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Wichert-Insolvenz: "Nachhaltige Finanzierung nicht mehr gewährleistet"

19.02.2020 12:00 Uhr
Wichert-Insolvenz: "Nachhaltige Finanzierung nicht mehr gewährleistet"
Mit externer Unterstütztung wollen die Wichert-Verantwortlichen Bernd Glathe, Bernd Lindemann und Bernd Kußmaul (v.l.) das Unternehmen wieder auf Kurs bringen.
© Foto: Auto Wichert

Auto Wichert muss saniert werden. Die damit betrauten Profis wollen so schnell wie möglich ein Restrukturierungskonzept erarbeiten und einen Investorenprozess anstoßen.

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Die mit der Sanierung der insolventen Auto Wichert GmbH betrauten Rechtsexperten wollen bei der Neuausrichtung des Unternehmens aufs Tempo drücken. "In den kommenden Wochen werden wir mit allen wesentlichen Beteiligten sprechen und auf Basis dessen ein Konzept erarbeiten, um Auto Wichert zukunftsfähig aufzustellen", sagte Restrukturierungsgeschäftsführer Thorsten Bieg laut einer Mitteilung. Im Mittelpunkt stehe dabei ein "kurzfristig einzuleitender und umzusetzender Investorenprozess", um die Neuaufstellung mit möglichen Interessenten abzustimmen.

Bieg unterstützt zusammen mit seinem Kollegen Gerrit Hölzle von der Wirtschaftskanzlei Görg die Wichert-Geschäftsführung. Beide gelten als sanierungserfahren. Zuletzt waren sie beim Verkauf des insolventen Windenergieanlagenherstellers Senvion an den Siemens-Konzern im Einsatz. Bei Senvion wurden im Zuge dessen rund 40 Prozent der Stellen abgebaut und mehrere Standorte geschlossen.

Ob es einen Aderlass in ähnlicher Größenordnung auch bei der Wichert-Gruppe geben wird, ist noch unklar. Die rund 1.350 Mitarbeiter blicken mit großer Sorge auf die aktuelle Entwicklung in ihrem Unternehmen. Sie wurden am Dienstagnachmittag über das weitere Vorgehen informiert. Ihre Löhne und Gehälter sind für drei Monate durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert.

Auto Wichert hatte am Dienstag einen Antrag auf Eröffnung eines Eigenverwaltungsverfahrens gestellt (wir berichteten). Das zuständige Amtsgericht Hamburg Mitte hat diesem entsprochen und die vorläufige Eigenverwaltung angeordnet. Das Verfahren sei erforderlich, "da die nachhaltige Unternehmensfinanzierung nicht mehr gewährleistet ist", erklärte Hölzle. Er betonte, dass der Geschäftsbetrieb an allen 23 Standorten fortgeführt werde.

"Absatzzahlen sind zufriedenstellend"

Durch die Eigenverwaltung bleibt die operative Leitung des Unternehmens in den Händen der beiden Inhaber Bernd Kußmaul und Bernd Glathe sowie des neuen Geschäftsführers Bernd Lindemann. Die Autohaus-Verantwortlichen berichteten von einer positiven Geschäftslage: "Die aktuellen Absatzzahlen sind zufriedenstellend. Wir konnten den jährlichen Absatz von 2018 auf 2019 nochmal steigern." Auch im Service seien die Auftragsbücher gut gefüllt.

Kußmaul und Glathe hatten das Autohaus Wichert 1986 übernommen und zu Hamburgs größtem Händler für die Volkswagen-Marken Audi, Seat, Skoda, VW Pkw und VW Nutzfahrzeuge aufgebaut. Erst vor einem Jahr hatte das wachstumsstarke Unternehmen den Konkurrenten Willy Tiedtke übernommen. (rp)

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KOMMENTARE


LB

19.02.2020 - 13:36 Uhr

"Die aktuellen Absatzzahlen sind zufriedenstellend. Wir konnten den jährlichen Absatz von 2018 auf 2019 nochmal steigern." Umsatz ist kein Gewinn. Wachstum ist kein Deckungsbeitrag. Das sollten doch die Herren in diesem Alter mit dieser Erfahrung wissen ...


Markus Nollau

19.02.2020 - 14:27 Uhr

Das kommt davon, wenn man den Hals nicht vollbekommen kann ...


thommioh

19.02.2020 - 19:04 Uhr

Gier frisst Hirn ... war schon immer so. Wird auch nicht der letzte Laden in D sein. Ich z.B. habe meinen VW in Ungarn gekauft. 32 % unter Preis in D.


