Auf dem Weg zur Dekarbonisierung setzt Toyota seinen "Multi-Path"-Ansatz fort. Hybride, batterieelektrische Modelle, Plug-In-Hybride und auch Wasserstoff-Fahrzeuge werden parallel nebeneinander weiterentwickelt. Deutschland Geschäftsführer Mario Köhler erklärt, warum sich Toyota diesen Luxus leistet.
Toyota hält weiterhin am Ansatz fest, verschiedene Antriebsformen parallel weiterzuentwickeln. Viele Wettbewerber setzen dagegen ausschließlich auf batterieelektrische Modelle. Bestätigt die mögliche Verschiebung des Verbrennerverbots Ihre Linie?
Mario Köhler: Toyota hat sich früh entschieden, Elektrifizierung breit zu denken. Wir sehen die Vielfalt der Antriebe nicht als taktische Ausweichbewegung, sondern als strategische Notwendigkeit. Die Märkte entwickeln sich unterschiedlich, und die Kundenbedürfnisse sind heterogen – global, in Europa und auch in Deutschland. Eine Verschiebung des Verbrennerverbots ändert daher nicht unsere Grundhaltung, sie unterstreicht sie: Dekarbonisierung braucht mehrere technologische Pfade.
Hybridantriebe reduzieren heute CO2 in der Breite des Marktes, Plug-in-Hybride gewinnen an Relevanz durch steigende elektrische Reichweiten, batterieelektrische Fahrzeuge werden zunehmend tragender Bestandteil des Portfolios, und Wasserstoff bleibt ein langfristiger Baustein.
Toyota plant weltweit 15 neue batterieelektrische Modelle bis 2030. Welche Bedeutung hat Deutschland für diese Offensive?
M. Köhler: Deutschland ist ein Markt mit hohen technischen und qualitativen Anforderungen. Die Kunden sind innovativ und preisbewusst zugleich, aber ebenso detailorientiert und anspruchsvoll. Für Toyota bedeutet das: Wir bringen neue Plattformen und digitale Services hier früh auf den Markt, inklusive vieler neuer Funktionen. Unser Markt ist gemeinsam mit Skandinavien einer der BEV-Leitmärkte für Toyota in Europa. Im Jahr 2026 werden wir für die Marken Toyota und Lexus sechs neue batterieelektrische Modelle einführen. Somit erweitern wir unser Portfolio deutlich und besetzen alle Kernsegmente.
Toyota bZ4X (2025)
Toyota strebt bis 2050 Klimaneutralität an. Wie sehen Ihre Zwischenziele für den deutschen Markt aus?
M. Köhler: Wir verfolgen einen systemischen Ansatz: Nachhaltigkeit endet nicht am Fahrzeug. Geplant ist, bis 2030 unsere Standorte und die Händlerbetriebe CO2-neutral zu betreiben. Wir elektrifizieren Logistikprozesse, etablieren Kreislaufmodelle für Batterien und steigern konsequent den Recycling-Anteil in unseren Fahrzeugen, daher engagieren wir uns bereits heute im Bereich der Circle Economy in Europa innerhalb unseres Konzerns.Bis 2035 soll die Kreislaufwirtschaft dann weitgehend etabliert sein. Unser Anspruch ist es, eine CO₂-neutrale Wertschöpfungskette in Deutschland aufzubauen – von der Einfuhr über die Logistik bis zur Fahrzeugrücknahme.
Toyota gilt international als einer der konsequentesten Verfechter der Brennstoffzellentechnologie. Gleichzeitig kommt der Infrastrukturaufbau in Deutschland nur schleppend voran. Welchen Stellenwert hat Wasserstoff für Sie unter diesen Bedingungen?
M. Köhler: Kurzfristig liegt der Fokus eindeutig im Nutzfahrzeugbereich sowie in kommunalen und gewerblichen Flotten für Pkw. Dort sind die Einsatzprofile klar, die Wirtschaftlichkeit ist nachvollziehbar, und der Nutzen für die CO2-Bilanz ist hoch. Langfristig bleibt Wasserstoff eine relevante Option – gerade mit Blick auf die kommende Brennstoffzellengeneration ab 2028, die deutliche Effizienz- und Kostenfortschritte bringen wird. Wir gehen davon aus, dass Wasserstoff in Deutschland eine bedeutende Rolle übernehmen wird – in der Mobilität ebenso wie in der Energieinfrastruktur. Toyota wird diesen Übergang aktiv begleiten, ganz unabhängig von der aktuellen Geschwindigkeit des Ausbaus.
Viele Kunden in Deutschland stehen elektrischen Modellen aufgeschlossen gegenüber, äußern aber weiterhin Bedenken bei Preis, Reichweite und Ladeinfrastruktur. Wie reagiert Toyota darauf?
M. Köhler: Indem wir den Fokus auf Alltagstauglichkeit legen. Unsere batterieelektrischen Fahrzeuge sollen nicht nur technologisch überzeugen, sondern auch verlässlich und wirtschaftlich sein. Wir arbeiten mit effizienzorientierten Plattformen, die reale Reichweiten betonen. Parallel bauen wir ein wachsendes Lade-Ökosystem auf, das inzwischen Zugang zu mehr als 600.000 Ladepunkten in Europa ermöglicht. Entscheidend sind außerdem Restwerte und Gesamtbetriebskosten – Bereiche, in denen Toyota traditionell stark ist. Dafür sprechen auch die sehr überzeugenden Garantieverspechen von bis zu 15 Jahren für unsere Toyota- und Lexus-Modelle.