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Autoindustrie: FCA und PSA sprechen über Fusion

30.10.2019 12:31 Uhr
Autoindustrie: FCA und PSA sprechen über Fusion
Im Sommer war FCA noch bei Renault mit einen Fusionsangebot abgeblitzt. Jetzt ist ein neuer Partner aus Frankreich im Gespräch.
© Foto: picture alliance / AP Photo

Der Druck in der Branche zwingt Autobauer zu neuen Bündnissen. Nach dem Fehlschlag mit Renault wendet sich Fiat Chrysler nun den Franzosen von PSA zu. Droht VW gefährliche Konkurrenz?

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Der italienisch-amerikanische Hersteller Fiat Chrysler (FCA) spricht mit dem französischem Opel-Mutterkonzern PSA über die Bildung eines globalen Autogiganten. Falls eine Abmachung gelinge, würde der weltweit viertgrößte Hersteller entstehen, hieß es am Mittwoch aus dem französischen Wirtschafts-und Finanzministerium.

"Es gibt laufende Diskussionen, die darauf abzielen, eine der führenden Mobilitätsgruppen der Welt zu schaffen", bestätigte FCA in einer knappen Erklärung. Die Gespräche seien erst am Anfang, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen in Paris. Einen Termin zum Abschluss gebe es bisher nicht.

Der neue Verbund käme laut Branchenangaben auf einen Absatz von rund neun Millionen Fahrzeugen. Größer seien nur noch Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund. Der französische Staat verfolge als wichtiger PSA-Anteilseigner die Gespräche mit "Aufmerksamkeit und Offenheit", hieß es.

Das "Wall Street Journal" hatte am Dienstag berichtet, Fiat Chrysler und PSA wären an der Börse zusammen rund 50 Milliarden Dollar (45 Milliarden Euro) wert. Peugeot-Chef Carlos Tavares soll den Konzern laut Zeitung als Vorstandsvorsitzender führen. Der FCA-Verwaltungsratsvorsitzende John Elkann - Enkel des langjährigen Fiat-Bosses Giovanni Agnelli - würde diese Rolle auch bei dem neuen Unternehmen einnehmen. Laut Medien wird eine Fusion "unter Gleichen" debattiert. Die Unternehmen machten zu Details zunächst keine Angaben. Die Aktien von FCA gingen in Mailand kräftig oben, die PSA-Papiere stiegen in Paris.

PSA führt neben Opel die Marken Peugeot, DS und Citroën. Fiat Chrysler hat die Marken Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia oder Maserati unter seinem Dach.

Fiat Chrysler wollte sich zuvor bereits mit dem französischen Hersteller Renault verbinden und den weltweit drittgrößten Autohersteller formieren. Die Gespräche scheiterten jedoch. Nach monatelangen Verhandlungen zog Fiat Chrysler im Juni seine Offerte für einen Zusammenschluss zurück.

Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet im Falle einer Fiat-Übernahme zusätzlichen Druck auf die PSA-Tochter Opel. Fiat habe große Überkapazitäten, die in Italien aber sehr schwer abzubauen seien. PSA-Chef Carlos Tavares werde zwangsläufig den Blick auch wieder auf die weiterhin vorhandenen Überkapazitäten bei Opel richten, sagte der Leiter des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. PSA hatte Opel vor gut zwei Jahren übernommen und mit harter Hand wieder in die Gewinnzone geführt - viele Jobs blieben dabei auf der Strecke.

Autobauer stehen unter Druck, denn sie müssen riesige Beträge in autonome Autos und Elektromobilität investieren. Eine mögliche Fusion bietet nach Ansicht des Experten Stefan Bratzel viele Chancen. PSA könnte so auf dem US-Markt Fuß fassen, sagte der Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. PSA sei mit seinen Marken bislang nicht in Nordamerika vertreten. FCA hat hingegen eine starke Marktposition mit Chrysler, Dodge und Jeep.

Etliche Baustellen bei FCA

In der Branche wird immer wieder auf Schwächen von Fiat Chrysler hingewiesen. Denn FCA hatte unter der Führung des mittlerweile verstorbenen Autobosses Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Derzeit ist der Konzern vor allem mit den großen Spritschluckern der Marken Jeep und Ram in den USA erfolgreich. Das hilft in Europa aber nicht beim Einhalten von CO2-Zielen spätestens ab 2021. Im Heimatkontinent von Fiat verliert der Konzern zudem Marktanteile und fuhr zuletzt nur haarscharf an einem operativen Verlust vorbei.

Der 1899 gegründete Autohersteller Fiat war 2014 in der Fiat Chrysler Automobiles (FCA) aufgegangen. Die Zeitung "La Repubblica" warnte, dass die französische Regierung, wie schon bei der gescheiterten Fusion mit Renault, das Projekt gefährden könnte. "In Frankreich ist die Regierung dieselbe geblieben, und sie ist Aktionärin bei Peugeot, wie sie es bei Renault war. Was hat sich geändert?", fragte das Blatt.

