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Unfallbilanz 2022: Wieder mehr Tote, Verletzte und Alkohol im Straßenverkehr

17.07.2023 04:59 Uhr | Lesezeit: 7 min
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Das Vor-Corona-Niveau wurde 2022 noch nicht wieder erreicht, aber der Anstieg bei den Unfällen auf deutschen Straßen mit deutlich mehr Personenschäden und tödlich verunglückten Verkehrsteilnehmern ist unübersehbar.
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Fast ein Viertel mehr Alkoholunfälle, 226 mehr Tote und 12 Prozent mehr Verletzte: So lauten die traurigen Fakten für das Jahr 2022. Weiterhin resümiert das Statistische Bundesamt einen deutlichen Anstieg der auf deutschen Straßen tödlich verunglückten Radler:innen. Dieser "Trend" hält nunmehr bereits seit mehr als 20 Jahren an.

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Im Jahr 2022 sind in Deutschland 2.788 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen ums Leben gekommen. Das waren 9 Prozent oder 226 Getötete mehr als im Vorjahr. Wie das Statistische Bundesamt mit Sitz in Wiesbaden (Destatis) nach endgültigen Ergebnissen weiter mitteilt, lag die Zahl der Verkehrstoten damit weiterhin unter der Marke von 3.000 Personen. Diese war erstmals im stark von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 unterschritten worden, als deutlich weniger Menschen unterwegs waren als in den Vorjahren. Die Zahl der bei Unfällen im Straßenverkehr verletzten Personen stieg im Jahr 2022 um 12 Prozent auf 361.134 Verletzte. Dennoch blieb die Zahl der Getöteten und Verletzten auf einem der tiefsten Stände seit fast 70 Jahren. Durchschnittlich gab es pro Tag 989 Verletzte und fast 8 Todesopfer im Straßenverkehr.

Fast 87 Prozent weniger Verkehrstote als 1971

Ein Blick zurück macht deutlich, welche Entwicklungen sich alleine im letzten halben Jahrhundert vollzogen haben: In 1971, dem Jahr mit dem höchsten Blutzoll auf deutschen Straßen, verunglückten insgesamt 21.322 Menschen tödlich. So viele wie nie zuvor und nie danach. Täglich starben damals gut 58 Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr, das waren fast achtmal so viele wie im Jahr 2022.

Dass die Zahl der Getöteten seit 1971 um knapp 87 Prozent zurückgegangen ist, obwohl sich der Pkw-Bestand im gleichen Zeitraum mehr als verdreifacht hat, lag neben der Corona-Pandemie in den Vorjahren auch an einer Vielzahl gesetzlicher Regelungen und Sanktionen, an deutlich optimierten Fahrzeug-Technologien und auch einer präventiven Verkehrsplanung und -infrastruktur.

Weniger Unfälle als vor Corona...

Die Zahl der polizeilich registrierten Unfälle stieg im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent auf rund 2,4 Millionen. Bei 2,1 Millionen Unfällen blieb es bei Sachschaden, bei rund 290.000 Verkehrsunfällen wurden Menschen verletzt oder getötet. Die Zahl der Unfälle mit Personenschaden stieg damit deutlich um 12 Prozent gegenüber 2021, bei Unfällen mit Sachschaden betrug der Anstieg dagegen lediglich 3 Prozent. Dennoch erfasste die Polizei weniger Unfälle als vor der Corona-Pandemie.

... aber deutlicher Anstieg bei den Alkohol-Crashs

Eine Ausnahme waren Alkoholunfälle. Von 2015 bis 2019 schwankte ihre Zahl zwischen 34.000 und 36.000, während der Pandemie lag sie unter 33.000. Im Jahr 2022 gab es dagegen 38.771 Unfälle, an denen mindestens eine unfallbeteiligte Person alkoholisiert war. Das waren 19 Prozent mehr Alkoholunfälle als im Vorjahr. Noch deutlicher war die Entwicklung bei Alkoholunfällen, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden: Von 2015 bis 2019 erfasste die Polizei jährlich zwischen 13.000 und 14.000 Alkoholunfälle mit Personenschaden, 2022 waren es 16.807 Unfälle und damit 23 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

651 "Geschwindigkeits-Tote" auf Landstraßen und Autobahnen

70 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden ereigneten sich 2022 laut Destatis innerhalb von Ortschaften, 24 Prozent auf Landstraßen und 6 Prozent auf Autobahnen. Allerdings haben Unfälle auf Straßen außerhalb von Ortschaften unter anderem wegen der höheren Fahrgeschwindigkeiten oft schlimmere Folgen als auf innerörtlichen Straßen. Auf Landstraßen kommen weitere Risikofaktoren wie die fehlende Trennung zum Gegenverkehr, schlechte Überholmöglichkeiten oder ungeschützte Hindernisse wie Bäume neben der Fahrbahn hinzu.

