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Diesel-Debatte: Lob und Kritik für Umtauschprämien

09.08.2017 15:45 Uhr
Diesel-Debatte: Lob und Kritik für Umtauschprämien
Die unter anderem vom VW-Konzern angekündigte Umtauschprämie für alte Dieselfahrzeuge stößt auf eine gemischtes Echo.
© Foto: picture alliance / Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB

Im Kampf um die Zukunft des Diesels werben Autohersteller mit Umtauschprämien um Kunden. Branchenexperten und Umweltverbände sind skeptisch, das Wort "Ablassprämie" fällt. Es gibt aber auch andere Stimmen.

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Die Umtauschprämien von Autoherstellern für alte Dieselfahrzeuge mit höherem Schadstoffausstoß sind vor allem bei Umwelt- und Verbraucherverbänden auf Kritik gestoßen. Es gibt aber auch Lob für die Angebote. VW, Daimler, BMW, Ford und Toyota hatten Prämien angekündigt, wenn Besitzer alter Dieselautos der Abgasnormen Euro 1 bis Euro 4 nun Neuwagen mit der aktuellen Abgasnorm Euro 6, Hybrid- oder Elektroautos kaufen.

"Kaufanreize für neue Diesel, die auf der Straße nur unwesentlich sauberer sind als ältere Diesel, bieten weder einen handfesten Vorteil für die Umwelt noch für betroffene Verbraucher", sagte Gregor Kolbe vom Bundesverband der Verbraucherzentralen am Mittwoch in Berlin. Er sprach von einer "Unsinnsprämie". Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund äußerte sich skeptisch. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg bezeichnete die Umtauschprämien als "Verkaufsmasche".

Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) sprach gar von einer "Ablassprämie", mit der sich die Autobauer vom Dieselbetrug freikaufen wollten. "Wenn sie ihren Namen verdienen soll, dann dürfte es die Prämie nicht für einen Diesel geben, der die Stickoxid-Werte auf der Straße nicht einhält, sondern nur für Pkw, die wirklich sauber sind", erklärte VCD-Sprecher Gerd Lottsiepen, der auch die Rabattstaffel von VW kritisierte. "Eine Umweltprämie von 10.000 Euro für einen Klimakiller wie den VW Touareg ist unglaublich zynisch." Bei Greenpeace hieß es: "Gleichzeitig wird damit auch die Prämie für Elektroautos konterkariert und ad absurdum geführt. All dies zeigt, der Dieselgipfel hat die Dieselkrise eher verschärft als gelöst."

Der Branchenverband VDA wies darauf hin, dass die Hersteller mit den nun präsentierten Programmen ihre Zusagen vom Dieselgipfel in der vorigen Woche einlösten. "Die dadurch beschleunigte Bestandserneuerung wird einen deutlichen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität in Städten und zum Klimaschutz leisten", so der Verband der Automobilindustrie. Kritikern hielt der VDA vor, "die Wirkung der von deutschen Automobilherstellern angebotenen Umstiegsprämien kleinreden zu wollen".

Die Autobranche ist in der Dieselkrise unter Druck geraten. Sie hatte beim Dieselgipfel Anfang August Prämien angekündigt. Damit soll zum einen ein Beitrag geleistet werden, um die Luftqualität in den Städten zu verbessern. In Städten wie Stuttgart oder München drohen Fahrverbote für Dieselautos, weil sie zu viele Stickoxide ausstoßen. Zugleich sind die Neuzulassungszahlen bei Dieselfahrzeugen seit Monaten auf Talfahrt, und die Gebrauchtwagenbestände der Hersteller und Händler sind von massiven Wertverlusten bedroht.

Sinnvolle Ergänzung des Maßnahmenpakets

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt hatte die Prämien gelobt. Er begrüße es, dass VW, Audi und Porsche die Ankündigungen aus der vergangenen Woche zügig konkretisiert haben, hatte der CSU-Politiker am Dienstag dem Radiosender Antenne Bayern gesagt. Dobrindt hatte an ausländische Autohersteller appelliert, es im Interesse sauberer Luft den deutschen Unternehmen nachzutun.

