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Insolvenzfall Auto Wichert: VW-Handelssparte rettet Hauptbetriebe

04.05.2020 14:12 Uhr
Insolvenzfall Auto Wichert: VW-Handelssparte rettet Hauptbetriebe
Zukunft gesichert: Elf Standorte der insolventen Auto Wichert GmbH bekommen neue Besitzer. Im Bild der VW-Betrieb in der Segeberger Chaussee.
© Foto: VGRD

Im Fall der insolventen Auto Wichert GmbH gibt es eine Fortführungslösung – zunächst für elf Standorte und 750 Mitarbeiter. Neben der VGRD schlägt auch die Autohof Reimers GmbH zu.

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Volkswagen sichert den Metropolmarkt Hamburg. Nach der Insolvenz der Auto Wichert GmbH übernimmt die Volkswagen Group Retail Deutschland GmbH (VGRD) die Hauptstandorte des großen Konzernhändlers. Zwei weitere Niederlassungen gehen an die Autohof Reimers GmbH. Darauf haben sich die Geschäftsführung, Sachwalter und Gläubigerausschuss mit den Käufern verständigt. Über die wirtschaftlichen Bedingungen und Vertragsdetails wurde Stillschweigen vereinbart. Mit dem Betriebsübergang wird Ende Juli 2020 gerechnet.

Nach Angaben vom Montag erwirbt die VGRD über eine ihrer Hamburger Tochtergesellschaften vier Betriebe im Stadtgebiet. Dabei handelt es sich um die Standorte in der Langenhorner Chaussee/Stockflethweg, im Bornkampsweg, in der Wendenstraße/Ausschläger Weg und in der Segeberger Chaussee. "Mit dem Fortbestand der Standorte stellen wir sicher, dass den Hamburger Kunden auch künftig in räumlicher Nähe und in gewohnt hoher Qualität die Angebote unserer Marken bereitgestellt werden", teilten die Geschäftsführer der Hamburger Volkswagen und Audi Gesellschaften, Martin Werhand, Markus Keller und Henri Strübing, mit.

Die VGRD übernimmt 695 Beschäftigte, darunter sämtliche der ca. 150 Auszubildenden von Auto Wichert. Für rund 300 Arbeitnehmer, die nicht weiterbeschäftigt werden können, soll es mit Unterstützung des Autokonzerns eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft geben – je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit mit bis zu zehn Monaten Verweildauer. Dort soll den Mitarbeitern eine berufliche Neuorientierung ermöglicht werden.

Autohof Reimers kauft die Servicebetriebe Holsteiner Chaussee in Hamburg und Ohechaussee in Norderstedt mit 55 Mitarbeitern. "Wir sind von den Potentialen und Zukunftsaussichten der beiden neuen Standorte zutiefst überzeugt und werden diese gemeinsam mit unserem erfahrenen Team und den neuen Kollegen zum maximalen Erfolg führen", sagte Inhaber Gerd Reimers. Das traditionsreiche Familienunternehmen vertritt die Marken Audi, VW, VW Nutzfahrzeuge, Skoda und Seat bislang an sieben Standorten, hauptsächlich in Schleswig-Holstein. Die Belegschaft zählt rund 300 Mitarbeiter.

"An das wirtschaftlich maximal Mögliche gegangen"

Der Sanierungsexperte Thorsten Bieg von der Kanzlei Görg sagte: "Wir freuen uns, in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten eine realistische und dauerhafte Lösung gefunden zu haben, mit der wir einen beträchtlichen Teil der Arbeitsplätze sichern konnten. Alle Parteien sind bezüglich dessen an das wirtschaftlich maximal Mögliche gegangen." Bieg bildet gemeinsam mit den Wichert-Verantwortlichen Bernd Glathe, Bernd Kußmaul und Bernd Lindemann sowie seinem Kollegen Gerrit Hölzle in der Eigenverwaltung die Geschäftsführung der Autohausgruppe.

Sachwalter Sven-Holger Undritz von der Kanzlei White & Case, betonte: "Das jetzt erreichte Ergebnis ist vor allem eine bemerkenswerte Teamleistung in schwierigen Zeiten, deshalb gilt mein Dank allen Beteiligten, die sich für die Zielerreichung so konstruktiv eingesetzt haben." Der Rechtsanwalt ist vom Amtsgericht Hamburg eingesetzt, um das Unternehmen während der Eigenverwaltung zu überwachen und Gläubigerinteressen zu wahren.

Verhandlungen laufen weiter

Bis zum Vollzug der Übernahmen bleibt die bisherige Geschäftsführung von Auto Wichert im Amt und steht darüber hinaus noch für eine sich anschließende Integrationsphase zur Verfügung. Für die übrigen Standorte mit rund 270 Arbeitnehmern geht die Suche nach Übernehmern unterdessen weiter. Ergebnisse daraus seien frühestens in den kommenden Wochen zu erwarten, hieß es.

