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Von Danner bis Lauterwasser: 50 Jahre Kfz-Forschung im AZT

04.10.2021 04:59 Uhr | Lesezeit: 7 min
Von Danner bis Lauterwasser: 50 Jahre Kfz-Forschung im AZT
Das Allianz Zentrum für Technik (hier eine Aufnahme aus dem Jahr 2006) ist seit 1971 in diesem Gebäude in Ismaning bei München beheimatet.
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Das Forschungsinstitut der Allianz feiert sein 50-jähriges Bestehen. Was 1971 weitestgehend mit K&L Crash- und Reparaturtests zur Unfallinstandsetzung begann, hat inzwischen eine ganz andere Dimension erreicht: Heute wird in Ismaning an den Themen von morgen und übermorgen, so u.a. dem autonomen Fahren, geforscht.

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Das Allianz Zentrum, für Technik, kurz AZT, ist ein stehender Begriff in der gesamten Branche. AZT steht für Kompetenz in der Fahrzeugtechnologie- und Sicherheitsforschung. Aktueller Forschungsschwerpunkt ist gerade das assistierte und automatisierte Fahren.

Aufgaben im Überblick

Vor genau einem halben Jahrhundert gründete Prof. Dr.-Ing. Max Danner unter dem Dach des damals bereits bestehenden Allianz Zentrum für Technik auch das Institut für Kraftfahrzeugtechnik – es war der Vorläufer der heutigen AZT Automotive GmbH, wie das Unternehmen gesellschaftsrechtlich richtig heißt. Als Forschungsinstitut der Allianz untersucht die AZT Automotive GmbH aktuelle Fragestellungen aus den Bereichen Automobiltechnologie, Reparaturtechnik, Fahrzeug- und Straßenverkehrssicherheit.

"Danner-Test" und Typklassifizierung

Seit nunmehr 50 Jahren steht das AZT für kompetente und meist auch für die gesamte Assekuranz richtungsweisende Forschungsarbeit in Sachen Fahrzeugtechnologie und -sicherheit. Max Danner gab in den frühen 1970er Jahren viele Themen vor, die durch ihn auch den notwendigen Anschub auf politischer und rechtlicher Ebene erhielten. Dazu gehörten beispielsweise der Sicherheitsgurt, der "Typschaden-Crashtest" (ursprünglich auch "Danner-Test" bzw. "AZT-Crashtest" bezeichnet) und die Einführung der Typklassen für die Teil- und Vollkasko-Versicherung.

Prof. Dr.-Ing. Dieter Anselm setzte als Nachfolger Danners auf all den ursprünglichen Themen auf und wandte sich auch den Airbags, der Diebstahlsicherheit und zuletzt noch den Fahrassistenzsystemen zu. Das AZT hat maßgeblich zur Etablierung von heute selbstverständlichen Sicherheitssystemen im Auto beigetragen, weltweite Standards gesetzt und eine Vielzahl von Studien zur Verkehrssicherheit veröffentlicht.

Dem 3. Chef gehört das digitale Zeitalter

Seit 1. Juli 2007 ist mit dem promovierten Physiker Christoph Lauterwasser (58) der nunmehr dritte AZT-Geschäftsführer im Amt. Und während sich seine beiden Vorgänger noch weitgehend mit "klassischen" Lack- und Karosserie-Instandsetzungsthemen, damit aber auch dem Siegeszug für die wichtige Entwicklung der gesamten aktiven und passiven Sicherheit beschäftigten, ist die "Ära Lauterwasser" immer mehr geprägt durch elektronische, vernetzte Systeme und vor allem dem breiten Feld der Digitalisierung.

Jochen Haug, amtierender Schadenvorstand der Allianz-Versicherungs-AG, fasst die Bedeutung des AZT recht prägnant wie folgt zusammen: "Mit dem Allianz Zentrum für Technik haben wir eine einzigartige Einrichtung, um relevante Entwicklungen im Automobilbereich sowie deren Einfluss auf die Kfz- Versicherung und die entsprechenden Schadenprozesse frühzeitig zu erkennen. Die Expertise aus 50 Jahren Automobilforschung kommt nicht nur der Allianz zugute, sondern wird auch in externen Branchenkreisen hoch geschätzt."

