KI im Autohaus: Struktur schlägt Bauchgefühl

17.09.2025 15:07 Uhr | Lesezeit: 5 min
AUTOHAUS KI-Workshop im September 2025
Eine klare Herangehensweise und Standards bilden die Basis für einen erfolgreichen KI-Einsatz im Autohaus. Im Bild: AUTOHAUS-Redakteur Michael Harms (rechts) mit den Referenten Kevin Castor (TÜV SÜD, links) und Dr. Steven Zielke (mobilApp).
© Foto: AUTOHAUS

Wie gelingt Autohäusern der Sprung von KI-Experimenten in den Alltag? Ein Webinar der AUTOHAUS Akademie zeigte praxisnah: Struktur, klare Leitlinien und Pilotprojekte sind entscheidend. Beispiele aus Vertrieb, Service und IT belegen, wo Kosten sinken und Prozesse schneller werden.

Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug ins Autohaus. Vertrieb, Service und interne Abläufe profitieren von effizienteren Prozessen. Beim Webinar "KI im Autohandel – Erfahrungsberichte aus erster Hand" der AUTOHAUS Akademie berichteten am Dienstag über 180 Teilnehmende von praktischen Erfahrungen.

Lokal starten, Standards nutzen

Experten wie Steven Zielke (mobilApp) und Kevin Castor (TÜV Süd) empfehlen, lokal und DSGVO-konform zu starten. Über Plattformen wie Open WebUI lassen sich abgeschlossene Arbeitsumgebungen einrichten, die erste Automatisierungen ermöglichen – ein schneller, sicherer Einstieg. Der Zugriff erfolgt über eine eigene URL, die Daten bleiben damit im Haus. "Das ist ein wunderbarer Start in das Thema", sagte Zielke.

Im nächsten Schritt binden KI-Agenten interne Quellen wie DMS, CRM sowie PDF- und Office-Dokumente an, um wiederkehrende Vorgänge zu automatisieren. Für die Zusammenarbeit mehrerer Agenten eignen sich Open-Source-Werkzeuge (z. B. n8n). So entsteht eine tragfähige Basis, auf der kleine Teams erste KI-Projekte erproben können.

Governance als Leitplanke

Für Thomas Bruß (BOB Automotive) ist eine klare Struktur entscheidend. Ein KI-Board, Datenstrategie und definierte Kennzahlen sorgen für Transparenz und Akzeptanz. Ein belastbares Monitoring mit exakt definierten Kennzahlen macht Erfolge mess- und steuerbar. Skalierbarkeit wird erreicht durch eine Cloud und die modulare Architektur – "one company, one system" –, damit Piloten leicht in den Regelbetrieb übergehen können.

Mit der 10-80-10-Regel (Mensch–KI–Mensch) bleibt die Verantwortung und die Endkontrolle beim Menschen im Betrieb, während Prozesse spürbar durch KI beschleunigt werden.

Mitarbeitende befähigen und einbinden

Unter dem Motto "KI bringt Bewegung – Menschen geben Richtung" erläuterte Tamara Weeber, KI-Verantwortliche Autohaus Weeber, den HR-Blick: Schulungen, zentrale Zugänge und die Plattform "Langdock" erleichtern den Umgang. Ziel ist es, alle Mitarbeiter und Altersgruppen mitzunehmen und eine breite Akzeptanz zu schaffen. KI wird so für alle im Betrieb zum Hilfsmittel, nicht zur Bedrohung, denn "KI ist die Krone der Digitalisierung – richtig eingeführt ein gern genutztes Hilfsmittel", resümierte Tamara Weeber.

KI-gestützte Auftragsvorbereitung: Praxisbeispiele aus dem Service

Wie die Technologie im Service produktiv eingesetzt werden kann, zeigte Referent und Autohaus-Inhaber Andreas Weeber in seinem Vortrag. Weeber nutzt KI im Service zur Auftragsvorbereitung und bei Chatbots für Standardanfragen – Sonderfälle bearbeitet weiterhin der Mensch. Der Aufwand für Terminvorbereitungen sank so auf wenige Minuten. Kunden profitieren nach seiner Darstellung von vollständiger Betreuung, Betriebe von gesteigerten Umsätzen durch Pflichtabfragen wie Unfallverhütungsvorschriften.

IT-Entlastung durch Voicebots

Mit dem Ziel, Überstunden abzubauen, die Erreichbarkeit zu sichern und Lizenzkosten niedrig zu halten, setzt das Autohaus Kunzmann zur Entlastung des IT-Helpdesks einen Voicebot ein. Die Wochenarbeitszeit im Team konnte so auf 36 Stunden reduziert, zwei Mitarbeitende aus dem Helpdesk in den Second-Level- bzw. Service-Support verschoben und die Servicezeiten angepasst werden. Ein Ticketsystem ergänzt die Lösung, erste Zahlen zeigen 31 Prozent erfolgreich bearbeitete Anrufe.

Fazit

Das Webinar zeigte: KI rechnet sich dort, wo Datenqualität, Prozesse und Leitlinien stimmen. Ein geschlossenes Start-Setup, Governance mit klaren Richtlinien, Pilotierung in kleinen Teams sowie messbare Kennzahlen bilden den Rahmen. Danach lässt sich gezielt skalieren. Technik und Standards sind inzwischen vorhanden – entscheidend ist die konsequente Umsetzung im Betrieb.


Vier Erkenntnisse aus der Praxis:

  1. Lokal & DSGVO-konform starten: Kleine, abgeschlossene Setups eignen sich für sichere Tests und schnelle Lernkurven.
  2. Governance zuerst: KI-Board und klare Leitlinien geben Orientierung.
  3. Menschen befähigen: Schulungen, SSO-Zugänge und klare Einsatzszenarien erhöhen Akzeptanz und Qualität.
  4. Effizienzsteigerung: Deutliche Kosten- und Zeitersparnis bei richtiger Umsetzung möglich



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