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World Wide Web: "Das Internet ist nur ein Hype!"

23.07.2023 20:30 Uhr
Internet
© Foto: Anton Vierietin / malerapaso - iStock Getty Images

Tempus fugit! Wie sehr, wird deutlich, wenn man den Blick zurück wagt und die Dinge aus ­diachroner Distanz betrachtet. Ein Vierteljahrhundert AUTOHAUS.de liefert Anlass und Perspektive.

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In den Kinos lief "The Big Lebowski", Windows 98 war taufrisch auf den Markt gekommen, während das Nokia 3310 kurz davor war. Kurzum: Die Welt war eine andere, als AUTOHAUS Online 1998 an den Start ging. Das World Wide Web steckte noch in den Kinderschuhen – und es war längst nicht ausgemacht, dass es sich einmal durchsetzen sollte. Noch drei Jahre zuvor war man im Epizentrum der Digitalisierung in Redmond mehr als skeptisch, was das Internet anging: "Das Internet ist nur ein Hype", soll Bill Gates seinen Mitarbeitern dort gesagt haben.

Drei Jahre nach Bill Gates "Hype"-Rede stieß man knapp 9.000 Kilometer von Redmond entfernt in München mit AUTOHAUS.de die Tür ins digitale Zeitalter weit auf und ebnete damit den Weg für eine 25-jährige Erfolgsgeschichte. Damit gehörte man zu einer kleinen Gruppe von Internet-Pionieren, die das mitgestalten, was eine deutsche Bundeskanzlerin noch 20 Jahre später als "Neuland" bezeichnen sollte. Wie sehr sich die Welt abseits des deutschen Bundestages gewandelt hat, wird beim Blick auf die Schlagzeilen der frühen AUTOHAUS-Online-Jahre deutlich.

Möbelkauf über das Internet? Ausgeschlossen!

So veröffentlichte AUTOHAUS Online Anfang der 2000er eine Mercuri-Studie, der zufolge der Autokauf über das Internet von 65 Prozent der Befragten pauschal abgelehnt wird. Die Ergebnisse der Studie seien "ein handfester Beweis dafür, dass der traditionelle Handel vom E-Commerce weder ersetzt noch vollständig verdrängt werden könne", hieß es damals vollmundig. Zwar schwächelt der Online-Fahrzeugkauf auch heute noch, es ist aber eine andere in der Studie veröffentlichte Zahl, die aufhorchen lässt: 58 Prozent der Befragten lehnten zu diesem Zeitpunkt auch den Kauf von Möbeln über das Internet kategorisch ab. Zwanzig Jahre später erwirtschaftete Ikea Deutschland allein mit dem Onlinegeschäft in Deutschland 1,75 Milliarden Euro. Und Tesla beweist, dass auch der Onlinevertrieb für Autos eine Lösung sein kann. Wie es zum Wandel kam?

Ein Grund dürfte gewesen sein, dass es Anfang der 2000er schlicht und ergreifend nicht besonders sexy war, kilometerlange Kabel in der Wohnung zu verlegen, um auf einem mäßig scharfen Bildschirm die neue Couchgarnitur in Augenschein zu nehmen. "Schnelles" Internet in Form von DSL gab es zu diesem Zeitpunkt nur in den Großstädten – zu astronomischen Preisen. Kostenpunkt für 50 Stunden Internet pro Monat(!): stolze 197 Mark.

Eine Preisstruktur, die zum Glück der Vergangenheit angehört – ansonsten müsste sich der ein oder andere Millennial zwischen Miete und Internet entscheiden. Damals war die Entscheidung leichter. Kaum jemand nutzte die elitäre Leitung – und für das digitale Fußvolk baute sich die Couchgarnitur weiterhin Zeile für Zeile auf. Hand aufs Herz: Hätten Sie sich Ihr Rolf-Benz-Ledersofa online bestellt?

