Das Kraftfahrzeuggewerbe in Nordrhein-Westfalen erwartet im laufenden Jahr keine grundlegende Verbesserung auf dem Automarkt. "2013 wird nicht viel anders als 2012", sagte Landesverbandspräsident Ernst-Robert Nouvertné Ende vergangener Woche in Düsseldorf. Angesichts der wirtschaftlichen Situation in der EU sei das nicht überraschend, denn "die Leute behalten ihr Geld lieber als zu investieren". Bundesweit rechnet Nouvertné bei den Neuzulassungen mit einem Rückgang auf 2,9 Millionen Pkw, im Gebrauchtwagen- und Service-Bereich geht er von "in etwa gleichbleibenden Zahlen" aus.
2012 habe das Kfz-Gewerbe in dem Bundesland "die konjunkturelle Kriechspur nicht verlassen", erklärte Verbandssprecher Bruno Kemper. "Es gab viele Unsicherheitsfaktoren in den konjunkturellen Rahmenbedingungen." Mit 589.615 Pkw-Neuzulassungen setzte die Branche, die in 9.388 Betriebsstätten 76.111 Mitarbeiter beschäftigt, zwischen Rhein und Weser 10,6 Milliarden Euro um – 9,1 Prozent weniger als in 2011.
Kemper kritisierte: "Das Geschäftsfeld Neuwagenhandel hat sich zuverlässig zu einer Non-Profit-Organisation entwickelt, die aber wohl keine Chancen hat, als gemeinnützig anerkannt zu werden. Es ist ein Skandal, auf welchen Holzweg wir uns mit tatkräftiger Unterstützung der Hersteller begeben haben." Die Hersteller als Partner seien gefragt, mit dem Handel tragfähige und zukunftsorientierte Geschäftsmodelle zu entwickeln. Im Verband sieht man den "echten Pkw-Markt in Deutschland" bei 2,6 bis 2,7 Millionen Neuzulassungen.
Nur noch 1,4 Prozent Umsatzrendite
2012 setzte die Branche in NRW insgesamt 28,87 Milliarden Euro um (minus 1,4 Prozent). Kemper: "Die durchschnittliche Umsatzrendite vor Steuern lag bei nur noch 1,4 Prozent Wir benötigen jedoch dringend eine Umsatzrendite von mindestens zwei Prozent, um eine ausreichende Zukunftssicherung für unsere Betriebe realisieren zu können." Vor allem im Neu-Pkw-Bereich monierte der Verband "viel zu viele Zulassungsaktivitäten von Herstellern und Händlern, die einen bestimmten Marktanteil um jeden Preis kaufen wollen." Insgesamt hat sich 2012 die Zahl der Eigenzulassungen von Handel und Hersteller um rund 30 Prozent erhöht. Nouvertné sieht darin wenig Logik: "Das Aufblähen des Markts ist sinnlos, denn der Marktanteil bleibt unverändert, wenn fast alle mitmachen." Tageszulassungen und Vorführwagen würden das klassische Gebrauchtwagengeschäft gefährden und Auswirkungen auf die Preise der Leasing-Rückläufer haben. EU-Importe haben durch den Internet-Handel an Bedeutung verloren.
Auch im Geschäft mit gebrauchten Pkw, die über den Neuwagenhandel verkauft wurden (6,8 Milliarden Euro Umsatz, minus 0,3 Prozent) und bei Lkw-Neu- und Gebrauchtwagen gab es rote Zahlen. Aufwärts ging der Bereich Gebraucht-Pkw über den GW-Handel, der mit über drei Milliarden Euro um 21,7 Prozent zulegte, und das Servicegeschäft, das um 4,9 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro stieg. Im Service hatte auch die Dieselpartikel-Nachrüstung, für die in 2013 weitere 30 Millionen Euro zu Verfügung gestellt wurden, einen großen Anteil.
Enttäuscht zeigte sich Hauptgeschäftsführer Dieter Paust über die Ablehnung des Konzepts zur "Meister-HU" durch den Bund-Länder-Ausschuss (wir berichteten). Er sieht aber noch Chancen: "Wir müssen einen langen Atem haben, andere Projekte haben über zehn Jahre gebraucht."
Internet – auch für Service immer wichtiger
Zum Thema Internetvertrieb berichtete Nouvertné über die Gespräche mit den Herstellern: "Gemeinsam werden wir eine Strategie mit Hilfe der Suchmaschinenoptimierung entwickeln, um die Kunden gezielt auf die Website und auf das markengebundene Autohaus zu lenken." 2012 seien rund 200.000 Fahrzeuge online verkauft worden. "Daher ist für Autohäuser die Internetpräsenz unverzichtbar." Gleichzeitig warnte der Verband aber auch im Servicebereich vor "aggressivem Preisdumping“, denn die Erträge im Service seien "die tragende Säule des Kfz-Gewerbes". (bd)