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Autoverwertung 2.0: "Wir sind mehr als bereit"

20.11.2023 05:10 Uhr | Lesezeit: 8 min
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Moderne Prozesse, IT-gestützte Teileerfassung und Lagerhaltung bieten die Basis für eine funktionierende Gebrauchtteilversorgung mit hochqualitativen Komponenten.
© Foto: net.casion

Der Markterfolg zeitwertgerechter Rep­araturmethoden steht und fällt mit der Verfügbarkeit von kostengünstigen, aber technisch einwandfreien Qualitätsersatzteilen. Ein Besuch bei Autorecycling ­Kempers zeigt die beeindruckende Weiterentwicklung der Autoverwerter-Branche. In Workshops mit Kfz-Versicherungen und Sachverständigen ­präsentieren die an den grünen Kreislauf angeschlossenen Recyclingexperten vor Ort ihre Leistungsfähigkeit.

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In den wenigen Monaten seit der Premiere der nachhaltigen Restwertbörse green.casion bei den Versicherungsforen in Leipzig hat sich eine Menge getan. Die Onlineplattform ClaimParts bietet mittlerweile über 4,2 Millionen zertifizierte Gebrauchtteile und kann über Schnittstellen in gängige Branchen-EDV schnell und einfach durchsucht werden. Die 13 an das System angeschlossenen Autoverwerter haben einen Beirat mit klarem Aufgabenprofil gegründet, nach einer erfolgreichen Versicherungsveranstaltung am net.casion-Standort in Hilden wurde eine ganze Reihe von Vor- Ort-Workshops bei Recyclingunternehmen organisiert.

Überzeugungsarbeit vor Ort

So auch in Meppen bei einem der traditionsreichsten und modernsten Kfz-Verwerter Deutschlands, der Autorecycling Kempers GmbH. Nach der erfolgreichen Durchführung erster Testfelder ist es Zeit für den nächsten Schritt auf dem Weg zum nachhaltigen Schadenmanagement: Dem Bedienen der green.casion-Restwertbörse mit geeigneten Fahrzeugen. Geschäftsführer Michael Kauß und COO Ayton Kempers zeigen sich im AUTOHAUS-Interview zufrieden mit dem bisherigen Fortschritt und haben klare Vorstellungen für das kommende Jahr.

AH: Herr Kauß, in drei Veranstaltungen haben Sie Kfz-Versicherungen und Chef-Sachverständige über den aktuellen Stand bei green.­casion informiert. Mit welchem Ziel?

M. Kauß: Uns ist wichtig, die beiden entscheidenden Branchen in Sachen Kfz-Gebrauchtteile in den persönlichen Austausch zu bekommen. Die Kfz-Versicherungen bringen geeignete Unfallfahrzeuge in den grünen Kreislauf ein und sollen dies aus Überzeugung tun. Immerhin ist dafür ein Umdenken in Sachen Restwertgeschäft notwendig. Die Autoverwerter wiederum haben die Technik und das Know-how, die Fahrzeuge unter Einhaltung modernster Standards zu zerlegen.

So werden qualitativ hochwertige Gebrauchtteile gewonnen und über die Online-Plattform ClaimParts den Werkstätten, Kfz-Sachverständigen und Versicherungen zur Verfügung gestellt, wenn es um die zeitwertgerechte Reparatur von Unfallschäden geht. Nur wenn beide Seiten eng und vertrauensvoll über die von uns gelieferte Technik zusammenarbeiten, funktioniert der Kreislauf wie gewünscht. Daran arbeiten wir in den Workshops gemeinsam und hatten bereits Abordnungen von 17 namhaften Kfz-Versicherungen am Start.

Bewährte Prozesse neu eingesetzt

AH: Herr Kempers, was ändert sich durch die Anbindung an eine grüne Restwertbörse bei Ihrem Unternehmen?

A. Kempers: Auf der einen Seite nur sehr wenig, auf der anderen eine ganze Menge. Als modernes Verwertungsunternehmen, das auch im Auftrag der Fahrzeughersteller arbeitet, sind wir es gewohnt, mit top-aktuellen Modellen umzugehen und dabei höchste Standards in Sachen Sicherheit, Nachhaltigkeit und Umweltschutz einzuhalten. Auch die technische Anbindung an eine neue Bezugsquelle für Unfallfahrzeuge und die Umsetzung der Prozesse bei uns im Haus war keine Herausforderung. Zerlegung, Katalogisierung, Lagerung und Verpackung – unterstützt von digitaler Hightech – sind unser Tagesgeschäft. Was sich grundlegend geändert hat, ist das kombinierte Geschäftsmodell Gebrauchtteilehandel und Restwertbörse. Bisher war die Erfolgsquote eher gering – selbst bei einem Höchstgebot war nicht sichergestellt, dass das Fahrzeug tatsächlich auf unserem Hof landet.