Es sollten noch acht weitere Jahre vergehen, bis Apple mit dem ersten iPhone für einen weiteren Evolutionsschritt sorgen sollte. Nun war das Internet auf einmal dabei – und es sozialisierte sich schnell. Kommunikation und damit auch die Medienbranche wurden mit diesem Nachbeben des Internets einmal mehr gehörig durchgewirbelt. Aus Nachrichten wurden Push-Meldungen, Informationen waren immer und überall verfügbar, das deutsche Schienennetz einmal ausgenommen.

Die Zeit hat sich gewandelt

Mittlerweile kann man sich das Leder-sofa aber nicht nur von unterwegs aus bestellen. Man kann es aus sämtlichen Perspektiven ansehen, virtuell in den eigenen vier Wänden platzieren, per Fingerwisch drehen und mal eben die Farbe ändern. Damals waren solcherlei Funktionen reine Utopie, entsprechend verhaftet und skeptisch war man im Hinblick auf den "Online-Hype".

Wie sehr diese ko­gnitiven Leitplanken an ­unserem Blick in die Zukunft zerren und zu leidlich falschen Prognosen führen, wird auch an ­einem anderen Zitat deutlich, das zugleich die Brücke zur PS-Industrie schlagen soll: "Die weltweite Nachfrage nach Kraftfahrzeugen wird eine Million nicht überschreiten – allein schon aus Mangel an verfügbaren Chauffeuren." Zitatgeber? Gottlieb Daimler. Selbst einer der Wegbereiter des Automobils hatte die Disruption, für die das Auto einmal sorgen und welchen Stellenwert und welches Nutzungsprofil es einmal haben sollte, nicht abschätzen können.

Vielmehr arbeitete er sich bei seiner Prognose an der Verfügbarkeit von Chauffeuren ab, die heute keine Rolle mehr spielt. Dass ausgerechnet Mercedes als erster Hersteller die Level-3-Zulassung für autonomes Fahren erhielt, ist dabei wohl Ironie des Schicksals.

Was können wir daraus lernen?

Bill Gates war bei Weitem nicht fachfremd, als er das Internet zum „Hype“ eindampfte und auch Gottlieb Daimler wusste, wovon er sprach. Ihr Problem war vielmehr der Zeitgeist und das Denken in darin verhafteten Weltbildern. Und heute? Heute steht die PS-Branche vor einem ähnlich großen Umbruch. Elektromobilität auf der einen, das Agenturmodell auf der anderen Seite und über allem schwebend die Gefahr, dass den Fahrzeugkauf das gleiche Schicksal wie der Möbelkauf ereilt, sorgen beim Handel für Sorgenfalten – und ebenso auf den Gesichtern vieler Medienschaffender, die im aufziehenden Technik-Tornado den Halt zu verlieren drohen.

Weiter, immer weiter ...

Mit Künstlicher Intelligenz und virtueller Realität stoßen wir die Tür ein Stück weiter auf, werden bemerken, dass unser "Neuland" retrospektiv zu einer besseren Inselkette verkommt und es zunehmend schwieriger wird, eine Trennlinie zwischen analoger und digitaler Welt zu ziehen. Wird in Zukunft eine künstliche Intelligenz wissen, welche Ausstattung ich gerne in meinem Fahrzeug hätte? Wird eine VR-Brille das Probesitzen im Vorführwagen ersetzen können? Oder ist das alles nur der nächste „Hype“?

Im Strudel der Zeit mit all seinen Unwägbarkeiten gibt es aber dann doch Dinge von Bestand. Dinge, die uns weg von den digitalen Inhalten und hin zum Menschen bringen. In den vergangenen 25 Jahren AUTOHAUS.de haben wir viele Entwicklungen und technische Neuerungen unter dem Brennglas Internet kommen und gehen sehen. Der Kern des journa­lis­tischen Handwerks hat sich in dieser Zeit aber genauso ­wenig verändert wie der Grundgedanke der Autobranche: Es geht darum, Menschen vorwärts zu bringen – mit Informationen oder Drehmoment.

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