Teilemanagement: Mehr als smarte Lagerwirtschaft

07.12.2025 00:00 Uhr | Lesezeit: 7 min
Autohaus Liess
von links: Thomas Liess, Geschäftsführer im Autohaus Liess, Betriebsleiter Ralf Ratzesberger und Lagerleiter Franklin Hübler setzen auf durchgängige und schlüssige Digitalisierung.
© Foto: Autohaus Liess

Im Autohaus Liess sind Teilewesen und Lagerwirtschaft seit Kurzem digitalisiert. Dazu bedient sich der Mercedes-Benz- und Smart-Servicepartner der Anwendung Cidcar Mobile. Das verändert Arbeitsweisen, Tempo und Transparenz. Und das auch gegenüber den Kunden.

Das Teilegeschäft hat sich im Autohaus Liess als eine verlässliche Säule manifestiert. Von stabilen Umsätzen spricht Geschäftsführer Thomas Liess, der seit etwa acht Jahren nun in dritter Generation den Mercedes-Benz- und Smart Servicepartner führt. Er treibt daher mit seinem Team aus insgesamt 45 Mitarbeitern die Digitalisierung auch in diesem Bereich voran, um die nach innen sowie nach außen zum Kunden gerichteten Prozesse zu optimieren.

Direkt nach dem Wechsel auf das Dealer-Management-System Cidcar von AM Solutions im September dieses Jahres ist der Unternehmer mit Betriebsleiter Ralf Ratzesberger und Lagerleiter Franklin Hübler zur nächsten Tat geschritten. Gemeinsam haben sie als ein Pilotbetrieb mit dem IT-Dienstleister das Teilewesen mit dem neuen Modul Cidcar Mobile komplett digitalisiert. Hierüber laufen nun seit Mitte Oktober Bestellung, Wareneingang, Kommissionierung und Warenausgabe. Wesentliche Werkzeuge dafür sind die Android-Scan-Geräte des Herstellers Zebra für die vier Lageristen, auf denen die App installiert und mit dem DMS verbunden ist. Serviceberater und Fachkräfte in der Werkstatt haben auch Zugriff auf das Teilewesen über ihre Pads via DMS, die Liess ebenfalls kürzlich beschafft hat. Das Ziel: die Lagerwirtschaft umfassend zu modernisieren und aus der analogen in die virtuelle Sphäre zu bringen. „Denn wir wollen im kommenden Jahr bereits rund 90 Prozent papierlos arbeiten“, sagt Thomas Liess.

Datenfluss und Datenqualität

Die Digitalisierung des Teilewesens ist dazu ein elementarer Baustein. Das zeigt sich etwa bei den Bestellungen. Diese erledigen die Anwender bei Liess im Wesentlichen auftragsorientiert über das DMS. Im Fall von Lagerergänzungen nutzen sie die Anbindung von Mercedes-Benz, über die Bestellvorschläge entsprechend automatisch generiert werden. Für andere Lieferanten berechnet das DMS die Bevorratung. „Neben der Vollintegration von Teil-Logistik-Schnittstellen für die Mercedes-Benz Group, stehen in Cidcar auch für viele weitere Lieferanten umfangreiche Schnittstellen, wie zum Beispiel Bestellschnittstellen und elektronische Lieferscheindaten, zur Verfügung“, erläutert Stefan Aretz, Geschäftsführer der AM Solutions.

Die elektronischen Lieferscheine sowie alle im DMS erzeugten Bestellungen sind wiederum eine Grundlage für den digitalen Wareneingang. Im DMS sowie dem Teilewesen-Modul ist auch abrufbar, welche Teile mit der Lieferung erwartet werden. Es braucht somit keine Warenbegleitpapiere oder gedruckte Lieferscheine mehr.


"Die Schritte und Lagerungen zwischen Wareneingang und Warenausgabe sind keine Blackbox mehr."

