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Zum 80. Geburtstag von Albert Still: Der große Handelsmagier

06.02.2023 11:34 Uhr | Lesezeit: 5 min
Zum 80. Geburtstag von Albert Still: Der große Handelsmagier
Albert Still feiert an diesem Montag seinen 80. Geburtstag.
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Albert Still hat mit der AVAG die größte Dimension an Automobilhandelsgeschichte der deutschen Nachkriegszeit geschrieben. AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat würdigt zum 80. Geburtstag das einmalige Schaffen des Augsburger Unternehmers.

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Ein großes Vorbild feiert heute eine besondere Lebenszäsur, seinen 80. Geburtstag: "Sir" Albert Still. Sein Vorbild drückt sich in vielseitiger und vielschichtiger Professionalität aus. Und das seit 1972 in der Geschäftsführung des elterlichen Autohauses. Das liegt nun 51 (!) Jahre zurück. Seine Wurzeln liegen in Bayerisch-Schwaben, dort in der Fuggerstadt Augsburg. Was Jakob Fugger der Ältere (1398 – 1469) damals an handelspolitischen Zeichen setzte, macht unseren Jubilar mit seinem automobilen Lebenswerk zum "automobilen Fugger" der Gegenwart.

Das Konzerngebilde

Als Still 1972 nach seinem Studium als Wirtschaftsingenieur im elterlichen Autohaus SIGG in die Geschäftsleitung einstieg, erwirtschaftete das Unternehmen mit 52 Mitarbeitern zehn Millionen DM Jahresumsatz. Daraus hat sich bis heute ein Handels-Konzern entwickelt, die AVAG Holding SE. Sie ist an 200, auch internationalen, Standorten vertreten, beschäftigt mit 25 Automarken 5.600 Mitarbeiter und erwirtschaftet p.a. einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro. Dahinter steht eine Handelswucht von 120.000 Fahrzeugen. Damit gehört die AVAG zu einer der führenden Automobilhandelsgruppen in Europa. Seit 2014 wirken nun an erster Stelle im Vorstand seine Söhne Roman und Albert C. Still in vierter Generation. Der Jubilar gab auch vor zwei Jahren seinen Aufsichtsratsvorsitz der AVAG Holding SE weiter.

Der Zeichensetzer

Dennoch, seine Söhne Roman und Albert C. binden ihren Herrn Vater in der AVAG-Zentrale in Augsburg nach wie vor im angestammten Stockwerk in gewichtigen Sachverhalten ein. Seine Professionalität drückt sich auch darin aus, seinen Adlerblick gedankenstark, aus der nötigen Distanz heraus, immer mit dem Blick für das Ganze einzubringen. Und das mit der hohen Kunst, sich nicht im Detail zu verheddern. Er fühlt sich einfach verantwortlich für all das, was er sich über seine vielen Wirkjahre vertraut gemacht hat. Dabei bindet er stets mit einer großen Portion Menschlichkeit all seine Mitarbeiter ein. Sie kümmern sich schließlich um "seine" Kunden. Er wird seinen Mitarbeitern noch ein bleibendes Denkmal setzen, das sie immer an sein großes Vorbild erinnern wird! Albert Still, der Zeichensetzer!  

Erfolgsspuren – Impulsgeber!

Fragt man ihn nach dem genialen "Erfolgsrezept" für dieses gigantische und stetige Wachstum, das er so erfolgreich zu gestalten wusste, dann spricht er zuerst sein fundamentales Geschäftsmodell an. Jeder Geschäftsführer hat sich mit 20 Prozent am jeweiligen Autohaus seines Wirkens zu beteiligen. Still macht sie zu Mitunternehmern. Und abermals sein Vorbild, er kennt jeden Geschäftsführer persönlich und im Detail jeden Standort der AVAG, national wie international. Nicht nur deren Zahlen, sondern was im jeweiligen Markt und personell an Qualitäten dahinter steht. Er kann jeweils fundiert mitreden und hat in seiner Professionalität die weitere Gabe, stets die richtige Tonlage zu finden. Mal in Dur, aber auch in Moll. Aber immer so, dass es sein Gegenüber annehmen kann und auch verstanden hat.

