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MTC-Gründung: Meilenstein für die Risikobeherrschung der neuen Mobilität

23.05.2022 19:59 Uhr | Lesezeit: 9 min
MTC-Gründung: Meilenstein für die Risikobeherrschung der neuen Mobilität
Gaben den Startschuss für das neue "Mobility Technology Center" (v.l.) Christian Wagner, CEO und Gründer von in-tech, Prof. Markus Lienkamp, CEO und Gründer von MaLiBu Vehicle Concept Engineering sowie Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TU München, Karsten Crede, Vorstandsmitglied der ERGO Digital Ventures AG und verantwortlich für ERGO Mobility Solutions, Dr. Sebastian Mair, COO for strategy and new business fields bei in-tec, Andreas Bradt, Head of autonomous and electric mobility bei EMS und Stefan Gregor, Head of smart mobility bei EMS.
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Bereits der Standort ist ein Ausrufezeichen: Am Campus Garching, dem naturwissenschaftlich-technischen Zentrum der Technischen Universität München (TUM), fiel vergangenen Donnerstag der Startschuss für das neue Mobility Technology Center (MTC). Es unterstützt künftig Unternehmen aus der Automobil-, Mobilitäts- und Versicherungsbranche, die Risiken der neuen Mobilität versicherbar zu machen und (digitale) Produkte, Technologien und Geschäftsmodelle zu entwickeln.

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Das neu gegründete Mobility Technology Center (MTC) ist ein Gemeinschaftsprojekt von ERGO, seiner Rückversicherungsmutter Munich Re, der Technologiefirma in-tech sowie dem Beratungsunternehmen MaLiBu  von Professor Markus Lienkamp, der auch Inhaber des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TU München ist. Das MTC versteht sich als ein Dienstleistungsunternehmen, das innovative und automobile Versicherungsprodukte sowie Risiko-Management-Lösungen entwickelt.

Mit dem MTC wollen die beteiligten Partner auch die traditionelle Autoversicherung neu justieren. Dazu kommen inter- und transdisziplinäre Modelle und Algorithmen zum Einsatz, um Echtzeitdaten eines modernen Fahrzeugs als "effektive Werkzeuge zur Risikobewertung" zu nutzen. High-Tec Assistenzsysteme inklusive kostenintensiver Bauteile wie z.B. der HV-Batterie sollen so unter Realbedingungen bewertet und analysiert werden, u.a. um verlässliche Lebensdauer- und Reinvestitions-Analysen treffen zu können. Zielstellung: "Schlaue Versicherungslösungen für schlaue Autos."

Zukunftsthemen als Leistungs-Portfolio

Im Fokus der künftig angebotenen Leistungen stehen dabei die Themen Elektromobilität, automatisiertes und autonomes Fahren, neue Mobilitätskonzepte sowie digitale und integrierte Services. Automobil-, Mobilitäts- und Versicherungsunternehmen aus dem In- und Ausland können die Dienstleistungen des MTC beauftragen.

Kontinuierliche und dynamische Risikobewertung

"Die Mobilität der Zukunft ist elektrisch, autonom und geprägt von digitalen und situativen Angeboten. Dies wirkt sich auch unmittelbar auf Versicherer und ihre Dienstleistungen aus", erklärte Karsten Crede, Vorstandsmitglied der ERGO Digital Ventures AG und verantwortlich für ERGO Mobility Solutions, der Automotive- und Mobility-Tochtergesellschaft des Versicherers. Weiterentwickelte Sensorik und größere Rechenleistung im Fahrzeug würden es ermöglichen, Risiken moderner Autos dynamisch und kontinuierlich zu bewerten. Damit würden ganz "nebenbei" auch bestehende Methoden wie Crashtests erweitert.

"Brauchen kluge Versicherungen für schlaue Autos"

Die umfassende Ausstattung mit Sensorik, ,Functions on demand’, ,Over-the-Air Updates’ oder flexible Eigentums- beziehungsweise Nutzungskonzepte eröffnen für Versicherer neue Optionen, zwingen sie aber auch zum Handeln: Es geht darum, kluge Versicherungen für schlaue Autos zu entwickeln", so Crede.

Christian Wagner, CEO und Gründer von in-tech, einem der größten Dienstleister in der deutschen Automobilindustrie, sagte: "Mit dem MTC kombinieren wir die Expertise aus der Automobil- und Versicherungsindustrie mit den Erkenntnissen aus der angewandten Wissenschaft, um maßgeschneiderte Lösungen für die Mobilität von morgen zu entwickeln." Nicht zuletzt das autonome Fahren erfordere "neue Geschäftsmodelle und Versicherungslösungen, an denen wir mit der Infrastruktur des MTC arbeiten werden", ergänzte er.

Prognosen und Analysen von Batteriezellen unter Realbedingungen

Im MTC werden künftig im Auftrag von Versicherern, Automobilherstellern und Mobilitätsdienstleistern Versicherungslösungen und Services für die neue Mobilität entwickelt. Der Fokus liegt dabei vor allem auf technologie- und datenbasierten Risikoanalysen und Bewertungen, auf deren Basis entsprechende Versicherungsprodukte entwickelt werden.