Thomas Liess,
Geschäftsführer Autohaus Liess


Mehr Tempo, größere Transparenz

Geht die Ware ein, scannen die Lageristen den Bar- oder QR-Code auf den Verpackungen mit der App auf dem Scan-Gerät. Die Software identifiziert die Teile- oder EAN-Nummer und zeigt an, wofür das Teil benötigt wird. Wenn der Barcode beschädigt ist oder der Scanner nicht zur Verfügung steht, kann auch die Kamera eines Smartphones zur Identifikation der Teilenummer mittels OCR-Texterkennung genutzt werden. Anschließend folgt die digitale Kommissionierung der Teile. Diese geschieht durch Scan eines Barcodes, der auf dem Kommissionierungswagen oder der Ablage im Kommissionierungsfach aufgeklebt ist.

Bestellt ein Kunde oder die Werkstatt die Ware und ist diese nach Eingang bei Liess kommissioniert, werden die Teile an ihren Bestimmungsort wie dem Ausgabefach für die Werkstatt oder ins Kundenfach gelegt. Im Zuge dessen werden der Barcode am Teil oder am Fach sowie der Barcode am Bestimmungsort gescannt. So sehen die Zugangsberechtigten jederzeit, wo sich die Teile befinden. Ob in den Warenausgabe- oder Kommissionierungsfächern sowie unverbaute Teile im Bestand bei den Mechanikern oder in den Vitrinen: Die unterschiedlichen Lagerorte sind sichtbar. Die Schritte und Lagerungen zwischen Wareneingang und Warenausgabe sind folglich keine Blackbox mehr“, so Thomas Liess. Das steigere Effizienz, Transparenz und Sicherheit in den Prozessen.

Teilelager
Über Cidcar Mobile ist der Lagerort jedes Teils sichtbar.
© Foto: AM Solutions

Wareneingang in einem Fünftel der Zeit

Bei der Bestellung eines Großkunden wird zudem die erforderliche Auslieferung anhand eines Paketsymbols angezeigt. So kann der Teilebereich diese direkt organisieren und die Waren für den Lieferdienst an den dafür vorgesehenen Ort ablegen. Kommt es zu einer Reklamation, kann diese ebenfalls in der App angestoßen werden. Da bei Liess viele Businesskunden ihre Teile bestellen oder über die Theke kaufen, sind diese Funktionen elementar.

„Die Prozesse im Wareneingang sind damit im Vergleich zum vorherigen papierbasierten Verfahren in kurzer Zeit deutlich einfacher und schneller geworden“, sagt Teilespezialist Franklin Hübler. Bei AM Solutions geht man davon aus, dass der Wareneingang in einem Fünftel der bisher benötigten Zeit abgearbeitet werden kann. Autohaus-Betriebsleiter Ralf Ratzesberger ergänzt: „Zugleich sind wir gegenüber den Kunden bei den Preisen aussagekräftiger geworden. Denn wir sehen nun direkt den vereinbarten Preis statt des UVP und können diesen sofort kommunizieren.“

Scanner
Gescannt werden die Bar- respektive QR-Codes mit einem Android-Gerät des Herstellers Zebra.
© Foto: AM Solutions

Nächster Schritt: Zeiterfassung

Braucht ein Mechaniker die Teile für einen Werkstattauftrag, ruft er den Lagerort über sein Pad mittels Cidcar mobile auf und holt diese aus dem Fach. Auf den mobilen Geräten ist die App aber auch installiert, um die Zeiterfassung am Arbeitsplatz und am Fahrzeug zu nutzen. Die darin enthaltene digitale Arbeitskarte liefert derzeit Informationen zum Status der benötigten Teile für die durchzuführende Reparatur. Den Fachkräften wird mit einem grafischen Symbol angezeigt, wenn Teile für den Auftrag bereitliegen oder sich diese im Zulauf befinden. Diese Funktionen will AM Solutions weiter ausbauen, um die vollständige Digitalisierung von Werkstätten zu ermöglichen.

Bei Liess sind jedenfalls die sogenannten Auftragsbeutel aus Papier, von den rund 6.800 für die Werkstattdurchgänge im vergangenen Jahr angelegt wurden, bereits durch das neue DMS und das Teilewesen-Modul bald Geschichte. Thomas Liess arbeitet mit seiner Mannschaft und den Dienstleistern daran, dass dies künftig in weiteren Arbeitsprozessen möglich ist.

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