Der französische Staat dringt darauf, dass die industrielle Präsenz von PSA gewahrt bleibt, berichteten Kreise des Wirtschafts- und Finanzministeriums. PSA hat im Stammland Frankreich zahlreiche Fabriken. Der Staat hält über eine Förderbank 12,23 Prozent der Anteile von PSA und 9,75 Prozent der Stimmrechte. Weitere große Anteilseigner sind die Peugeot-Familie und der chinesische Hersteller Dongfeng.

In Rom hielt sich die Regierung zurück. "Es ist eine Marktoperation, ich glaube, es ist richtig, im Augenblick keine Erklärungen abzugeben", sagte Industrieminister Stefano Patuanelli laut Nachrichtenagentur Ansa.

Gespräche zur Konsolidierung in der Branche seien nicht überraschend, sagte VW-Finanzvorstand Frank Witter. Er wollte sich aber nicht detailliert zu Wettbewerbern äußern. Die deutschen Autobauer stecken viel Geld in die Abgasreduktion und Elektromodelle, um Strafzahlungen zu vermeiden. Volkswagen habe sich mit der eigenen Elektroplattform MEB klar positioniert, sagte Witter. Der US-Hersteller Ford will diese wegen ähnlicher Probleme wie FCA in Europa zum Bau von Elektromodellen mitnutzen. (dpa)

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KOMMENTARE


hubertkrischer

30.10.2019 - 09:07 Uhr

Es ist noch nicht lange her, das hier über eine Studie geschrieben wurde, die aussagte das in absehbarer Zeit ein großer Hersteller nicht überleben würde. Nun eine Fusion ist noch kein Untergang, aber letztlich werden die betroffenen Hersteller langfristig mit einer gemeinsamen Technik fahren. Opel ist ja gerade schon dabei sich neu zu erfinden, aber auch als Schwester Fabrikat von PSA. FCA ist in einer ähnlich Situation wie Opel damals, denn die Modellpalette von Fiat + Alfa Romeo ist mehr als dürftig. Aber das läßt sich ja ändern mit weiteren Schwester Derivaten. Es wird auf jeden Fall sehr viele Arbeitsplätze kosten, sicher auch nochmal bei Opel, denn viele Abteilungen sind dann weiter überflüssig.


Renato

30.10.2019 - 09:14 Uhr

Na ja, FCA war ja schon lange auf der Suche nach einem Partner. Vor nicht all zu langer Zeit galt noch Opel als Prinzessin, dann ging die Brautschau weiter zu Renault/Nissan. Nun also PSA. Ich glaube der Schwerpunkt der Gespräche geht um nicht besetzte Marktchancen. Es werden sicher schwierige Gespräche werden und um die Augenhöhe wirklich auf FCA Seite gleich ist.....na ich weiß nicht.....


Hanns Messner

30.10.2019 - 09:26 Uhr

Die Taktik könne vielleicht aufgehen. Fiat und Töchter benötigen dringend eine neue aktuelle Modellpalette, die sie bei PSA finden könnten. Mit einer ähnlichen Taktik, wie PSA die Firma Opel zum Filialisten degradiert hat, läßt sich vielleicht auch ein FCA Konzern retten. Für die Familien Angelli bzw. Elkann fließt da sicher nochmal ordentlich Geld in den klammen Geldbeutel und ein Aktien vom gesamten Großen noch on Top. Ferrari läßt sich sicher auch noch an einen chinesischen Investor oder Börse gut vertickern. Einzig ein paar tausend Mitarbeiter machen in Frankreich, Italien, England und Deutschland machen ein langes Gesicht, wenn die zum Arbeitsamt müssen.


Roberto

30.10.2019 - 16:49 Uhr

Auch wenn natürlich die Vermutung nahe liegt FCA hätte große Not so wird die Wahrheit doch eine andere sein. Zunächst war Renault im Kern als Konzern zu klein (gerade 65% des Marktwertes von FCA) PSA kann hier zumindest auf Augenhöhe spielen. FCA ist in Nordamerika höchst ertragreich (knapp 1.2Mio Jeep`s mit nur 5 Modellen!) PSA spart sich in Europa zwar in den Bereich der schwarzen Null, aber ohne Wachstum hat das Sparen auch ein Ende.FCA unterhält in "Billigländern" (Polen, Türkei) nicht voll ausgelastete Werkeund kann sicher den teuren Standorten in Deutschland und Frankreich "hilfreich" zur Seite stehen (Tschüs Opel Deutschland)Batterien haben beide nicht, aber Peugeot zumindest einen Chinesen im Kreise der Aktionäre.Somit erwarte ich eine gleichberechtigte Fusion des Kapitals und den Abgesang für deutsche Opel Standorte. Die Kollegen in Eisenach kennen das ja noch aus den Zeiten der Treuhand.


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