Der Autoclub AvD begrüßte die Prämien als sinnvolle Ergänzung des auf dem Dieselgipfel beschlossenen Maßnahmenpakets, das vor allem Software-Updates für Wagen neuerer Generationen enthält. "Die Kaufprämien sind auch ein Schritt, das Vertrauen der Verbraucher in die Automobilindustrie wieder herzustellen", sagte Generalsekretär Matthias Braun.

Der Konkurrenz-Club ACE riet interessierten Verbrauchern zur Geduld. "Wer seinen älteren Diesel umtauschen möchte, der sollte unbedingt bis September 2017 abwarten - und zwar bis Fahrzeuge mit der neuen Abgasnorm Euro 6d auf den Markt kommen", erklärte der ACE-Vorsitzende Stefan Heimlich. Auch der ADAC riet dazu, die neue Norm abzuwarten.

Kein Befreiungsschlag für Diesel

Aus Sicht des Branchenexperten Stefan Bratzel reicht die Kombination aus Software-Nachrüstungen für ältere und Abwrackprämien für ganz alte Diesel-Autos nicht für einen Befreiungsschlag. Insgesamt seien die auf dem Dieselgipfel verabredeten Maßnahmen nicht durchschlagend genug, sagte der Branchen-Experte von der Fachhochschule Bergisch-Gladbach der Deutschen Presse-Agentur.

Ob die mit der hohen Schadstoffbelastung begründeten Fahrverbote in den Städten verhindert werden können, sei in der unübersichtlichen Lage mit zahlreichen Akteuren noch völlig offen. Vor allem die Fahrer der bis 2016 verkauften Euro5-Diesel könnten sich auch nach den von den deutschen Herstellern angebotenen Software-Updates keineswegs auf der sicheren Seite fühlen. "Es ist noch völlig offen, ob man mit den Euro5-Fahrzeugen in alle Städte zu jeder Zeit fahren kann. Das werden wahrscheinlich die Gerichte irgendwann entscheiden", sagte Bratzel. Ähnliches gelte auch für die erste Generation der Euro-6-Fahrzeuge, welche die Grenzwerte meist nur auf dem Prüfstand, nicht aber im Fahrbetrieb einhielten. "Die Sicherheit vor Fahrverboten ist nicht vollständig", mahnt der Experte. Erst Modelle, die die strengere Euro-6d-Norm erfüllen, entsprächen den Vorgaben. 

Die von den Herstellern angebotenen Umtauschprämien seien für viele Besitzer älterer Diesel-Fahrzeuge durchaus attraktiv, meinte Bratzel. Allerdings seien bei einzelnen Modellen auch bislang schon Preisnachlässe von bis zu 20 Prozent gewährt worden. "So ein Angebot kann durchaus Sinn machen. Bei dem Angebot braucht man ja nicht verhandeln. Da kann man sich direkt das passende Fahrzeug aussuchen und den Rabatt mitnehmen."

Der Experte erwartet unter dem Strich einen positiven Effekt für die Umwelt durch die Verkaufsaktion. Neben dem geringeren Stickoxidausstoß sollten der Verbrauch und damit die CO2-Emissionen bei den neuen Fahrzeugen niedriger liegen, wenn nicht zu viele deutlich leistungsstärkere Modelle gekauft würden. Allerdings werde mit der Verschrottung noch fahrbereiter Autos immer auch Wert vernichtet, mahnte Bratzel. Für den Volkswagen-Konzern könnte das Verkaufsförderprogramm mit bis zu 10.000 Euro Kaufanreiz zu einer besseren Auslastung der Produktion führen. (dpa)