Auto Wichert hatte Mitte Februar die Eröffnung eines Eigenverwaltungsverfahrens beantragt (wir berichteten). Das Verfahren war notwendig geworden, da eine nachhaltige Unternehmensfinanzierung nicht mehr gewährleistet war. Die Gruppe ist größter Händler für die Marken Audi, Seat, Skoda, VW Pkw und VW Nutzfahrzeuge im Großraum Hamburg. Zuletzt beschäftigte man nach eigenen Angaben rund 1.350 Mitarbeiter an 23 Standorten. (rp)

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KOMMENTARE


Renato

04.05.2020 - 16:55 Uhr

Für den Standort Hamburg ist das eine gute Nachricht. Auch die betroffenen Mitarbeiter werden aufatmen können, es geht weiter und der Investor steht auf sicheren Füßen. Aber es gibt auch ein paar Tränen - nämlich mit Wichert verschwindet ein weiteres privates Autohaus von der Bildfläche. Irgendwie habe ich das Gefühl, viele Händler versuchen ihr Glück in Übernahmen bzw. Fusionen, d.h. schnelles Wachstum mit geringer Kapitaldecke. Genau das spielt den Herstellern in die Karten und sie können oft die Sahnestückchen für „Kleines Geld“ sich selbst einverleiben.


Matthias Born

04.05.2020 - 17:27 Uhr

Ich wünsche allen Wichert-Leuten, die von der Retail übernommen werden, eine gute Eingewöhnung! Da bekommt die Retail viele richtig gute Leute! Im Nutzfahrzeugbereich könnte nun Mercedes der lachende Dritte in Hamburg sein.


Frank Meier

04.05.2020 - 17:55 Uhr

Ich leses hier "Elf Betriebe werden übernommen". Allerdings werden nur sechs (acht) aufgezählt. Welche Betriebe haben denn noch das Glück bei der VGRD zu landen?


Wichertkunde

05.05.2020 - 09:26 Uhr

Ich bin immer noch überrascht von dieser ganzen Geschichte. Gerade noch teure Neubauten hingesetzt und Teile von Tiedtke übernommen und kurz danach pleite. Wie man als Manager eines solchen Unternehmens so daneben liegen und ein Unternehmen so gegen die Wand fahren kann? - Ich kann's nicht verstehen. Ich bin gespannt, was mit meinem Seat-Standort von Wichert in Norderstedt passieren wird.


Online-Redaktion AUTOHAUS

05.05.2020 - 11:44 Uhr

@Herrn Meier Zu Ihrer Frage: Das hängt damit zusammen, dass Auto Wichert an manchen Standorten mehrere Betriebe hat. So gibt es etwa am Stockflethweg ein VW- und ein Seat-Autohaus. Am Bornkampsweg sind es auch zwei VW-Betriebe. Herzliche Grüße, Ihre AUTOHAUS-Online-Redaktion


tobi

07.05.2020 - 13:59 Uhr

Vielen Dank für den tollen Artikel, gibt es denn auch Informationen, was mit dem lukrativen Skoda-Betrieb in Norderstedt geplant ist? Grüße Tobi


Christian Jesse

07.05.2020 - 20:33 Uhr

Das war ja klar das VW sich die Filetstücke sichert. Es ist immer das gleiche Spiel.Der Händler baut für den Hersteller schöne Glaspaläste. Wenn das dann nicht so läuft werden die Kreditlinien von VW/ Audi aufgekündigt und der Händler muss aufgeben. Und dann wird das Geschäft selber betrieben. Das zeigt wie abgekartertdas ganze immer abläuft.


Horst

08.05.2020 - 10:33 Uhr

Ich stell mir die Frage ob VGRD wirklich der RETTER ist. Wenn man sich die Berichte über die Privatgeführten Betriebe in München und Berlin anschaut ( auch große Betriebe in der Insolvenz und übernommen von VGRD ), sieht man die ganze Sache etwas anders. Ich persönlich stelle VGRD nicht als RETTER hin.


Andy Geisler

23.05.2020 - 23:58 Uhr

Das uralte J.P.Morgan Prinzip. Immer wieder das gleiche abgekartete Spiel. Kredite einfach nicht mehr verlängern. So wird man schnell reich. VW macht es genauso wie Banken. - Moment mal - VW ist ja auch eine Bank! Ich habe miterlebt wie Wichert mit sehr viel Herzblut von einer schnuckeligen kleinen Filiale in einer unscheinbaren Nebenstrasse immer größer geworden ist. Und schließlich der größte Händler in der Region Hamburg wurde.Gesund mit Eigenmitteln wachsen ist immer noch das Beste. Zwar etwas langsamer, aber was solls. Man kann nur ein Steak am Tag fressen. Dagegen frißt Gier häufig Hirn. Schade.


N. Maischak

01.07.2020 - 16:06 Uhr

Wie geht es nun bei Wichert weiter? Mein Golf läuft noch bis Ende diesen Jahres im Leasing , meldet sich VW bei mir oder muss ich warten, bis die sich melden?


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