Dies zeige auch die Zahl der Verkehrstoten: Innerorts kamen 32 Prozent der bei Unfällen im Straßenverkehr Getöteten ums Leben, auf Landstraßen waren es 57 Prozent und auf Autobahnen 11 Prozent.

Infolge von Unfällen auf Landstraßen starben im Jahr 2022 insgesamt 1.593 Personen. Die meisten von ihnen waren Pkw-Insassen (841 Getötete), gefolgt von Kraftradnutzerinnen und -nutzern (399 Getötete). Bei Unfällen auf Landstraßen, bei denen mindestens eine beteiligte Person die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten hatte oder für die Straßen- oder Witterungsverhältnisse zu schnell fuhr, starben 530 Menschen.

Das war ein Drittel (33 Prozent) aller Verkehrstoten auf Landstraßen. Mehr als ein Viertel der Schwerverletzten (5.989 Menschen oder 27 Prozent) auf Landstraßen ging ebenfalls auf Unfälle wegen zu hohen Tempos zurück.

Das Statistische Bundesamt spricht hier neuerdings von "Verkehrstoten aufgrund von Geschwindigkeitsunfällen".

Auf Autobahnen starben 314 Menschen im Jahr 2022. Darunter waren 181 Pkw-Insassen und 71 Insassen von Güterkraftfahrzeugen (z. B. Lkw, Sattelzugmaschinen oder Kleintransporter). Auch auf Autobahnen ist laut Destatis-Auswertung zu schnelles Fahren eine der Hauptunfallursachen: "Bei Geschwindigkeitsunfällen auf Autobahnen fanden 121 Menschen den Tod, das entsprach 39 Prozent aller Getöteten auf Autobahnen."

Das Dilemma der Radler:innen und Fußgänger:innen

Innerhalb von Ortschaften findet der größte Teil des Rad- und Fußgängerverkehrs statt. Dies wirkt sich auch auf die Unfallzahlen aus. Im Jahr 2022 starben innerorts 881 Menschen. 62 Prozent von ihnen waren mit einem Fahrrad (276) oder zu Fuß (274) unterwegs, mit dem Pkw fuhren dagegen nur 19 Prozent (170) der innerorts Getöteten.

Wer verstirbt mit welchem Verkehrsmittel?

1.192 Personen kamen im Jahr 2022 in einem Pkw ums Leben, das waren 43 Prozent aller Verkehrstoten. 492 Menschen verunglückten auf einem Kraftrad mit amtlichem Kennzeichen (zum Beispiel Motorräder und -roller) tödlich (18 Prozent aller Verkehrstoten), 474 mit dem Fahrrad und 368 zu Fuß (17 Prozent bzw. 13 Prozent aller Verkehrstoten). Unter den getöteten Fahrradfahrerinnen und -fahrern waren 208 mit einem Pedelec, häufig auch als E-Bike bezeichnet, unterwegs. 127 Menschen (5 Prozent aller Verkehrstoten) waren Insassen eines Güterkraftfahrzeugs und 10 Menschen verunglückten mit einem E-Scooter tödlich.

Mortalitätsrückgang beim Fahrrad weit unterdurchschnittlich

Im längerfristigen Zeitvergleich wird deutlich, dass die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Pkw-Insassen überdurchschnittlich sinkt. In den Jahren von 2000 bis 2022 sank die Zahl der Menschen, die durch Verkehrsunfälle ums Leben kamen, insgesamt um 63 Prozent. Bei Pkw-Insassen war der Rückgang mit -73 Prozent besonders hoch. Die Zahl der Menschen, die mit einem Kraftrad mit amtlichem Kennzeichen tödlich verunglückten, ging dagegen nur unterdurchschnittlich um 48 Prozent zurück. Besonders niedrig war der Rückgang bei Fahrradfahrerinnen und -fahrern mit -28 Prozent.

Trotz des überdurchschnittlichen Rückgangs sind nach wie vor die meisten Verkehrstoten Pkw-Insassen. Allerdings stellten diese im Jahr 2000 noch 59 Prozent aller Verkehrstoten, 2022 waren es nur 43 Prozent. Dagegen erhöhte sich der Anteil der auf einem Kraftrad mit amtlichen Kennzeichen Getöteten von 13 Prozent auf 18 Prozent und der Anteil der Radfahrerinnen und -fahrer an den Verkehrstoten hat sich von 9 Prozent auf 17 Prozent fast verdoppelt.   (kaf/wkp)

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