Renato

19.02.2020 - 19:16 Uhr

.......einzuleitender und umzusetzender Investorenprozess...... Das heißt im Umkehrschluss, das Unternehmen bekommt neue Mit-(Eigentümer). Es folgt eine komplette Restrukturierung und dann Zerschlagung. Gewinner wird die Retailgesesellschaft des Herstellers sein, denn die bekommen die Sahnestückchen zum Schnäppchenpreis und die paar kleineren Filialen an einzelne Händler. Was übrig bleibt, wird abgewickelt. Da muss aber doch irgendeiner in Buchhaltung und Geschäftsleitung geschlafen haben? Schade liebe Mitarbeiter.


Andreas Hempel

19.02.2020 - 19:47 Uhr

Grundsätzlich darf man nicht verkennen, das jedes Handeln auch mit einem Risiko verbunden ist. Wer nichts wagt, der kann auch nichts gewinnen. Wenn man einen Störfall erkennt, dann muss man die Parameter sehr schnell anpassen und das scheint hier ja fast vorbildlich zu passieren. Wichtig ist dabei, dass sich die Geschäftsführung auf verantwortungsvolle und motivierte Mitarbeiter verlassen kann. Was bei jedem Insolvenzverfahren stets übel ist, das ist, dass sich die Berater mit Geldern dumm und dämlich verdienen, die für die Substanz des Unternehmens so wichtig wären. Da muss man leider durch. Ich drücke die Daumen und hoffe, dass alles wieder schnell gut wird.


Anja Glathe

19.02.2020 - 21:38 Uhr

Und jetzt soll alles schlecht gewesen sein? Das ist so ungerecht. Menschen sind undankbar.


Brancheninsider

20.02.2020 - 07:20 Uhr

Wachstum um jeden Preis - man nennt es manchmal auch Größenwahn.


Bruno Bergmann

20.02.2020 - 10:04 Uhr

Wenn Rendite wichtiger ist als zufriedene Mitarbeiter, wenn man nicht genug bekommen kann und immer noch mehr möchte, dann geht so eine Firma den Bach runter. Unfähiges Management, Größenwahn und Raffgier spielen hier auch eine entscheidende Rolle!


Mitleser

20.02.2020 - 10:51 Uhr

@thommioh Wow Sie sind ja ein Fuchs! *Ironie aus* Hätten Sie mal beim Händler vor Ort gekauft. Dort gibt es Jahreswagen auch zu interessanten Preisen und Sie unterstützen die Wirtschaft in Deutschland. Bis irgendwann Ihre Branche betroffen ist und Sie auf der Straße sitzen. Aber das verstehen ja viele nicht. Lieber nach dem Motto Geiz ist Geil agieren und bei Freunden, Familie und im Internet prahlen, dass man 32% bekommen hat ;-) Puscht bestimmt das EGO :-)


thommioh

20.02.2020 - 11:08 Uhr

Nein Frau Glathe, es ist nicht alles schlecht und hat mit undankbar auch nichts zu tun. Das wissen Sie auch. Aber schauen Sie sich in Hamburg um, wen gibt es noch? Autohaus van Gels? Lothar Baermann? Raffay? Jahnke? Petschallies? Junge? Köster Altona? Timmann Bergedorf? Wiegmann? Tiedtke? Warncke Ahrensburg? Plaschka Amelinghausen?Wer ist noch da? Wichert und VW Hamburg. Und nun hat es Wichert erwischt. Wird nicht der letzte Laden bundesweit sein, der insolvent wird. WOB wird´s schon richten. Ein Blick über den Tellerrand hilft manchmal: Winter Berlin MAHAG München, wo sind sie? Dicht, von WOB übernommen wie viele andere. Betriebe, die über Jahrzehnte zufriedene Kunden hatten, wo der Kunde noch Kunde war. Zählt heute alles nicht mehr.


Rudi

20.02.2020 - 12:42 Uhr

@thommloh Und wegen Käufern wie Ihnen gehen die Händler in D in die Insolvenz. Die können nämlich nichts für die unterschiedlichen Preise in verschiedenen Ländern. Und ich glaube auch nicht, dass es 32% unter dem Preis in Deutschland war, wenn überhaupt dann wohl 32% unter dem deutschen Listenpreis.


Rico Schmidt

20.02.2020 - 13:08 Uhr

@thommio,Genau, Gier frisst Hirn. Das beweist du grad sehr gut. Von Märkten und Kaufkraft hast du anscheinend nicht so viel Ahnung.