"Geschichtliche" Meilensteine

Als sich Anfang der 70er-Jahre die Reparaturkosten bei Kraftfahrzeugschäden drastisch erhöhten und die Autoversicherung spürbar verteuerten, entschloss sich die Allianz Versicherungs-AG, ihrem 1932 in Berlin gegründeten und 1962 nach Ismaning bei München verlegten Allianz Zentrum für Technik einen eigenen Geschäftsbereich Kraftfahrzeugtechnik anzugliedern.

Dessen Initiator und Leiter, Prof. Dr.-Ing. Max Danner, begann 1971 mit seinen Mitarbeitern, Unfallschäden systematisch zu erforschen und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie vermieden oder in ihren Auswirkungen beim Crashverhalten und in der Fahrzeugreparatur begrenzt werden können.

Die wissenschaftlichen Untersuchungen des AZT zum Beispiel auf den Gebieten Sicherheitsgurt, Airbag, Kinderrückhaltesystem, Transport von Kindern mit dem Fahrrad, Hund im Auto, Motorradunfall, Autositze und Kopfstützen haben Risiken für die Verkehrsteilnehmer deutlich gemacht. Im Jahr 1993 entwickelte das AZT zudem das Anforderungsprofil für die elektronische Wegfahrsperre, das 2019 um ein Anforderungsprofil für den Autoschlüssel im Smartphone ergänzt wurde.

Der Faktor "Mensch" bei Unfällen

Der in den 2000er Jahren neu gegründete Arbeitsbereich "Unfallforschung und Unfallverhütung" setzte einen zusätzlichen Fokus auf das Verhalten der Menschen im Straßenverkehr.

Im November 2006 stellte das AZT einen neuen Crashtest für Stoßfänger vor, der von einer Expertengruppe des Research Council for Automobile Repairs (RCAR) unter Leitung des AZT entwickelt wurde. Der Bumper-Test ist ein Crashtest für leichte Auffahrunfälle im Straßenverkehr mit niedrigen Geschwindigkeiten und seit 2010 in Deutschland Bestandteil der Versicherungseinstufung. Dabei kann sich die Versicherungseinstufung in Abhängigkeit vom Ergebnis um bis zu zwei Klassen verändern.

Slogan 2021: Driving Tomorrow

Aktuelle Herausforderungen liegen im vernetzten, assistierten und automatisierten Fahren. Dazu passt das neue Motto des AZT "Driving Tomorrow". Als Partner der Automobilindustrie hat das Forschungsinstitut Testfelder und Erprobungsfahrzeuge in vielen europäischen und weltweiten Märkten begleitet und forscht bereits seit vielen Jahren an Advanced Driver Assistance Systems (ADAS). Das AZT ist Partner bei europäischen Forschungsprojekten zum hochautomatisierten Fahren wie dem L3-Pilot.

Das Forschungsvorhaben erstreckt sich vom Parken und Überholen bis hin zum Fahren auf städtischen Kreuzungen. Mit rund 1.000 Testfahrern und 100 Fahrzeugen in elf europäischen Ländern werden dabei Daten zur Bewertung technischer Aspekte, der Nutzerakzeptanz, des Fahr- und Reiseverhaltens sowie des Einflusses der Automationsfunktionalitäten auf Verkehr und Gesellschaft erhoben. Die Abschlussveranstaltung soll noch dieses Jahr in Hamburg beim ITS World Congress stattfinden.

Jahrzehnt der großen Veränderungen

"Wir stehen in den kommenden Jahren vor großen Umbrüchen in der Automobiltechnologie und Mobilität. Die Fahrzeuge werden elektrisch, in hohem Maße vernetzt und zunehmend assistiert und automatisiert sein. Damit einher gehen viele Chancen für die Verkehrssicherheit, aber auch neue Risiken, und wir erwarten einen Wandel der Autoversicherung hin zu einem noch stärker datengetriebenen, technologiebasierten Produkt", sagt Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer der AZT Automotive GmbH. (wkp)

Jochen Haug (l.) profitiert als Schadenvorstand der Allianz direkt von den Forschungsergebnissen und Expertisen, die der seit 2007 amtierende Geschäftsführer Christoph Lauterwasser und seine Mitarbeiter*innen im AZT sowie im internationalen RCAR-Verbund mit der Automobil- und Zulieferindustrie, weiteren Instituten und Versicherungsunternehmen erarbeitet.
© Foto: Walter K. Pfauntsch
Dieser restaurierte 3er BMW zählte in den 1970er Jahren zu den ersten Modellen, die auf der Crashbahn des AZT einem Typklassen-Crashtest unterzogen wurden.
© Foto: Walter K. Pfauntsch
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