Ich erinnere mich an seinen Vortrag, den er an der Automobilwirtschafts-Hochschule in Geislingen gehalten hat. Still hatte damals gerade 2008 den Standort Salzburg von der ÖFAG übernommen, wie er auch die Firmenexpansion via Kroatien, Ungarn, Slowenien, Polen und Österreich initiierte. Bei einer Autohaus-Übernahme legte er großen Wert darauf, die notwendigen (personellen) Anpassungen als neuer Eigentümer der Mitarbeiterschaft vor Ort persönlich darzustellen. Nicht Dritte, nein, er selber vermittelte den "Neuen" seine Handels-Mission. Und das lief ohne jegliche Arbeitsgerichtsprozesse ab. Das ist ihm dann persönliche Freude. Das Thema Fleiß, Engagement, Leidenschaft, alles was der Gattung "anständig" zuzuordnen ist, wären ein separates Still-Kapitel wert. Und auf all seinen Wegen legte er so bleibende, einmalige Spuren: Glaubwürdigkeit, Zuverlässigkeit, Vertrauen, ja Handschlag. Und diese Tugenden machen ihn zum "ehrenwerten Kaufmann". Auch dafür wurde ihm aus der Branche den Ehrentitel des "Sir" verliehen! 

Opel-"Blitz"- Wandlungen

Es war für die einschlägigen Opel-Händler in Deutschland lange undenkbar, überhaupt über eine andere Automarke nachzudenken, geschweige denn fremdzugehen. Der "Blitz" in personam Georg Hehner, legendärer Opel-Vertriebsvorstand, hätte eingeschlagen. Schließlich hatte Opel mal 18 Prozent Marktanteil. Wir wollen mit den aktuellen Januar-Zahlen 2023 dem Jubilar seinen Freudentag nicht belasten.

Still hat sich verbandspolitisch - bei Euroda oder beim VDOH - immer aus der zweiten Reihe, aber wirkungsvoll eingebracht. Als Opel 18 Prozent Marktanteil hatte, waren seine Worte: "Wir sollten üben, wie wir mit zwölf Prozent Marktanteil klarkommen." Als es dann zwölf Prozent waren, legte er die Übungslatte auf acht Prozent. Und zuletzt meinte "Albertus Magnus": "Es geht immer weiter." Eben auch mit anderen Marken. Heute, in seinem Handelsimperium 25 an der Zahl.

Dialogische Autorität

"Sir" Albert Still hat mit der AVAG in Deutschland die größte Dimension an Automobilhandelsgeschichte der Nachkriegszeit geschrieben. Er beherrscht und lebt die hohe Kunst der Führung. Dort ist die höchste Form der Kommunikation der Dialog. Und darin lebt er, wo er geht und steht, höchst brillante Autorität. Schon seine stattliche Körpergröße strahlt raumfüllende Autorität aus. Er versteht es, jedem populärwissenschaftlich und mit einem hohen Grad an geistvollem Humor zu vermitteln, was er anders machen soll und wie und nicht irgendwie. Seine kreative wie originelle Bildsprache ist legendär. Er übersetzt Stimmungen in Situationen, Situationen in Szenen. Er übersetzt Texte in Dialoge. Und das auf allen Ebenen. Ob im Gespräch mit einem Vorstandsvorsitzenden eines Herstellers, ob in einem Saal am Mikrofon vor 1.000 Autohändlern, ob ihm Vier-Augen-Gespräch mit einem Freund, seinen Mitarbeitern, seinen Kunden. Und das in auffällig guter Stimmung! Welch ein Naturell! Wahrlich, ein Phänomen.

