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In memoriam: Max Bauer ist verstorben

24.01.2022 04:57 Uhr | Lesezeit: 10 min
In memoriam: Max Bauer ist verstorben
Max Bauer brachte für seine fast 38-jährige Sachverständigentätigkeit von Anfang an eine fundierte Praxisausbildung zum Karosseriebaumeister mit. Deutschlandweit gehörte er zu den erfahrensten und profiliertesten Gutachtern für Kfz-Schäden. Vor elf Tagen verstarb er viel zu früh mit nur 64 Jahren.
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Völlig unerwartet ist der Münchner Kfz-Sachverständige Max Bauer im Alter von nur 64 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes verstorben. Die Schadenwelt hat mit ihm einen ihrer Top-Experten verloren. Branchenweit genoß er nicht nur höchste fachliche Anerkennung, sondern gerade wegen seiner verbindlichen und menschlichen Art auch die Wertschätzung von Auftraggebern, Kollegen, Privatkunden und selbst von Wettbewerbern.

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Die Nachricht vom plötzlichen Tod des SV-Grandseigneurs Max Bauer hinterlässt Trauer und Fassungslosigkeit. Viel zu früh verstarb der hoch sympathische und lebensbejahende Oberbayer am 13. Januar 2022 an den Folgen einer plötzlichen Herzattacke in seinem Haus im Starnberger Ortsteil Söcking.

Max Bauer, Jahrgang 1957, war Selfmade-Man und Macher: Ein Aktivposten, der immer dann mit vollem Einsatz parat stand, wenn es die Situation erforderte. Ein solches Elementarereignis war für ihn vor fast 38 Jahren der 12. Juli 1984 – vielen ist dieser Tag in Zusammenhang mit dem legendären "Münchner Hagel" sicher besser bekannt. Neben immensen Schäden an Wohngebäuden, bei der Luftfahrt (durch den seinerzeit noch in München-Riem befindlichen Flughafen) und in der Landwirtschaft übertrafen die Hagelschläge alle bis zu diesem Tag bekannten Schäden vor allem an Kraftfahrzeugen – sowohl von der schieren Anzahl (mehr als 200.000 Kfz waren betroffen) wie auch dem Schadenvolumen von seinerzeit rund 800 Millionen DM.

Die Entscheidung zur Selbstständigkeit

Um für seinen damaligen Arbeitgeber die Masse der zu begutachtenden Fahrzeuge in überschaubarer Zeit abzuarbeiten, besichtigte der gelernte Karosseriebaumeister Max Bauer fast durchgängig an sieben Tagen in der Woche die beschädigten Autos und erstellte die erforderlichen Gutachten dazu. 100 Stunden und mehr pro Woche waren dabei für ihn die Regel – so lange, bis die Auftragsorder auch vollständig erfüllt war. Mit den 1984 gewonnenen Erfahrungen entschied er sich, noch im selben Jahr ein eigenes Sachverständigenbüro zu eröffnen. Aus zahlreichen Gesprächen mit ihm weiß ich, dass ihn damals vor allem die mangelnde Wertschätzung seines früheren Chefs sehr schmerzte: Obwohl er den Job von zwei bis drei Mitarbeitern gleichzeitig erledigte und den "Hagel" für seinen Arbeitgeber fast alleine abarbeitete, wurden Engagement, Loyalität, Einsatz sowie Verzicht auf Feierabend und Freizeit völlig unzureichend gewürdigt. Durch solches Verhalten verlieren auch heute noch viele Arbeitgeber ihre besten Kräfte, die sich – früher oder später – enttäuscht abwenden und den Gang in die Selbstständigkeit antreten!

Für Max Bauer war es zweifellos der richtige Weg, den er schon 1984 eingeschlagen hat. Von der Handwerkskammer für München und Oberbayern war er öffentlich bestellter und vereidigter SV für das Karosseriebauerhandwerk und von der ZAK-Zert GmbH zusätzlich auch zertifizierter Sachverständiger für Kfz-Schäden und -bewertung. Aus ursprünglich einem Büro wurden im Laufe der Zeit drei. Die Schaltzentrale befindet sich bis heute in strategisch bester Münchner Lage im Stadtteil Sendling – mit schneller Anbindung an den Mittleren Ring und alle Autobahnen. Weitere "MB"-Büro-Standorte werden in Germering (Münchner Westen) sowie in Starnberg unterhalten.

