Dem radikalen Sanierungskurs des weltgrößten Autoherstellers General Motors (GM) fallen allein bei der deutschen Tochter Opel in den nächsten beiden Jahren bis zu 10.000 Stellen zum Opfer. Damit wird bei dem Rüsselsheimer Traditionsunternehmen bis 2006 fast jeder dritte Arbeitsplatz gestrichen. "Es ist der schärfste Einschnitt in der Nachkriegsgeschichte", sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Klaus Franz, am Donnerstag. Die drohenden Massenentlassungen konnten allerdings verhindert werden: Für eine "sozialverträgliche" Gestaltung habe man GM eine Mrd. US-Dollar (derzeit rund 750 Mio. Euro) "aus den Rippen geschnitten", sagte Franz auf einer Betriebsversammlung. "Kern der Vereinbarung ist ein freiwilliges Abfindungsangebot, das sich an alle Beschäftigten richtet sowie die Gründung von Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaften an den Standorten Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern", berichtete der Betriebsrat. 6.500 Arbeitnehmer sollen in Beschäftigungsgesellschaften wechseln oder eine Abfindung erhalten. Rund 3.000 sollen in Altersteilzeit gehen oder in Kooperationen mit Zulieferern wechseln. Das Werk in Eisenach sei von den Maßnahmen ausgenommen, teilte Opel mit. Nach Angaben von Personalvorstand Norbert Küpper sind am Standort Bochum 3.600 Arbeitsplätze betroffen, in Kaiserslautern 400. Demnach entfällt der Großteil mit 5.500 Stellen auf das Stammwerk in Rüsselsheim. Der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Dietmar Hahn nannte dagegen für seinen Standort sogar die Zahl von 4.100 betroffenen Arbeitsplätzen. Laut Personalvorstand wird Opel 2005 und 2006 trotz des Sparprogramms nicht die schwarzen Zahlen erreichen. Der Autobauer ist seit fünf Jahren in der Verlustzone und wird auch 2004 einen dreistelligen Millionenverlust verbuchen. Manager müssen gehen Auch die Zahl der Manager wird um 15 Prozent reduziert, kündigte Opel-Vorstandschef Hans Demant in der Mitarbeiterzeitung "Opel-Post" an. Die Stimmung unter der Belegschaft in Rüsselsheim war nach Bekanntgabe der Zahlen gefasst. Viele Mitarbeiter zeigten sich erleichtert, jetzt Fakten erfahren zu haben. "Neben Personalmaßnahmen möchten wir Unternehmensteile auslagern oder Joint-Ventures und Partnerschaften mit anderen Unternehmen eingehen", schrieb Demant. Dies könnten Firmen aus der Komponentenfertigung oder Lagerhaltung sein. Gespräche mit potenziellen Partnern seien bereits aufgenommen worden. Der Sanierungsplan stieß überwiegend auf ein positives Echo. Bundesregierung und IG Metall reagierten vor allem erleichtert auf die Entscheidung des US-Autobauers, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) wertete den Sanierungsplan als Bekenntnis zum Standort Deutschland. Die Bundesregierung werde Opel und seine Beschäftigten bei der Restrukturierung weiter eng begleiten. Die IG Metall sprach von einem ersten positiven Schritt in die richtige Richtung. Allerdings sei der Stellenabbau zu hoch, sagte IG-Metall-Vize Berthold Huber. In den kommenden Wochen werde es weitere harte Auseinandersetzungen mit dem Unternehmen geben, um Lösungswege zu konkretisieren. (dpa)
General Motors streicht bei Opel jede dritte Stelle
In Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern werden bis zu 10.000 Arbeitsplätze abgebaut / GM zahlt für "sozialverträgliche" Gestaltung eine Milliarde US-Dollar / Positive Reaktionen von Politik und Gewerkschaften