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KOMMENTARE


Peter Novotni

09.08.2017 - 19:54 Uhr

Hallo zusammen, es ist unglaublich, die Motorenbauer des Volkes der Dichter und Denker haben mit Absicht ihrer eigenen Kundschaft Produkte unter falschen Tatsachen geliefert. Wie sich mehr und mehr herauszustellen scheint, geschah das mit Wissen und Zustimmung der Behörden und Regierungen. Stellt das nicht einen schweren gewerbsmäßigen Betrug seitens der Mototenbauer einerseits und eine organisiete Kriminalität seitens der Regierungen, andererseits dar?Die Techniker sollten sich schämen sich so dilletantisch zu verhalten und damit der ganzen Welt ihre mangelde Kompetenzzu zeigen und Deutschland, aber auch der gesamten KFZ - Sparte einen nur schwer gut zu machenden Imageschaden zugefügt zu haben. In welchen Universitäteten werden solche Negativ- Techniker ausgebildet? Und jetzt wird jede Lösungsmöglichkeit ausgeschlossen, Sie sollten noch eine "Unmachbarkeitsstudie" von einer Unversität durchfühern lassen, um eben die Unfähigkeit zu dokumentieren, wichtig ist dabei, um Gottes, Himmels Willen ja nicht denken, nur reden und wie der Buddha dasitzen und dummes Geschwätz von sich geben. Ein bedauernsweter, aber eher ehrenwerter Elendshaufen, Gute Nacht Deutschland!Ein langjähriger Kunde der deutschen Automobilindustrie,ohne Gejammer, keine Grüße, Peter Novotni


egon samu

10.08.2017 - 07:08 Uhr

Also ich soll meinen alten Diesel, der zwar mehr CO2 aber keine Giftstoffe wie Stickoxyde ausstößt gegen einen neuen Euro-6 VW Diesel mit weniger harmlosem CO2 aber dafür mehr Gift und Schummelsoftware tauschen?Habe ich da etwas mißverstanden?Ich bin dafür, aus technischen Themen die Politik und Ideologien aller Farben heraus zu halten. Nur so kann das problem physikalisch richtig und kostenverträglich gelöst werden.Schluß mit dem ideologisch getriebenen und wissenschaftlich unhaltbaren CO2-Wahn! Wenn KOhlenstofverbindungen verbrannt werden (Sprit) entsteht bei physikalisch idealer Verbrennung das Maximum an CO2. Das zeigt, daß der Kohlenstoff vollkommen verbrannt wurde. Unsinnige Vorschriften versuchen die Physik zu vergewaltigen und zwingen die Techniker in den Motoren am Rande des physikalisch Möglichen zu operieren.Schickt die Ideologen nach Hause! Wir sollten Technik für die Umwelt, nicht für Ideologen machen...


Jörg Herrmann

10.08.2017 - 11:23 Uhr

"Diesel-Prämie", aber alle anderen Verkaufsförderungsmaßnahmen wie günstige Finanzierung/Leasing, Eroberungsprämien, Modellprämien fallen weg! Und dann holen die Hersteller noch die Händler mit einer Händlerbeteiligung mit ins Boot.Was für eine gigantische Showveranstaltung!


UE

10.08.2017 - 12:37 Uhr

@Jörg Herrmann: Klingt schön dramatisch, ist aber totaler Schwachsinn. Sorry für die harten Worte aber ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn jemand Unwahrheiten als Tatsachen darstellt. Sind Sie ein Stammtisch-Schnacker, dann erzählen Sie den Schwachsinn am Stammtisch, arbeiten Sie bei einem Hersteller, bei dem das so ist, dann nennen Sie Ross und Reiter beim Namen. Aber behaupten Sie hier nicht, das sei überall so! Das ist nämlich definitv FALSCH!


Teilefuzzi

10.08.2017 - 14:27 Uhr

Die nennen den normalen Nachlaß jetzt einfach "Dieselprämie",streichen alle anderen Aktionen und bauen auf die Dummheit ihrer Kunden. Deutschland 2017.


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