Das bayerische Kfz-Gewerbe zieht einen Schlussstrich: Bei ihrer Jahresversammlung am vergangenen Samstag in Würzburg haben die Delegierten für den Austritt aus dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) gestimmt. Zuvor hatten der Vorstand um Präsident Günter Friedl und die Vertreter der sieben Innungen empfohlen, den ZDK als Dachverband zum Jahresende zu verlassen.
Künftig will das bayerische Kfz-Gewerbe seine überregionalen Interessen vom Bundesinnungsverband (BIV) bzw. Zentralverband des Kraftfahrzeughandwerks (ZVK) vertreten lassen, wie die Organisation im Anschluss an die Versammlung mitteilte.
"Uns geht es um die Sache"
"Dieser Schritt folgt dem Anspruch, die überregionale Interessenvertretung auf eine stabile, praxisnahe und zukunftsfähige Grundlage zu stellen", erklärte Friedl der Mitteilung zufolge. "Im Mittelpunkt steht dabei, die technische Fahrzeugüberwachung, die handwerkliche Kompetenz und die wirtschaftliche Stärke des Mittelstands langfristig zu sichern. Uns geht es um die Sache – um ein faires und verlässliches Miteinander."
Der BIV übernehme als eigenständiger Bundesverband zentrale Aufgaben in den Bereichen technische Fahrzeugüberwachung, Werkstattorganisation, Qualifizierung, Weiterbildung und technische Regelsetzung. Er fungiere als fachlicher Ansprechpartner und Koordinationsplattform für die Landesverbände und sei zugleich dem ZDK angeschlossen, hieß es.

"Wir wollen unsere Mitglieder mitnehmen, ihre Bedenken ernst nehmen und gemeinsam Lösungen entwickeln, die auf Dauer Bestand haben", betonte Friedl. Der Verband setze großes Vertrauen in den neuen BIV-Hauptgeschäftsführer Jürgen Gros und blicke der gemeinsamen Arbeit mit Zuversicht entgegen. "Verlässlichkeit und Zusammenhalt sind die Grundlage unseres Handelns – ebenso wie stabile Strukturen und klare Zuständigkeiten im Sinne unserer Betriebe und einer starken Verbandsfamilie."
Damit zählt der ZDK ab Januar nur noch zwölf statt vierzehn Landesverbände, sofern sich nicht noch weitere Regionen der Entscheidung Bayerns und Nordrhein-Westfalens anschließen. Mit Bayern verliert der Dachverband zugleich seinen mitgliederstärksten und beitragsstärksten Landesverband. Im Kfz-Gewerbe Bayern sind rund 7.000 Betriebe mit 140.000 Beschäftigten und 15.000 Auszubildenden organisiert.
ZDK-Präsident warnt vor Spaltung
ZDK-Präsident Thomas Peckruhn warnte vor den Folgen eines Austritts und sprach von einem "tiefen Graben", der die Branche zu spalten drohe. "Es geht nicht mehr um eine offene Diskussion, sondern um die Umsetzung einer bereits getroffenen Entscheidung", sagte Peckruhn gegenüber AUTOHAUS. Der Beschluss über die Mitgliedsbeiträge im Zentralverband des Kraftfahrzeughandwerks (ZVK) habe den Austritt Bayerns faktisch erzwungen.
Peckruhn zeigte sich enttäuscht über das Vorgehen der letzten Wochen. Er verwies auf die Mitgliederversammlung des ZVK am vergangenen Dienstag: "Dort sind die Mitgliedsbeiträge für den ZVK beschlossen worden und die betragen 95 Prozent Ihrer letzten Beiträge an ZDK und ZVK zusammen. Rechnerisch würden ohne Erhöhung der Gesamtbelastung nur fünf Prozent für den ZDK verbleiben – das wird für den ZDK nicht reichen. Damit zwingt sie diese Entscheidung vom letzten Dienstag zum Austritt."
Nach Darstellung Peckruhns hatten die 14 Landesverbände im ZVK erst kurz vor der Sitzung der Mitgliederversammlung den Vorschlag erhalten. Dieses Vorgehen sei "für viele Mitglieder inakzeptabel" und habe das Vertrauen zwischen den Landesverbänden geschwächt. Nur drei Landesverbände – Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern – hätten dem Vorschlag zugestimmt, verfügten aber über eine Stimmenmehrheit. "Demokratisch korrekt – aber ist dies klug?", fragte Peckruhn.
Er betonte, dass der ZDK in den vergangenen Jahren eine starke politische Position in Berlin und Brüssel aufgebaut habe. "Das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe ist heute auf Augenhöhe mit VDA und VDIK", sagte er. Durch den Austritt Bayerns und anderer Landesverbände drohe dieser Einfluss zu erodieren. "Die Auseinandersetzung zwischen ZDK und ZVK eskaliert, und die Spaltung vertieft sich", warnte Peckruhn. Sponsoren und Partner könnten sich zurückziehen, der Ruf des Gewerbes sei in Gefahr. Zugleich kritisierte er das Ziel einiger Verbände, den ZDK "faktisch zu eliminieren".
Alternatives Finanzierungsmodell ignoriert
Als Alternative hatten neun Landesverbände und sieben Fabrikatsverbände ein Finanzierungsmodell erarbeitet, bei dem 30 Prozent der Beiträge an den ZDK und 70 Prozent an den ZVK fließen sollten. Doch dieser Vorschlag sei ignoriert worden. "Nach der Trennung der Geschäftsstellen wird es nun zu einer Trennung der Verbände kommen", so Peckruhn. Dennoch zeigte er sich offen für Gespräche: "Sollten Sie den Wunsch an einer neuen Mitgliedschaft haben, dann stehen wir für ernsthafte Gespräche jederzeit zur Verfügung."