichert sind, ändert sich nichts. Für Hausbesitzer, die diesen Schutz auch zukünftig nicht wollen, bleibt die Möglichkeit, aktiv zu widersprechen. Wir wahren die Entscheidungsfreiheit der Verbraucher, aber stupsen sie in Richtung zusätzlicher Absicherung. Das ist ein milderes Mittel, ein kleinerer Eingriff, als Verbraucherinnen und Verbraucher staatlich zu einer Versicherung zu zwingen.

Unser Gesamtkonzept für die Erweiterung des Versicherungsschutzes setzt aber auch voraus, dass Bund, Länder und Kommunen nachhaltig umsteuern. So braucht es zum Beispiel klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten.

Wir sind optimistisch, dass sich unsere Vorschläge zügig und praktikabel umsetzen ließen. Denn leider müssen wir auch zukünftig mit solchen schweren Naturgefahren wie im Juli rechnen. Danach sollten dann aber alle betroffenen Hausbesitzer sagen können: "Zum Glück war ich wenigstens versichert."

Diese Einschätzung des Risikos einer Überschwemmung aus dem Jahr 2020 dürfte sich nach der Flutkatastrophe von Mitte Juli dieses Jahres bereits deutlich verändert haben.
© Foto: GDV
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