Albert Sigg legte 1915 die Keimzelle der AVAG. Stills Vater, Josef Still, war der Schwiegersohn des Firmengründers. Seit 1963 hält Sigg, die heutige AVAG, den Opel-Händlervertrag.
© Foto: Prof. Hannes Brachat
2015 überbrachte der damalige Opel-Vorstandschef Karl-Thomas Neumann (li.) persönlich zum 100-jährigen Sigg-Jubiläum in Augsburg die Glückwünsche der Adam Opel AG.
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Herzlicher Dankesgruß

Meine Erstbegegnung mit dem Jubilar geht auf seinen 50. Geburtstag 1993 zurück. Schon damals lebte er ansprechende Gastfreundschaft vor, herzliche Großzügigkeit. Aber nix mit Luxus. Solides, fundiertes "Bayerisches Schwabentum"! Aus dieser Erstbegegnung hat sich bis heute eine einmalige (Branchen-)Freundschaft mit ganz großer Wertschätzung entwickelt. Ich konnte ihn oft offen um seinen hochgeschätzten Rat, um Hintergründe, Zusammenhänge fragen. Ja, er stand da stets über den Dingen. Wie oft staunte ich dabei über all seine facettenreichen Hirnwendungen. Was hatte er alles im Kopf und verstand das so genial, auf das Wesentliche zu reduzieren und klare, verständliche, nachvollziehbare Aussagen zu machen. Sein natürlicher Verstand – welch eine Gabe! - ist so genial. "Sir Albertus Magnus Mobilis", ad multos annos, höchste Reputation. 

Ein unglücklicher Sturz vor Weihnachten führte ihn in Folge in eine Reha. Von seinen Söhnen Roman und Albert C. höre ich, dass Papa auf einem guten Weg sei, wieder vollständig gesund zu werden. Ursprünglich wollte Albert Still all seine Freunde zu seinem Ehrentag in seiner neuesten automobilen "Gemäldesammlung" überraschen und ihnen sein neu geschaffenes Oldtimer-Museum mit all den automobilen Unikaten und seinen besonderen Wertschätzungen vorstellen. Ich kenne ihn, er wird das ganz sicher mit besonderer Würde und mit humorigen Anmerkungen zu seiner Reha-Zeit nachholen. "Albertus Magnus", auf eine gute Genesung! Es grüßt Dich heute zu Deinem Ehrentag die gesamte Automobilbranche. Von Herzen Dank!

Albert Still an seinem 70. Geburtstag bei seiner Ansprache an die Führungskräfte der AVAG.
© Foto: Prof. Hannes Brachat
Seine Söhne Roman und Albert (li.) übergaben ihrem Vater ein wertig gestaltetes Buch mit zahlreichen Widmungen namhafter Persönlichkeiten aus der automobilen Welt. Albert Still nahm es sichtlich gerührt entgegen.
© Foto: Prof. Hannes Brachat
Albert Still bei seinem 60. Geburtstag im Februar 2003 in Kitzbühel. Zu den Gästen gehörte auch die VDOH-Institution, der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Opel-Händler, Rechtsanwalt und Notar Elmar Höchsten
© Foto: Prof. Hannes Brachat
Das besondere Netzwerk (v.r.): Lothar Pulvermüller, ein Schwabenoriginal und Vorstandsvorsitzender der Schwabengarage AG, der legendäre Opel-Vertriebsvorstand Georg Hehner, ein exzellenter und durchsetzungsstarker Markenbotschafter, sowie der humorige Henning Weitert, Regionalleiter Süd Adam Opel AG, anlässlich des 60. Geburtstages von Albert Still.
© Foto: Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph Meunzel (re.) begrüßte 2021 Albert Still und seine Frau Dr. Katja Still zur 30. SommerAkademie in Telfs.
© Foto: Prof. Hannes Brachat
Albert Still mit Frau Katja, Sohn Roman und AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat beim AUTOHAUS-Neujahrsempfang 2019. Es war ihm und seiner Frau Katja besonderes Anliegen, mir zu diesem Anlass zu meinem 70. Geburtstag zu gratulieren!
© Foto: AUTOHAUS
Bereits bei der 20. AUTOHAUS SommerAkademie in Kitzbühel (2011) war Albert Still der "Dinner Speaker". Er konnte die "volle Hütte" den gesamten Abend über locker unterhalten. Thomas Gottschalk hätte seine Freude an ihm. Im Bild mit AUTOHAUS-Herausgeber Hannes Brachat
© Foto: AUTOHAUS

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