Die wichtigste ADAC-Botschaft bei aller Besorgnis: "Der Rettungsdienst der fliegenden Gelben Engel ist derzeit uneingeschränkt verfügbar." Inzwischen kam es bereits zu zahlreichem Transporten von Corona-Patienten mit ADAC Rettungshubschraubern. Die beiden ersten wurden von einem Krankenhaus im ostfranzösischen Metz in die Uniklinik Homburg/Saar geflogen – im Rahmen von grenzüberschreitender Nachbarschaftshilfe. Im Einsatz hierfür waren die Crews der Rettungshubschrauber "Christoph 77" in Mainz und "Christoph 66" in Eßweiler.
"Wir sind da. So schnell wie bisher und auch so sicher wie bisher", betonte Frédéric Bruder, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft, die zur ADAC Stiftung gehört. Die weitere Entwicklung sei allerdings nicht voraussehbar, so dass sich auch die ADAC Luftrettung auf weitere Eskalationen mit zusätzlichen Ersatzhubschraubern bereits eingestellt hat.
Auch Eigenschutz im besonderen Fokus
"Wir tun alles, unseren Auftrag im Rahmen der Daseinsvorsorge möglichst uneingeschränkt nachzukommen und dabei unsere Crews und uns bestmöglich vor einer Ansteckung bzw. Erkrankung zu schützen", so Frédéric Bruder. Deshalb habe auch niemand außer den Crews, die je aus einem Piloten, Notarzt und Notfallsanitäter bestehen, Zutritt zu den Luftrettungsstationen. Selbst Ausbildungs-Mitflüge sowie die sozialen Kontakte untereinander werden während des Dienstbetriebs auf ein Minimum reduziert. Soweit möglich gilt der Mindestabstand von zwei Metern.
Zu weiteren Schutzmaßnahmen zählen bei Bedarf neben dem Gebrauch von Schutzmasken und Schutzanzügen auch der verstärkte Einsatz von Desinfektionsmitteln nach jedem Einsatz. Um zu verhindern, dass sich Mitarbeiter wegen fehlender Kinderbetreuung vom Dienst abmelden müssen, hat die ADAC Luftrettung Sonderbudgets für Räumlichkeiten, Kinderbetreuer und Spielzeug für die Kinder der Crews zur Verfügung gestellt.
Dr. Matthias Ruppert, Leiter der Flugmedizin, berichtete, dass es vor den ersten zwei Verlegungsflügen von Corona-Patienten bereits etliche Einsätze der ADAC Luftrettung wegen Corona-Infektionen gab, bei denen die Patienten bodengebunden in Kliniken transportiert werden konnten. Unabhängig von Corona sei man mit den Hubschraubern auch generell gut gerüstet für einen Transport von Patienten mit Infektionserkrankungen", betonte Ruppert.
Zusätzlich zu den Basis-Hygiene-Maßnahmen gelte bei einem Corona-Verdachtsfall, dass der Erkrankte nach den eigenen Standards für einen Lufttransport in die Schutzkategorie drei (höchste Stufe: vier) fällt. Dann darf dieser nur noch im beatmeten Zustand geflogen werden. Dazu Flugmediziner Ruppert: "Im Bedarfsfall muss der Patient so versorgt werden, dass die von ihm ausgehende Ansteckungsgefahr auf ein Minimum reduziert wird."
Vorabklärung von Verdachtsfällen wichtig
Der Vorbehalt, Patienten nur unter Beatmung mit einem geschlossenen System im Hubschrauber transportieren zu können, gelte auch für andere schwerwiegende Atemwegsinfektionen. Weil die Crews wegen ihres täglichen Kontakts zu Patienten zu einem Personenkreis mit erhöhtem Risiko zählen, wurden alle größeren Meetings der Luftretter abgesagt; wenn auch nur ein Teilnehmer erkranken würde, müssten alle, die mit ihm in Kontakt waren, in Quarantäne. Das könnte im schlimmsten Fall die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung in Deutschland aus der Luft gefährden. Diese aufrechtzuerhalten, hat für die ADAC Luftrettung oberste Priorität.
Auch in den Rettungsleitstellen hat man auf die Corona-Pandemie reagiert. Wer aktuell bei einem Notfall die 112 anruft, wird in vielen der Leitstellen obligatorisch nach Symptomen oder Kontakt zu Infizierten befragt und sollte laut ADAC Luftrettung zwingend Angaben über Besuche in Risikogebieten machen. Dann kann sich der Rettungsdienst bereits frühzeitig auf einen möglichen Corona-Verdachtsfall einstellen.
Bundesweit arbeiten für die ADAC Luftrettung fast 1.300 Menschen – darunter rund 160 Piloten, etwa 250 Notfallsanitäter, 150 Techniker, und rund 600 Notärzte. In der Regel besteht das Team einer Station aus drei Piloten, fünf Notfallsanitätern und 15 Notärzten. Die Zahl der Rettungseinsätze der fliegenden Gelben Engel lag 2019 zum fünften Jahr in Folge mit rund 54.000 auf Rekordniveau – das entspricht rund 150 Einsätzen täglich. (wkp)