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Illegale Diesel-Software: Zulassungsverbot für Porsche Cayenne

28.07.2017 00:21 Uhr
Illegale Diesel-Software: Zulassungsverbot für Porsche Cayenne
Zulassungsverbot und Pflicht-Rückruf: schlechte Nachrichten für Porsche
© Foto: Christoph Schmidt/dpa

Erst Volkswagen, dann Audi, nun Porsche: Auch beim Geländewagen Cayenne ist eine illegale Abschalttechnik bei der Abgasreinigung aufgetaucht. Das hat nun sogar Folgen für die Produktion weiterer Fahrzeuge.

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Wegen der Entdeckung einer illegalen Abgas-Software muss Porsche weitere Diesel-Auslieferungen des Geländewagens Cayenne stoppen. Für den Typ Cayenne 3.0 TDI wurde ein Zulassungsverbot verhängt, wie Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Donnerstag in Berlin sagte. Europaweit müssen außerdem 22.000 schon zugelassene Wagen in einem Pflicht-Rückruf nachgebessert werden, davon 7.500 in Deutschland. Bei amtlichen Tests wurde eine Technik festgestellt, die erkennt, dass der Wagen auf einem Abgas-Prüfstand steht – ansonsten ist der Schadstoffausstoß aber deutlich höher.

Auf dem Prüfstand sei eine "Aufwärmstrategie" angesprungen, die im realen Verkehr nicht aktiviert werde, erläuterte Dobrindt. Mit aktiver Funktion habe der Ausstoß von Stickoxid (NOx) im Labor 54,9 Milligramm betragen, bei deaktivierter Funktion bis zu 138,55 Milligramm. Zusammen mit anderen Bedingungen habe das Fahrzeug die Testsituation erkannt. Dazu habe gehört, dass Wagen üblicherweise "händisch" auf einen Prüfstand gebracht würden. Die Kombination sei sehr komplex und "nicht sehr leicht ersichtlich" gewesen. Sie werde als unzulässige Abschalteinrichtung der Abgasreinigung eingestuft.

Porsche betonte, man habe sich mit den Erkenntnissen selbst beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) gemeldet. "Porsche hat bei internen Untersuchungen Unregelmäßigkeiten in der Motorsteuerungs-Software festgestellt und diese aktiv dem KBA dargelegt", teilte die VW-Tochter in Stuttgart mit. Nachgegangen werden soll zudem einem Verdacht, dass beim VW Touareg eine gleiche Wirkung bestehen könnte, wie Dobrindt sagte. Auch Volkswagen kündigte dies an.

Dobrindt sagte, es gebe keine Erklärung, warum sich diese Software in dem Cayenne-Modell der Emissionsklasse Euro 6 befinde: "Diese Fahrzeuge sind mit moderner Abgasreinigungstechnik ausgestattet." Sie seien daher eigentlich in der Lage, die Grenzwerte einzuhalten. Da die Zulassung des Fahrzeugtyps in Luxemburg erteilt wurde, will das Verkehrsministerium nun gemeinsam mit dem EU-Partner vorgehen. Die Emissions-Genehmigung hatte das deutsche KBA erteilt.

Motor kommt von Audi

Porsche verwendet für die Diesel-Variante des Cayenne Motoren der VW-Konzernschwester Audi. Dort hatten Tests ebenfalls eine unzulässige Abgas-Einrichtung bei einigen Modellen ans Licht gebracht. Auch Audi hatte betont, sich selbst bei den Behörden gemeldet zu haben. Audi muss 24.000 Fahrzeuge zurückrufen. Das Unternehmen bestätigte, dass die betroffenen Cayenne von Audi zugelieferte Motoren haben.

Im Zuge der Abgas-Affäre war Porsche zuletzt auch stärker ins Visier der Stuttgarter Staatsanwaltschaft geraten. Die Behörde nahm vor rund zweieinhalb Wochen Ermittlungen wegen einer möglichen Manipulation der Abgasnachbehandlung an Diesel-Fahrzeugen auf. Sie richten sich gegen unbekannte Mitarbeiter des Autobauers und eines amerikanischen Tochterunternehmens. Es werde der Vorwurf des Betrugs und der strafbaren Werbung geprüft. Nähere Angaben machte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht. Sie hatte im April 2016 Vorermittlungen aufgenommen. (dpa)

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KOMMENTARE


Detlef Rüdel

28.07.2017 - 08:10 Uhr

Eine mit Sicherheit richtige Entscheidung. Erklärung dafür muss der Händler gegenüber dem Kunden liefern. Darüber hinaus wird es zu einer Flut von Stornierungen von Verträgen kommen, da der Handel besagte Fahrzeuge nicht auf die Straße bringen darf. Wer ersetzt dem Händler diesen Schaden? Die verantwortlichen Manager von Porsche, Audi, VW, usw. sollten sich einmal an den Point of Sales begeben, um zu sehen was es heißt: dem Kunden das Problem zu erklären. Der Handel ist wiederum der, der das Problem gegenüber dem Kunden klären muss. Abgesehen vom Image schaden.