Dies sieht bei der Live-Auktion über green.casion glücklicherweise anders aus: Egal, ob wir oder einer unserer Verwerterkollegen den Zuschlag erhalten, das Auto ist komplett reguliert und kann zerlegt werden. Da der grüne Kreislauf 30 genau definierte Ersatzteile umfasst, können wir alle anderen Komponenten separat vermarkten – eine echte Win-win-Situation. Die Qualität der ausgebauten Gebrauchtteile inklusive ihrer Funktionalität wird streng überprüft, die Standards orientieren sich am OEM-Niveau. Versehen mit eindeutigen Teilenummern und Farbcodes kommen sie in unser strukturiertes Lagersystem, bis sie für die Unfallinstandsetzung eines vergleichbaren Modells benötigt werden. Wir können unsere bewährten Prozesse also gewinnbringend für einen zusätzlichen Kanal im Ein- und Verkauf nutzen – so gesehen werden auch die über green.casion erzielten Restwerte für die Versicherungswirtschaft attraktiv bleiben.

Fahrzeuge und Partner anbinden

AH: Wie sehen die nächsten Schritte aus, was ist für 2024 geplant?

M. Kauß: Unser erklärtes Ziel ist es, das nachhaltige Schadenmanagement mit Leben zu erfüllen. Dazu brauchen wir vor allem Fahrzeuge und in einem zweiten Schritt Ersatzteile. Wichtig ist es deshalb, möglichst früh im Regulierungsprozess geeignete Totalschäden zu erkennen und diese in green.casion einzusteuern. Die Abläufe und die zugrundeliegende Technik funktionieren. Kernaufgabe wird also sein, die Prozesse im Zusammenwirken von Versicherung, Verwertern, ClaimParts und green.casion weiter zu optimieren. Hierfür haben wir gemeinsam Vorgaben definiert, bei denen es etwa um die Marken oder die Art der Beschädigungen an den Fahrzeugen geht. Sobald sich das System in der Praxis bewährt hat, kommen die nächsten Modelle dazu – der Gebrauchtteilpool wird also stetig wachsen.

Ein weiterer wichtiger Schritt wird Anfang des kommenden Jahres die Anbindung von über 1.300 Reparaturwerkstätten per Schnittstelle sein. Bei der Kalkulation eines Unfallschadens über DAT werden dem Anwender automatisch geeignete Gebrauchtteile als Alternative angezeigt, wenn diese verfügbar sind. Entscheidet sich der Fahrzeughalter für die nachhaltige Reparatur, werden diese über ClaimParts bestellt und vom entsprechenden Verwerter geliefert. Auch in diesem Bereich wollen wir weitere Partner gewinnen. Um die notwendige Qualität gewährleisten zu können, wird der Pool der Recyclingpartner wahrscheinlich auf maximal 25 der namhaftesten Verwerter in Deutschland beschränkt bleiben.

Kreislaufwirtschaft ist die Zukunft

AH: Herr Kempers, die nötigen Prozesse stehen also bereits – was erwarten Sie vom Konzept der nachhaltigen Reparatur?

A. Kempers: Wir freuen uns über die neuen Chancen, die uns die zeitwertgerechte Unfallinstandsetzung bringt. Mein Vater, der das Geschäft schon seit vielen Jahren betreibt, hatte die Hoffnung, dass der groß angelegte Einsatz von Gebrauchtteilen in Reparaturbetrieben noch kommen würde, schon fast aufgegeben. Aber Nachhaltigkeit ist bei Kempers und den anderen Mitgliedern des Verwerter-Beirates nicht nur ein Schlagwort, sondern unsere tägliche Arbeit.

Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen und Kreislaufwirtschaft werden zu absoluten Schlüsselaufgaben werden. Deswegen bereiten wir uns aktuell mit dem Neubau einer Demontagehalle und zusätzlichen acht Zerlegeplätzen aktiv auf das vor, was kommt. In unserer unmittelbaren Nachbarschaft entsteht ein Batterie-Recyclingzentrum, so dass wir E-Fahrzeuge in einem Prozess nicht nur zerlegen, sondern auch die Wiederverwertung der Akkus gleich mit anstoßen können. Wir sind also mehr als bereit!

AH: Vielen Dank für dieses Gespräch. (kt)
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Gemeinsam mit Kfz-Versicherern werden die nächsten Schritte in Sachen green.casion besprochen.
© Foto: net.casion
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KOMMENTARE


Tom

04.04.2024 - 12:59 Uhr

Die Ersatzteile die wir bestellt haben war 1A! Super Qualität! Hervoragende Firma.


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