Groß oder klein? Service oder Internet? Im aktuellen Jahresendspurt um neue Versicherungskunden im Kraftfahrt-Geschäft wird wieder verstärkt über den Preis – und immer mehr auch über "folgenlose" Crashs – verkauft. Offensichtlich sind dabei auch bekannte Tarifmodelle nach wie vor zugkräftig, selbst wenn sie zuweilen etwas umbenannt oder mit Zusatz-Boni weiter "angewürzt" werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist der klassische Internet-Billiganbieter Direct Line: Unter Beachtung einiger "Kriterien", zu denen etwa das Mindestalter von 24 Jahren gehört, kann ein auf den gleichen Halter zugelassener Zweit-Pkw sofort in der gleichen Schadenfreiheitsklasse bzw. mit der gleichen Prämie versichert werden, wie der "Erstwagen". Laut im Internet hinterlegten Praxisbeispiels spart der Kunde damit bei einer 30-Prozent-Prämie satte 100 Prozent. Direct Line errechnet dabei für einen Golf V eine Gesamtprämie in Höhe von 310,80 Euro für Kraft-Haftpflicht mit 100 Mio. Euro Deckung und Vollkaskoschutz (VK) mit 300 Euro Selbstbehalt in VK bzw. 150 Euro Eigenbeteiligung bei Teilkaskoschäden. Das dabei hinterlegte "Wagnisrisiko" bzw. die entsprechenden Policenmerkmale sind indes als sehr gering bzw. äußerst günstig für den Versicherer zu bezeichnen: Kleine Motorisierung, Neuwagen mit reiner Privatnutzung und maximal 6.000 km Jahresfahrleistung, Garagenwagen, gute Regionalklasse, 44-jährige, verheiratete Frau als Halterin von zwei auf sich selbst zugelassenen Fahrzeugen usw. Berücksichtigt werden außerdem ein jeweils fünfprozentiger Lastschrift- und Online-Abschlussrabatt. "Nix-Passiert-Tarif" Unter der tatsächlich so geführten Bezeichnung "Nix-Passiert-Tarif" bietet Direct Line eine weitere Variante an, bei der wiederum mindestens 24 Jahre alte Autofahrer "einen Unfall pro Jahr frei" haben, ohne dabei ihre Schadenfreiheitsklasse (ab SF 6) zu verlieren. Dieser so genannte "Freischuss" scheint sich sukzessive auch bei anderen, klassischen Kompositversicherern in Kraftfahrt zu etablieren. Internet-Konkurrent Cosmos Direkt treibt das "schadenfrohe" Autofahren indes auf die Spitze. Hier darf man es gar dreimal krachen lassen, bevor man mit einer SF-Klassen-Verschlechterung rechnen muss. (wkp)
Versicherungen: Preis- und Schaden-Rabattitis im Kampf um Kunden
Vor allem Internetanbieter verkaufen zum Jahresende verstärkt über Crashs ohne Auswirkungen auf die SF-Klasse