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Netzkündigung: Neue Verträge für Opel-Händler

16.04.2018 15:59 Uhr
Netzkündigung: Neue Verträge für Opel-Händler
Jürgen Keller: "Die Opel-Händler bleiben die Schnittstelle zum Kunden."
© Foto: Dietmar Stanka/AUTOHAUS

Die Befürchtungen der Opel-Händler werden wahr. Der Rüsselsheimer Autobauer kündigt europaweit die bestehenden Verträge und will "Grundlegendes anpacken". Die Kernbotschaften von Deutschland-Chef Jürgen Keller.

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Von Ralf Padrtka/AUTOHAUS

Opel will die Zusammenarbeit mit seinen Vertriebspartnern in Europa auf eine neue Basis stellen. Dazu kündigt der Rüsselsheimer Autobauer Ende April 2018 die bestehenden Händlerverträge mit zweijähriger Frist. Betroffen von dem Schritt seien europaweit alle 1.600 Verträge, erklärte Deutschland-Chef Jürgen Keller im Gespräch mit AUTOHAUS. Hierzulande seien es 385 Handelsbetriebe.

"Ab diesem Dienstag verschicken wir die Kündigungsschreiben in Verbindung mit einem Letter of Intent", sagte Keller. Gleichzeitig fällt der Startschuss für die Gespräche mit den Händlervertretern. "Ich gehe davon aus, dass wir diese im Sommer abschließen und dann das Vertragswerk vorlegen können." Mit einer Einsetzung der neuen Vereinbarungen rechnet er Anfang 2020.

Hierzulande werden laut Keller lediglich zwölf Betriebe kein neues Vertragsangebot erhalten. Von einer Ausdünnung des Vertriebsnetzes könne deshalb keine Rede sein. In der Branche hatte es zuletzt Spekulationen darüber gegeben, dass Opel im Falle einer Kündigung die Zahl der Händlerstandorte reduzieren könnte.

Unangetastet bleibt auch das mehrstufige Vertriebssystem. Keller: "Wir werden auch künftig die Vertragshändler mit angegliederten Zweigbetrieben und das Netzwerk der Autorisierten Opel Vertreter AOV haben." Die Autohäuser würden weiter eine maßgebliche Rolle in der Fahrzeugvermarktung spielen. "Sie sind und bleiben für uns die Schnittstelle zum Kunden", unterstrich der Manager.

Gleichwohl muss sich auch Opel den neuen Herausforderungen durch den rasanten Wandel in der Automobilindustrie und in der Kundenerwartung stellen. Deshalb habe man darauf verzichtet, die bestehenden Vereinbarungen lediglich zu ergänzen, so Keller. "Die Veränderungen in der Branche sind so tiefgreifend, dass wir dafür einen neuen vertraglichen Rahmen brauchen."

Zukunftsorientierte Aufstellung

Mit Blick auf die Inhalte sagte der Deutschland-Chef, dass mit den neuen Regelungen eine deutliche Reduktion der Komplexität und des Verwaltungsaufwands für den Handel einhergehen werde. Das gelte vor allem für die Erfüllung von Standards. Zur Vereinfachung gehöre auch, dass künftig jeder Händler Pkw und Nutzfahrzeuge vertreiben könne. Bisher gab es für die Sparten zwei separate Verträge. Keller: "Wir wollen gemeinsam den Markt für leichte Nutzfahrzeuge noch besser und professioneller bearbeiten."

Im Bereich Elektromobilität sieht Keller ebenfalls positive Entwicklungen. "Wir planen kein reduziertes Vertriebsnetz für E-Fahrzeuge. Jeder Partner wird die künftigen elektrifizierten Modelle vertreiben können. Das ist ein ganz entscheidender Punkt." Opel will bis 2024 für jedes Pkw-Modell auch eine elektrifizierte Variante ins Programm nehmen. Bereits 2020 – zum Start des neuen Vertrags – sollen vier entsprechende Fahrzeuge verfügbar sein.

Nach der Übernahme durch den französischen PSA-Konzern setzt Opel derzeit an verschiedenen Hebeln an, um nach verlustreichen Jahren nachhaltig profitabel zu werden. Dazu wurden alle Geschäftsbereiche eingehend analysiert. Im Vertrieb hat der Autobauer ein großes Leistungsgefälle ausgemacht. "Wir haben sehr viele sehr gute Händler, wir haben aber auch Betriebe, die hinsichtlich Profitabilität und Performance nicht dort sind, wo sie eigentlich stehen müssten. Deswegen müssen wir Grundlegendes anpacken", betonte Keller. Ziel sei es, eine "noch stärkere Leistungskultur im Handel zu schaffen".

Die Netzkündigung kommt für die deutschen Opel-Händler nicht unerwartet. Ihre Interessensvertretung VDOH hat sich bereits für die Verhandlungen gerüstet und ein qualifiziertes Team zusammengestellt. Außerdem hat Geschäftsführer und Rechtsanwalt Uwe Heyman eine ausführliche Expertise angefertigt. Die Betriebe will der Verband per Rundschreiben und gegebenenfalls durch eine erneute außerordentliche Mitgliederversammlung über den Verlauf der Gespräche informieren. (rp)

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KOMMENTARE


ExVerkäufer

16.04.2018 - 17:43 Uhr

Na dann viel Spaß noch mit den Franzosen. Ich habe viele Jahre mit einem Mutterkonzern in Frankreich zusammenarbeiten müssen. Das ist keine Freude. Da wird noch so manches weh tun.


Opelaner

16.04.2018 - 21:11 Uhr

Würde mal für einige Führungskräfte die Prüfung der eigenen Leistungsstärke empfehlen. Aber wie nehmen wir diese Herren seit Jahren wahr - sicher, sauber, warm und trocken und wenn nicht regelt es die Betriebsrente oder die Abfindung in den vorzeitigen Ruhestand. Zukünftig regeln wir unsere Händlerverträge über die Fachpresse - geschmackloser geht es nicht mehr, höchste Zeit eine Veränderung bei den führenden Vertriebsstrategen zu erwarten. Herr Tavares räumen Sie auf, bevor diese Herren verbrannte Erde hinterlassen und ihnen profitabel den Rücken kehren.


Claus-Henrick Estorff

17.04.2018 - 10:16 Uhr

Es stimmt schon nachdenklich, dass wir die Nachricht zuerst aus der Presse erfahren:-(


Annotator

17.04.2018 - 12:02 Uhr

Leute, die brauchen das Service bzw. Händlernetz.Sonst kann PSA die Rentabilität von Opel gleich vergessen.Also keine Angst.


MB

17.04.2018 - 12:48 Uhr

@Opelaner: die Hoffnung auf Herrn Tavares zu setzen halte ich für...naja Hoffnungslos. Fragen Sie doch mal Peugeot- oder Citroen-Händler ! "Der PSA-Konzern würde mit Vollgas auf der Überholspur laufen, wenn nur die Reifen nicht noch etwas platt wären. Da muss jetzt noch Druck drauf gemacht werden. Die Reifen sind das Händlernetz..." Na dann, viel Amusement mit den neuen Herren aus Frankreich !


Dr. Bartholome

17.04.2018 - 20:11 Uhr

Über die Schritte zur Reduktion der Komplexität und des Verwaltungsaufwandes bei gleichzeitiger Leistungsoptimierung des Netzes (welche Rolle spielen da die Standards?) wird in den nächsten 2 Jahren noch Interessantes zu lesen und zu hören sein! Hat jemand schon einmal den Umfang des § 89 b HGB kalkuliert für Händler, die nicht mehr dabei sein wollen?


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