Alter Zausel

20.02.2020 - 13:53 Uhr

Beruhen die Kommentare alle auf Insiderwissen oder . . ? Ich kenne weder die Firma noch die Umstände - aber: in der Regel schreiben die Hersteller den Händlern genau vor was bis wann wie auszusehen hat was die Immobilien bzgl. Größe u. Ausstattung betrifft. Schnelle u. kostenpflichtige Änderungen in der Zukunft nicht ausgeschlossen. Die Finanzierung ist dann Sache des Händlers. Weigert sich der Händler hartnäckig sich den Vorgaben zu beugen - warum auch immer - wird der Vertrag vom Hersteller wohl gekündigt. Die z.Zt. unsachliche, autofeindliche Politik macht das Geschäft ebenfalls nicht einfacher. Das typische Kundenverhalten aber auch nicht. Ein"möglicher Kunde" erwartet natürlich umfangreiche, kompetente Beratung incl. Probefahrten zum Nulltarif bevor dann in vielen Fällen die "Jagd nach dem vermeintlich besten Angebot" erfolgt. Ob im Internet oder Umland. Dieser Prozess dauert auch gerne mal 2 Jahre. Der faire Kunde legt das Angebot dann dem auf Provisionsbasis arbeitenden Verkäufer vor - denn der hat ja die wirkliche Arbeit gemacht u. die Chance verdient. Der unfaire Kunde unterschreibt ohne jede Rücksprache u. Empathie das vermeintlich bessere Angebot, der freche Kunde kommt bzgl. zahlreicher Erklärungen am Fahrzeug vorbei - er wird ja EVTL. mal Werkstattkunde - wenn es den Händler in der Nähe dann noch gibt - der die Vorgaben nicht erreicht hat. Hersteller haben lieber ein paar große Handelsspartner als sich um unzählige kleinere Händler zu kümmern - mit entsprechenden Folgen u. Vorgaben ! VON GIER U. DEN HALS NICHT VOLLKRIEGEN KANN MAN IN DER REGEL NICHT SPRECHEN ! VERGNÜGUNGSSTEUERPFLICHTIG SIND DIE HÄNDLER ALLE NICHT !


LB

20.02.2020 - 13:59 Uhr

Wieso "thommioh" einen Vorwurf machen ? Warum sollte er das gleiche Produkt teurer einkaufen als er muss ? Nein, thommioh ist hier absolut kein Vorwurf zu machen. Viel mehr sehe ich beim Hersteller den Fehler im System. Es ist doch der hersteller der enorme Preisunterschiede zwischen den gleichen Produkten ermöglicht. Und das nicht nur bei EU-Importen, sondern auch zwischen Vertragshändlern ! Der PKW-Markt und der PKW-Handel leiden in Deutschland nicht unter einem veränderten Käuferverhalten, der Digitalisierung oder sonst was, sondern ausschliessich nur unter unfähigem und fehlgeleitetem Management der Hersteller/Importeure. Die begreifen allerdings erst dann was geschehen ist, wenn die Erde schon komplett verbrannt ist. Napoleon hat auch erst nach 30 Tagen im Kreml in Moskau begriffen, was er seiner Armee mit seiner "Strategie" angetan hat. Auf dem Rückzug war es zu spät. Die Hersteller/Importeuere werden leider auch nur von kleinen Möchtegern-Napoleons regiert...


thommino

20.02.2020 - 15:07 Uhr

@thommioh verlangen dass der Kunde König ist, aber mit 32% in Ungarn gekauft. Sind mir immer die Besten, die dann ins Autohaus mit Ihrer EU-Händler-Kennzeichenhalterung kommen und dann so behandelt werden wollen, als hätte man das Auto im gleichen Laden gekauft.


Carajan

20.02.2020 - 16:34 Uhr

Es ist ernst, keinesfalls war alles schlecht. Wer in einer solchen Branche arbeitet weiß aber das hier viel Dynamik herrscht. Umsatz- u. Stückzahlen müssen erreicht werden, weil Neu- u. Lagerwagen meist über Captivebanken finanziert sind. Die Anzahl der Absatzfinanzierung bestimmt auch ein Stückwerk die Lagerwagen Finanzierung. Mit Gier hat das nicht zwingend was zu tun, denn im gesamten Markt herrscht Konzentration. Wer nicht mitschwingt ist schnell „ertrunken“. Trotzdem muß man sich in diesem Fall fragen lassen, warum gab es keine Alarmzeichen? Doch am Ende ist es egal, wer Nutznießer dieser Situation wird, ob der Hersteller selbst profitieren wird oder Wettbewerber am Rand von HH. Hauptsache der Markt wird gerettet und hoffentlich viele Arbeitsplätze.


Alexander. K.

20.02.2020 - 17:19 Uhr

Sehr geehrte Mitarbeiter und die GF ( Herr Glathe / Hr. Kußmaul ) ! als ehemaliger Mitarbeiter kann ich nur sagen. ( bin aus Hamburg weggezogen. ) Es wird weitergehen , ich drücke die Daumen !!!! SO einen Arbeitgeber wünscht sich jeder ! Sozial und kompetent !


Rudi

21.02.2020 - 08:39 Uhr

@thommloh Sie haben einen VW-Händler in Hamburg vergessen, den es auch noch gibt: Kath in Bergedorf (und im näheren Umfeld noch in Kaltenkirchen und Henstedt-Ulzburg). Ist zwar auch kein Ur-Hamburger Unternehmen, aber immerhin kein Teil von VW Hamburg oder Wichert.


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