"Ein Tag in China fühlt sich an wie ein Monat in Europa." Mit dieser Aussage machte Unternehmensberater Klaus Maier, ehemaliger CEO von Mercedes-Benz China, am Mittwoch beim "Forum Automotive" in der Zukunftswerkstatt 4.0 deutlich, wie sich die Taktraten der chinesischen Autoindustrie im Vergleich zu Europa verändert haben. Sein Vortrag zum Thema "Disruptive Veränderungen in der chinesischen Autoindustrie und ihre Auswirkungen auf den europäischen Autohandel" bot tiefe Einblicke in die Dynamik des chinesischen Markts – und in die wachsenden Herausforderungen für europäische Händler.
Maßstäbe in Geschwindigkeit und Software
Laut Maier investieren Hersteller und Tech-Unternehmen wie Xiaomi und Huawei viel mehr Geld in die Forschung. Huawei zum Beispiel rund 23 Prozent des Umsatzes – zum Vergleich: VW und Apple liegen hier bei bei nur sieben Prozent. Während chinesische Autobauer zunehmend über Software, Nutzererlebnis und Konnektivität Kunden binden, verlieren europäische Hersteller und Händler an Relevanz. Besonders im Plug-in-Hybrid-Segment sowie bei der digitalen Integration neuer Services sehen mittlerweile viele Experten China als Taktgeber.
Markenbindung statt klassischer Vertriebsmodelle
Ein zentrales Ergebnis: Händler in China agieren flexibler, näher am Kunden und stärker vernetzt. Die emotionale Bindung zur Marke – nicht die vertragliche Struktur – wird Maier zufolge zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Was das für Europa bedeutet? Ein grundlegend neues Verständnis von Partnerschaft, Vertrieb und Geschwindigkeit.
Was Händler jetzt brauchen
Wer im Wettbewerb mit chinesischen Playern bestehen will, braucht nicht nur digitale Tools, sondern vor allem Verständnis für kulturelle Unterschiede, ein starkes Netzwerk und die Fähigkeit, in kürzester Zeit zu reagieren. "Die Innovationszyklen sind dort so kurz, dass Know-how bereits nach sechs Monaten veraltet ist", so Maier.
Praxisbezug für Studierende
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Forum Automotive" treten während des Semesters wöchentlich Expertinnen und Experten aus der Automobil- und Mobilitätsbranche an der HfWU auf. Die Reihe wird vom Institut für Automobilwirtschaft (IfA) gemeinsam mit der Fachzeitschrift AUTOHAUS organisiert und richtet sich vorrangig an Studierende aus automobil- und mobilitätswirtschaftlichen Studiengängen (Bachelor und Master).
Gastgeber und Moderatoren sind AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel sowie die IfA-Direktoren Prof. Stefan Reindl und Prof. Benedikt Maier, unterstützt von Prof. Frank Stenner. Ziel der Reihe ist es, theoretische Inhalte des Studiums in einen praxisnahen Kontext zu stellen – durch Fachvorträge und Diskussionen mit Entscheidern aus der Branche.
Weitere News:
- HfWU-Sommerexkursion 2025: Nachwuchs in der Hauptstadt
- Forum Automotive: "It's all about the data"
- Forum Automotive: Let’s talk, Volvo!
- Forum Automotive: Targobank auf Transformationskurs
- Forum Automotive: Branchenwandel als Chance nutzen
- Forum Automotive: Menschen spielen die Hauptrolle
HfWU-Sommerexkursion 2025
