Karmann ist durch die schwere Autokrise und Sozialplanverpflichtungen zahlungsunfähig. Am Mittwoch wurde Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht gestellt, teilte der Osnabrücker Cabrio-Spezialist mit. Nach Angaben der IG Metall und des Betriebsrats sind 3.470 Mitarbeiter betroffen. Vorläufiger Insolvenzverwalter wird der Frankfurter Wirtschaftsprüfer Ottmar Hermann. Die niedersächsische Landesregierung signalisierte Unterstützung. "Das Land steht mit seinen Instrumenten der Wirtschaftsförderung für Gespräche zur Verfügung", erklärte Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). "Es ist jetzt vorrangig, dass trotz der Insolvenz eine Transfergesellschaft für die Beschäftigten zustande kommt." Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sprach von einem "enttäuschenden Tag" für Karmann und einen "besonders bitteren Tag" für die vielen hoch qualifizierten Beschäftigten. "Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens bietet vielleicht die Chance, zumindest Teile des Unternehmens fortzuführen und Arbeitsplätze zu erhalten." Scharfe Kritik gab es von der Opposition und von Experten. Die Landesregierung habe nie erkannt, dass sich in der Autoindustrie ein tiefgreifender Strukturwandel vollziehe und sei damit mitverantwortlich für die Insolvenz, sagte Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. "Hier zeigt sich in dramatischer Weise das Scheitern eines industriepolitischen Laissez-faire der Landesregierung und fehlende Sozialverantwortung des Unternehmenseigentümers", sagte der Spitzenkandidat der niedersächsischen SPD zur Europawahl, Bernd Lange. Dudenhöffer contra Wulff Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer warf Wulff Versäumnisse vor. "Von Wulff hätte man deutlich mehr Einsatz für Karmann erwarten können", sagte der Professor von der Universität Duisburg-Essen. "Wulff sitzt im Aufsichtsrat von Volkswagen. Er hat es aber nicht geschafft, dass VW zum Beispiel eine Kleinserie bei Karmann bauen lässt. Das ist eigentlich schwer verständlich." Zu den Vorwürfen hieß es aus der Staatskanzlei: "Die Einlassungen von Herrn Dudenhöffer waren noch nie von besonderer Sachkenntnis geprägt." Karmann wollte zum Mai die Fahrzeugproduktion am Standort Osnabrück mit dem Mercedes CLK Cabrio komplett schließen. 1.340 Mitarbeitern wurde daher betriebsbedingt gekündigt. In mehrmonatigen Sozialplanverhandlungen hatten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf die Einrichtung einer Transfergesellschaft geeinigt. Dieser Sozialplan könne nun nicht mehr finanziert werden, teilte Karmann mit.
Finanznot: Karmann meldet Insolvenz an

Der Cabrio-Spezialist hat am Mittwoch wegen drohender Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet. Betroffen sind nach Angaben von IG Metall und Betriebsrat 3.470 Mitarbeiter.