Trotz einer sehr jungen und großen Bevölkerung mit über 1,4 Milliarden Einwohnern ist der indische Automarkt mit ca. 3,5 Millionen Pkw-Neuzulassungen pro Jahr eher klein. Dafür gibt es viele Gründe: ein geringeres Einkommen, eine starke Beschäftigung im informellen Sektor (ohne Arbeitsverträge), eine angespannte Verkehrssituation und eine geringe Erwerbsbeteiligung von Frauen.
Das Volumen im Premiumsegment ist beispielsweise nur für 50.000 Autos im Jahr gut. Dennoch kann man davon ausgehen, dass der indische Subkontinent bis 2030 Japan von Platz drei der größten Weltmärkte verdrängen könnte. Die Mittelschicht wächst, und die Gehälter steigen. Vor dem Hintergrund der Herausforderungen und Unberechenbarkeit in den USA und China dürfte Indien damit auch für die deutschen Autobauer noch interessanter werden.
Aktuell nimmt eine Indien-Reisegruppe der Bank11 die künftigen Möglichkeiten des wachsenden Automarkts genauer unter die Lupe. Bei Audi Delhi South trafen die Teilnehmer den Inhaber und Managing Director Raghav Chandra sowie seinen CEO Mayank Datta zum ausführlichen Gespräch und Meinungsaustausch. Der Premiumhändler verkaufte ursprünglich Opel und Chevrolet; 2008 entschied er sich für ein Franchise beim Ingolstädter Autobauer.

Das Audi-Terminal in der Mathura Road entstand dann 2011. Pro Jahr werden von den insgesamt 200 Mitarbeitern rund 600 Neuwagen vermarktet. Der After-Sales-Betrieb ist aus Platzgründen an einem anderen Standort in Delhi ausgelagert. Dort sind 130 Personen beschäftigt. Wie überall im Autobusiness sorgt ein funktionierender und ausgelasteter Service für Kundenloyalisierung und Kostendeckung. Auch das Geschäft mit jungen Gebrauchten sei am Wachsen, berichtete Raghav Chandra.
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Um das Marktgebiet auszuweiten, plant der Unternehmer ein weiteres Engagement für Audi im 170 Kilometer entfernten Agra. Man teilt sich den Markt mit zwei weiteren Audi-Kollegen im Ballungsraum Delhi mit rund 33 Millionen Einwohnern. Um sich gegen die deutschen und japanischen Wettbewerber zu behaupten, werde großer Wert auf Kundenbindungsmaßnahmen in Form besonderer Events gelegt, erläuterte Mayank Datta. Premiumkunden sind auch in Indien anspruchsvoll – besonders, weil spezielle Importzölle und Steuern die Autos deutlich verteuern.
E-Mobile spielen in Indien noch keine große Rolle, der BEV-Marktanteil ist also gering. Bis 2027 soll sich das aber ändern. Um die Luftverschmutzung in den Städten zu reduzieren, sollen Stromer künftig verstärkt gefördert werden. Als eine Sofortmaßnahme dürfen seit dem 1. April Verbrenner, die älter als 15 Jahre sind, in Delhi nicht mehr an Tankstellen mit Kraftstoff versorgt werden. Um dies durchzusetzen, wurden die über 500 Tankstellen mit automatischen Erkennungssystemen für die Nummernschilder (ANPR) ausgestattet. Diese Systeme identifizieren alle von der Regelung betroffenen Fahrzeuge und verweigern das Tanken.
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