Kaum eine andere Entwicklung verlief in den vergangenen Jahren so dynamisch wie die gesamte Thematik der Fahrzeugsicherheit. Mit Klaus Kompass konnte hier ein Referent für das 9. AUTOHAUS-Schadenforum gewonnen werden, der sich in dieser gesamten Materie hervorragend auskennt und eine entsprechende Reputation genießt.
40 Jahre Entwicklung
Mit einem Ausflug in die Historie begann Kompass seinen Vortrag: Anfang der 1972er Jahre wurden in Deutschland so viele Menschen im Straßenverkehr getötet, wie nie zuvor. Ausgehend von diesen absoluten Höchstwerten wurden nicht nur schärfere Gesetze (zum Beispiel Gurtpflicht) erlassen, sondern größte Anstrengungen seitens der deutschen Automobilindutrie zur Verbesserung der Fahrzeugsicherheit unternommen. Anhand der Marke BMW skizzierte Kompass eingangs die wesentlichsten Meilensteine. Mit dem erstmaligen Einsatz beispielsweise von ABS 1978 (7er BMW) wurden immer wieder bahnbrechende Systeme in die Serie überführt, die neben der Erhöhung der Fahrsicherheit auch den Fahrer bei seiner "Arbeit am Steuer" entlasten und unterstützen sollen. Mit den derzeit in der Entwicklung befindlichen Systemen skizzierte Kompass die Herausforderungen der technischen Umsetzung.
"Mensch ist der beste Unfallvermeider, den es gibt"
Die heutigen technisch hochkomplexen System können nur Teile der menschlichen Sensorik abbilden und auf Fahrerassistenzsysteme transformieren. Besonders bei der Adaption verschiedener Fahrzeugumfeldsysteme – gerade bei nicht vorhersehbaren Fußgängerverhalten – stoße die Forschung nach seinen Worten derzeit an ihre (technischen) Grenzen. Der Trend gehe aber eindeutig hin zu Technologien der Prävention, also der Unfallvermeidung. Hier werde die Fahrzeugvernetzung und Kommunikation eine bedeutende Rolle spielen.
Mit dem Satz, "Der Mensch ist der beste Unfallvermeider, den es gibt", trifft er den Kern der derzeitigen Forschung und Entwicklung auf den Punkt und ergänzt: "Die Technik muß mindestens genauso gut sein!" Doch anhand konkreter Beispiele bei der Auslegung präventiver Sicherheitssysteme, insbesondere im Bereich Fußgängerschutz, verdeutlicht Kompass, dass bis zur einer hinreichenden Umsetzung noch sehr viel Zeit und Geld notwendig ist.
Mehr Crash-Tests als noch vor zehn Jahren
Weitere Herausforderungen sind die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die nicht einheitlichen Prüf- und Konformitätsbedingungen auf den verschiedenen Exportmärkten. Trotz immer ausgefeilterer CAD-Berechnungs-Methoden werden durch die Hauptabteilung Fahrzeugsicherheit von Klaus Kompass etwa 1.000 Fahrzeuge, vielfach sehr teure Prototypen, pro Jahr gecrasht. Zur Verdeutlichung des Aufwandes wie auch der Modellvielfalt verwies Kompass auf die Größenordnung von lediglich 500 Fahrzeugen, die noch vor zehn Jahren getestet wurden.
Vision Zero praktisch kaum erreichbar
Als praxisorientierter Experte der angewandten Fahrzeugsicherheit sieht Kompass das proklamierte Ziel der EU – keine Verkehrsunfalltoten mehr – als praktisch nicht erreichbar. Es sei denn, das Auto bleibt in der verschlossenen Garage. Doch durch das "Nicht nachlassen bei den Bemühungen um die Verbesserung der Fahrzeugsicherheit", so Kompass, kann aus dieser Vision Realität werden. Der Weg zum Automatisierten Fahren wird nach seiner Einschätzung noch viel Aufwand erfordern.
Eine ausführlichere Darstellung des Vortrags von Klaus Kompass können Sie in der Zusammenfassung zum 9. AUTOHAUS-Schadenforum im Jahresschlussmagazin SchadenBusiness lesen, welches am 16. Dezember 2013 erscheint. (he)