N.Eutrum

28.07.2017 - 09:35 Uhr

Hauptsache der Konzern konnte den Gewinn wieder kräftig steigern - mit welchen fragwürdigen Mitteln scheint ja fast schon egal zu sein. Somit scheint der Winterkorn Nachfolger ja alles richtig zu machen...wobei - für mich ist es einfach das beste Beispiel wie man den Bock hier tatsächlich zum Gärtner machte. Mir kann jedenfalls niemand erzählen, dass Herr Müller vor 2 Jahren vom Porsche Chef unbelastet in sein neues Amt gehievt wurde. Seit 2 Jahren immer neue Enthüllungen - jetzt sogar bei Euro 6 Diesel in einer Preisklasse in der finanziell & technisch Abgasreinigung ja wohl überhaupt keine Rolle spielen dürfte. Na vielleicht werden die VW -Oberen nach dem Urteil in Stuttgart wieder auf den Boden der Tatsachen fallen. Und falls der Aufprall nicht zu hart sein sollte: Macht endlich einen Schnitt und jagt die bisherigen Entscheider zum Teufel - aber bitte ohne dicke Abfindungen ! Lasst unvorbelastete und junge Köpfe in die Chefetagen - damit VW in Zukunft endlich wieder als halbwegs seriöses Unternehmen wahrgenommen werden kann !


Nordlicht

28.07.2017 - 11:21 Uhr

wann greift hier bei dieser ganzen Diesel-Betrügereien die Staatsanwaltschaft einmal endlich wirksam durch ? Winterkorn, Müller & Co müssten eigentlich längst vor dem Haftrichter stehen. Kleinen Gaunern mit viel weniger krimineller Energie stünden dort schon lägst!


MV

28.07.2017 - 12:52 Uhr

Die Frage von Nordlicht stelle ich mir auch gerade. Es ist nicht nur das Vertrauen in unsere Industrie die wackelt, sondern in das ganze System. Ein Rechtsstaat sollte hier zum Volkswohl mal durchgreifen und die Herren abführen. Dieses wäre dann wohl für die die nachrücken eine Signalwirkung. Aber diese Herren werden sich wohl den tollen Vorbildern wie Peter Harz und Klaus Zumwinkel anschließen.Solche Vorbilder können sich dann in unserem Land freikaufen.Wünschenswert wäre es auch endlich mal eine klare Linie in Punkto Diesel, Fahrverbot, und ... zu fahren. Es sei den man will den Handel noch mehr nach unten ziehen.


TM

28.07.2017 - 17:50 Uhr

Kam ja völlig überraschend, was macht eigentlich das KBA seit 2 Jahren ? Was macht Herr Dobrindt außer einer guten Figur im neuesten Anzug und Brille. Wird Zeit dass dem Spuk ein Ende gesetzt wird, hoffentlich bleibt uns der Minister in der nächsten Regierung erspart, der kann ja gar nichts. Weder ordentlich die Behörde leiten, noch Vergehen nachgehen ( Wattebäusche werfen ), noch Maut. Es wird Zeit für Konsequenzen, stattdessen hält der gesamte Aufsichtsrat bei VW zusammen wie Pech & Schwefel, wo sind die Aktionäre, das Land und der Betriebsrat um dort und bei Audi mal aufzuräumen ?


Pebre

28.07.2017 - 18:28 Uhr

Wenn ich die Nachrichten und Informationen in der letzten Zeit richtig verstanden haben, wußte man ja bei Audi schon seit längerem bei den großvolumigen Motoren von der Abgasmanipulation. Wenn diese baugleichen Aggregate schon seit langem bei Porsche im Cayenne verbaut worden sind, warum wurde erst jetzt die Manipulation bemerkt? Wurde da gemauert und nur das zugegeben, was bekannt wurde? Bin einmal gespannt, was die Recherchen beim Toareg erbeben, daß ist doch auch dar gleiche Motor.


Andy

28.07.2017 - 23:34 Uhr

@vorposterEs gab doch einmal ein Buch mit dem Titel "Nieten in Nadelstreifen". Es scheint so, als käme mittlerweile eine geballte Menge kriminelle Energie hinzu: Gesetzliche Vorgaben werden zu Gunsten von Quartalsergebnissen und eigenen Bonuszahlungen "vernachlässigt". Am Schlimmsten finde ich aber, dass dadurch hunderttausende Arbeitsplätze in der deutschen Automobilindustrie und dem Handel und Service aufs Spiel gesetzt werden.


Lutz

31.07.2017 - 09:19 Uhr

Liebe Hobbyredakteure!An die eigentlich Verantwortlichen kommt doch niemand ran. Das sind doch die Aktionäre, die den Herren, Zetsche, Müller, Krüger und Co. - sie sind doch nur deren Marionetten - die Zielvorgaben hinsichtlich Umsatzrendite in die Balanced Scorecard schreiben.


egon samu

31.07.2017 - 10:01 Uhr

Offensichtlich konnte sich eine kriminelle intelligente Software in die Serienprodultion hochwertiger Fahrzeuge des VW-Konzerns unbemerkt von Entwicklern und Geschäftsleitung einschleichen.Vermutlich waren es schon wieder russische Hacker im Auftrag von Putin...;-)))Und Händler und Autokäufer müssen es wieder ausbaden.


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