Aktivposten in der SSH-"Familie"

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert sind die SV-Büros von Max Bauer außerdem SSH-Stationen, gehören also zur bundesweiten Sachverständigen-Organisation Schaden-Schnell-Hilfe GmbH, die ihre Zentrale in Hamburg besitzt. Auch in der SSH-Organisation besitzt Max Bauer einen klangvollen Namen und wird von allen Kollegen deutschlandweit hoch geschätzt. "Max war immer ein Teamplayer, dem es um die Sache an sich, also die best- und schnellstmögliche Abarbeitung von Schäden zur absoluten Zufriedenheit unserer Auftraggeber und deren Kunden ging", sagte etwa SSH-Geschäftsführer Tobias Plester in einem dieser Tage mit ihm geführten Telefonat.

Und auch wir bei AUTOHAUS hatten das in den vergangenen Jahren immer wieder vor Ort selbst erlebt, als wir die großen Hagelschläge aktiv begleiteten: In vielen Fällen terminierte die Münchner Bauer-Zentrale Hagelbesichtigungen von beschädigten Fahrzeugen unterschiedlichster Versicherungskunden für eine ganze Reihe von SSH-Kollegenbüros aus der näheren Umgebung und teilweise sogar aus benachbarten Bundesländern gleich mit. "Wir sind froh, dass all unsere Kollegen im Gegenzug auch uns bei der Begutachtung unterstützen, da wir ansonsten  beim Pfingstmontagshagel 2019 oder auch dem Juni-Hagel 2021 die Termine für viele Kunden rund acht bis neun Wochen nach hinten hätten schieben müssen, was weder im Interesse des auftraggebenden Versicherers, noch dessen Kunden ist", lautete Max Bauer's eigenes Credo.

Die Zukunft heißt Marion Bauer

Für die Zufriedenheit seiner Kunden verzichtete er gerne auf manchen Auftrag und gab diesen lieber innerhalb seiner SSH-"Familie" an Kollegen weiter – wissend, dass man mit dieser Aufgabenteilung und beschleunigten Auftragsabarbeitung oftmals besser dastand als mancher Wettbewerber. Dass das SSH-Büro Max Bauer heute sogar bayernweiter "Haus- und Hof-Gutachter" bei der einen oder anderen Versicherungsgesellschaft ist, ist zweifellos mit auf diese kollegial ausgerichtete Organisationsstruktur zurückzuführen, die sich über nunmehr viele Jahre für alle Beteiligte bewährt hat.

Einen maßgeblichen Anteil am heutigen "Standing" der Büros hat natürlich auch Max Bauer‘s jüngere Tochter Marion, die ebenfalls bereits seit nahezu 20 Jahren aktiv mitwirkt, ihren Vater sukzessive von vielen Alltagsaufgaben entlastete und ihn zudem zum zweifachen (stolzen) Opa gemacht hat. Die kaufmännische Geschäftsleitung hatte Marion Bauer in den letzten Jahren bereits vollumfänglich übernommen, jetzt werden weitere Aufgaben für sie nicht ausbleiben, die sie allerdings ganz sicher zusammen mit ihrem eingespielten Team meistern wird.

Breitgefächertes Spezialisten-Repertoire

Sowohl in der Zentrale in der Münchner Flößergasse, als auch in Germering und Starnberg geht es längst nicht mehr ausschließlich um die klassische Schadenaufnahme an Unfallfahrzeugen oder die Begutachtung von Hagelschäden. Neun hoch qualifizierte Sachverständige und teils auch Ingenieure decken mit unterschiedlichsten fachlichen Expertisen ein inzwischen breites Fachgebiet von SV-Aufgaben ab. Dazu gehören Aggregateschäden (z.B. Motoren und Getriebe) ebenso wie Lack- und allgemeine Haftpflichtschäden, bei denen Plausibilität, Kompatibilität sowie Kausalität der vorhandenen Angaben und Anknüpfungspunkte gleich mit überprüft werden.