Für Hochvolt-Batterien bietet das MTC beispielsweise einen standardisierten Vergleich aller Leistungsmerkmale an und entwickelt Modelle zur Analyse und Prognose der Alterung von Batteriezellen im Fahrzeug unter Realbedingungen. So können zum Beispiel Garantie-Versicherer auf dieser Basis Versicherungslösungen für Batterien anbieten.

Wie effektiv sind FAS bei Unfällen?

Die Bewertung von Fahrerassistenzsystemen im Hinblick auf Sicherheit und Effektivität insbesondere in relevanten Unfallsituationen ist ein weiterer Service, den das MTC Automobilherstellern und Versicherern anbieten wird. Ziel ist es, den Partnern eine dynamische Risikobewertung zu ermöglichen, um Anreize für Kundinnen und Kunden zum Kauf und zur Nutzung von Assistenzsystemen zu schaffen.

Daneben spielt die Integration digitaler On-Demand-Versicherungen in das Fahrzeug und die Entwicklung von Risiko-Management-Konzepten für Mobilitätsdienstleister eine wichtige Rolle.

High-Tech-Wissenschaft, Forschung und Realtests

Professor Markus Lienkamp, CEO und Gründer von MaLiBu Vehicle Concept Engineering sowie Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TU München: "Die Experten des MTC haben Zugriff auf die neuesten Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung und eine einzigartige Ressourcen-Ausstattung wie Prüfstände, Batterie-Testkammern, Daten-Loggern oder Fahrsimulatoren, um beispielsweise Hochvolt-Batterien und Assistenzsysteme im Grenzbereich zu bewegen. Wir sehen erhebliches Potenzial für die Gestaltung innovativer Versicherungslösungen unter Nutzung der dynamischen Entwicklungen der automobilen Technologien."

Einzigartige Expertise-Bündelung

Beim Rundgang mit geladenen Pressevertretern bei der MTC-Eröffnung vergangenen Donnerstag am TUM-Campus München-Garching wurde schnell die Dimension des Projekts deutlich, bei dem interdisziplinäres Wissen aus universitärer Forschung und Lehre mit Erfahrungen und Wissen aus der Versicherungs- und Automobilbranche sowie allen Entwicklungsstufen künftiger Mobilität und institutionellen IT-/Prüfmöglichkeiten zusammengebracht und quasi "gematcht" wird. Auf konkrete Nachfragen von AUTOHAUS während der Veranstaltung wurde erkennbar, dass weder Automobilhersteller, noch Assekuranzen oder einzelne Forschungsinstitute jeweils für sich alleine in der Lage sind, vergleichbare Expertisen in dieser Dimension leisten zu können. Das MTC nimmt – sowohl in Bezug auf seine interdisziplinäre Zusammensetzung, als auch seine selbst erklärte Fokussierung – zweifelsfrei eine neue Führungsrolle ein, die weit über Deutschland hinausreichen dürfte.

Crede: "Exzellente Voraussetzungen geschaffen"

Im Moment (noch) etwas bescheidener, dafür aber ebenfalls sehr klar fokussiert, gab ERGO-Vorstand Karsten Crede einen abschließenden Ausblick: "Mit der Ausgründung des MTC als unabhängigem Unternehmen haben wir exzellente Voraussetzungen geschaffen, um mehr Vertrauen für neue Technologien und Geschäftsmodelle an der Schnittstelle zwischen Mobilitäts- und Versicherungsbranche zu erzeugen. Damit leistet das MTC einen Beitrag, die Mobilität von morgen sicher und nachhaltig zu gestalten."

Das MTC wird, vorbehaltlich der Zustimmung durch die relevanten Aufsichtsbehörden, bereits im Juni 2022 den Betrieb aufnehmen. (wkp)

Spitzenforschung in Garching bei München

Laut eigener Darstellung der Technischen Universität München (TUM) ist der Campus Garching bei München mit rund 20.000 Studierenden an verschiedenen TUM-Schools und Fakultäten der größte von allen TUM-Standorten. Für interdisziplinäre Spitzenforschung in Garching sorgen u.a. mehrere Forschungszentren und die TUM Graduate School. Der Campus Garching entstand um den ersten Forschungsreaktor München (FRM I), der bereits im Jahr 1957 eröffnet wurde.

• TUM Schools und Fakultäten in Garching: Physik, Chemie, TUM School of Engineering and Design, Mathematik und Informatik.
• Transdisziplinäre Spitzenforschung: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen arbeiten in den integrativen Forschungszentren, darunter das TUM Institute for Advanced Study oder das Munich Institute of Biomedical Engineering zusammen. Am Campus beheimatet sind zudem zahlreiche wissenschaftliche Zentralinstitute der TUM, etwa das Catalysis Research Center oder die Forschungs-Neutronenquelle FRM II.
• Interdisziplinäres Netzwerk: Auf dem Campus Garching ist die TUM mit weiteren wichtigen Forschungseinrichtungen vernetzt: Max-Planck-Institute, das Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, das European Southern Observatory (ESO) und zahlreiche ergänzende Institute der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Rundgang durch eines der zahlreichen Prüf- und Testlabore des MTC am Standort Garching der Technischen Universität München, wo gerade unterschiedliche Checks an einem Tesla laufen.
© Foto: Walter K. Pfauntsch
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