Den künftigen Herausforderungen offen gegenüber steht das Unternehmen Max Bauer auch in puncto Begutachtungen und Schadenfeststellungen an E-Bikes und Elektro-Autos. Im Dienstleistungs-Portfolio befinden sich weitere Spezialgebiete wie etwa die Unfallrekonstruktion, das Auslesen von Steuergeräten, die Auswertung von Crashdaten (Crash Data Retrieval) aus EDR (Event Data Recorder), die Pico NVH-Diagnose (Noise, Vibration & Harshness) oder die Bereiche Ladungssicherung und Verkehrsmesstechnik.  

HU-Prüfungen ante portas

Im hauseigenen Schulungsraum finden regelmäßig Seminare für Sachbearbeiter, Sachverständige und Rechtsanwälte statt. Schulungen für Berufskraftfahrer nach dem Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetz runden das Angebot ab. Um die Zukunft der drei SV-Standorte noch besser abzusichern, wurde 2020 mit der MB Prüf GmbH zudem ein neues Unternehmen gegründet, das künftig auch den Bereich hoheitlicher Prüfaufgaben wie z.B. Hauptuntersuchungen abdecken soll. Vor einigen Jahren bereits wurde zusammen mit dem Augsburger SSH-Kollegen Michael Frey die Schadenzentrum München GmbH als gemeinschaftliches Joint Venture ins Leben gerufen, das heute vom früheren Chef-SV der VKB, Bernhard Link, als Geschäftsführer geleitet wird.

Höchste menschliche Werte!

Max Bauer war ein Philanthrop im besten Wortsinn. Einer, der seine Mitmenschen mochte, freundlich und vorbehaltlos auf alle zuging. Er war offen für gesellschaftliche Veränderungen genauso wie für neue Fahrzeug- und Prüf-Technologien oder Arbeitsweisen. Hagelscanner, Digitalisierung, elektronische Schadenakten etc. waren für ihn keine Schreckgespenste, sondern packte er frühzeitig an. Er hielt sich und sein Unternehmen dadurch stets wettbewerbsfähig sowie auf aktuellem Stand der Zeit. 

Max war ein genialer Botschafter des Sachverständigenwesens und als Fachmann überall gefragt. Und er konnte mit Witz, Humor und einem breiten Allgemeinwissen auch andere bestens unterhalten. Ich erinnere mich hier gerne an viele gemeinsame Stunden mit ihm auf den Verkehrsgerichtstagen in Goslar, auf den AUTOHAUS-Schadenforen in Potsdam oder auch auf Stammtischen und Tagungen "seiner" SSH oder bei sonstigen Branchenveranstaltungen.

Festhalten an der eigenen Überzeugung

Im Umgang mit Autohäusern, Freien Werkstätten, Versicherungen, Leasinggesellschaften und sonstigen Auftraggebern wie etwa Gerichten, Verkehrsrechtsanwälten und Fahrzeugherstellern, aber auch Privatkunden, Freunden und Kollegen hatte Max Bauer stets das richtige Augenmaß. Er ließ sich nie von irgendwelchen Zwängen oder Ideologien leiten, sondern blieb sich und seiner eigenen Überzeugung stets treu. Auf unseriöse Auftraggeber und entsprechende Angebote verzichtete er lieber, als dadurch seinen guten Ruf, den seiner Mitarbeiter oder der SSH-Organisation zu gefährden. Max war ein Leuchtturm und stets ein Aushängeschild für seinen gesamten Berufsstand! Ich bin dankbar für die vielen gemeinsamen Branchenjahre in bestem Einvernehmen und in ehrlicher Freundschaft, die mir mit ihm gegeben waren!

Letzte Ehre am kommenden Donnerstag

Meine aufrichtige Anteilnahme gehört ausdrücklich nochmals auch an dieser Stelle seiner Ehefrau Claudia sowie seinen beiden Töchtern Daniela und Marion, die mir gestattet haben, Ort und Termin der Beisetzung bekanntgeben zu dürfen: Am kommenden Donnerstag, dem 27. Januar 2022, wird dem Verstorbenen um 13 Uhr auf dem Gemeindefriedhof Söcking (Friedhofstr. 11, 82319 Starnberg) die letzte Ehre erwiesen. Wegen Corona werden allerdings die Plätze in der Trauerhalle begrenzt sein, weshalb wetterfeste Kleidung für einen Aufenthalt im Freien zu empfehlen ist.  Walter K. Pfauntsch

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